© Avantis Energy
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Wie schmecken Windkraftanlagen?

Ein Diskussionsbeitrag zur Ästhetik von Windkraftwerken - vom Künstler und Medienprofessor Johann Moser

In den vergangenen Wochen gab es eine intensive Diskussion in lokalen Medien über Windkraft im Mühlviertel. Auslöser waren Widerstände gegen eine angedachte Errichtung eines Windparks in Windhaag/Leopoldschlag. Die Proponenten luden zu einer Informationsveranstaltung ein, um Kritik hinter vorgehaltener Hand zu begegnen.

Als Geschäftsführer der Fa. Neue Energie GmbH bin ich über das neue Projekt informiert, stehe Windkraftprojekten grundsätzlich positiv gegenüber und möchte zu den aktuellen Diskussionen und Einwänden Stellung beziehen. Das neue Projekt wird übrigens nicht von den Betreibern des Windparks Spörbichl vorbereitet.

Ich zitiere einige Einwände, die in den Medien kolportiert wurden:
Einige Anrainer befürchten eine nachhaltige Verschlechterung ihrer Wohnqualität und massiv negative Auswirkungen auf die weitere Siedlungstätigkeit im Markt. Außerdem wird mit einem nicht zu verantwortendem Eingriff in die gesunde Natur und das typische Landschaftsbild argumentiert. ’Windräder sind typisch für Küstenlandschaften, nicht für das Mühlviertel’, … die Anrainer befürchten Lärmbelästigung und Schattenwurf. (Tips, 2.12.2009, Seite 2)

Die Befürchtungen sind so alt wie die Geschichte der modernen Windkraftanlagen

Die Befürchtungen sind so alt wie die Geschichte der modernen Windkraftanlagen. Veränderung des gewohnten Landschaftsgefühls, Lärm, Schattenwurf. Nur von den toten Vögeln hat hier noch niemand geschrieben. Aber die gibt es eben nicht, das entspricht auch der Erfahrung der ersten 10 Jahre Windpark Spörbichl.

Der Errichtung eines Windparks geht eine strenge Prüfung verschiedener Faktoren voraus:

Abstände und Lage der Häuser in der Umgebung für Lärm- und Schattenwurf. In Spörbichl waren 300m Abstand nötig, die aktuelle Anlagen (Vorderweißenbach) erfordern bereits 700m bis 1000m Abstand. Genaue Gutachten geben genau an, welche Fenster zu welchen Zeiten und unter welchen Bedingungen von einem Schattenwurf betroffen sind. Es geht meist um ein paar mögliche Jahres-Stunden (!) im Winter bei Morgen- oder Abendsonne. Auch beim Lärm kann ich entwarnen: Bei heftigem Wind sind die Umgebungsgeräusche (Bäume) lauter. Besonders streng wird ein Windpark vom Landschaftsschutz geprüft.

Kein Lärmproblem

Alfred Klepatsch, direkter Anrainer des Windparks in Spörbichl: ’Allerdings kann von einem Lärmproblem nicht die Rede sein. Ich wohne etwa 300m von den Windrädern entfernt, man hört sie schon hin und da, aber es ist nie eine Belastung.”

Zurück zu den Anrainer-Befürchtungen. Die Spörbichler Dorfgemeinschaft ging 1998 etwas klüger vor. Nach einem ersten Gespräch mit den potentiellen Anrainern des Windparks Spörbichl haben die Spörbichler den Windpark Eberschwang/OÖ. besucht und vor Ort geprüft, ob die Windkraftanlagen eine optische, akustische oder sonstige Belastung seien. Sie haben sich vom Gegenteil überzeugt: Spörbichl ist imagemäßig aufgewertet worden, Windhaag hat den Europäischen Solarpreis erhalten und ich erinnere mich noch an die Zeit nach Inbetriebnahme Ende 1999: Es gab einige besorgte Anrufe von Anrainern, allerdings nur dann, wann die Anlagen nicht in Betrieb waren: Warum sie nicht laufen, ob eh alles in Ordnung sei!

Horror-Visionen verängstigen nur

Den Bock der Windkraft-Gegner schießt ein (befreundeter) Künstler ab, indem er als ästhetisch Betroffener eine Horror-Vision sieht: Das Wald- und Mühlviertel mit Windrädern überzogen! (W.B.) Das ist aufgrund der Zersiedelung des Mühlviertels schlicht unmöglich. Wenn wir keine anderen (Energie-)Sorgen haben, dann ist ja alles in Ordnung!

Keine Angst, Walter, die Naturlandschaft des Mühlviertels ist eine Kulturlandschaft (Agrikultur), hat sich immer wieder verändert und gerade als Künstler sollte man soviel ästhetische Flexibilität aufbringen, auch neue Elemente in der Landschaft zu akzeptieren. Am gleichen Tag, als mich dein Leserbrief-Email erreichte hat mir ein anderer befreundeter Künstler & Kunstprofessor von sich aus von einem Urlaub an der Ostsee erzählt, von den ästhetischen Windkraftanlagen, die man vom Fenster aus sehen (und auch ein bisschen hören) konnte. Er beobachtete ein interessantes, ruhiges Drehen der Räder, die manchmal synchron, manchmal asynchron zu einander sich drehten. So verschieden können Geschmäcker sein.

Keine Angst! Die Windkraftanlagen sind keine nachhaltige Beeinträchtigung: Sie werden nach etwa 20 Jahren wieder abmontiert und haben in dieser Zeit ihren Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung beigetragen.

Irgendwie werden wir unsere Energie gewinnen müssen. Dass das nachhaltig sein muss, sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Gegenden mit unbebauter Landschaft können Windkraft nutzen, andere Gegenden werden stärker auf Biomasse, Solarenergie oder Wasserkraft setzen. Das Beste ist ein Mix aus diesen nachhaltigen Energieformen. Als sinnvoll empfinde ich, dass jeder Ort einen (auch sichtbaren) Beitrag zur eigenen Energieversorgung leistet. Darauf dürfen Orte (wie beispielsweise Windhaag) ruhig stolz sein.

Angst vor nachhaltiger Energiegewinnung ist deplatziert. Angst sollte man nur davor haben, dass wir von unserem fossilen CO2-Trip nicht rasch genug herunterkommen.

Link-Tipp: Johann Mosers interessanter Webblog: standpunkte.at


Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /