© Hans-Josef Fell
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Nach Kopenhagen - Jetzt braucht es eine völlig neue Klimaschutzstrategie

Eine Ansichtssache von Hans-Josef Fell

Nach Kopenhagen - Jetzt braucht es eine völlig neue Klimaschutzstrategie

Klimakonferenzen, so wie wir sie kennen, sind eine Sackgasse. Sie sind schon mental falsch angelegt. In ihnen wird Klimaschutz als eine Last betrachtet. Und dann wundert man sich, dass sich niemand vordrängelt, wenn es darum geht, die Last zu schultern. Die Langsamsten geben das Tempo vor.

Dabei ist Realität, dass Erdöl verknappt und die anderen fossilen Rohstoffe in einen Teuerungssog ziehen wird. Was in Kopenhagen noch als Last gedacht wurde, wird bald als einziger Ausweg erkannt werden. Diejenigen, die dies als erste verstehen, werden als Gewinner aus dieser tiefgreifenden Umwandlung hervorgehen.

Die Beschäftigungen mit Emissionshandel, Clean Development Mechanism und gewaltige staatliche Finanztransfers sind klassische Instrumente der Lastenverteilung und Ausdruck des alten Denkens. Hinzu kommt, dass auch die Staaten der Industrieländer längst kein Geld mehr haben, um so große Anstrengungen aus Haushaltsmitteln bewältigen zu können.

Die Phantasie für grundlegende Veränderungen fehlt. Folglich wird sogar ein 2-Grad-Ziel angestrebt, das von der Wissenschaft bereits als riskant betrachtet wird und bereits große Katastrophen erwarten lässt. Doch nicht einmal Emissionskürzungen waren kompromissfähig, die dieses sogenannte Ziel hätten greifbar erscheinen lassen. Das gegenteilige Misstrauen und der Eigensinn der Staatenlenker waren zu groß.

Ganz anders sieht die Welt aus, wenn die Nutzung der fossilen Energien als Abhängigkeit betrachtet wird, die wir uns schon aus ökonomischen Gründen nicht mehr lange leisten können. Die Umstellung auf Erneuerbare Energien zeigt sich dann als Chance für die Weltwirtschaft.
Eine Klimaschutzstrategie, die auf die Verwirklichung von Nullemissionstechnologien, das heißt im Wesentlichen auf Erneuerbare Energien und Erneuerbare Chemie, sowie auf die aktive Gestaltung von Kohlenstoffsenken setzt, ist möglich und ist die einzige wirkungsvolle Strategie zum Aufhalten der Erderwärmung. Eine solche Strategie benötigt keinen Beschluss der Weltgemeinschaft. Allerdings könnte durch eine Weltklimakonferenz ein solcher Klimaschutzweg beschleunigt werden.

Wir brauchen eine Klimaschutzsstrategie, bei der nicht die langsamsten Staaten das Tempo bestimmen, sondern diejenigen, die am schnellsten sind. Das kann letztlich nur eine Strategie sein, die auf eine technologische Revolution setzt, die auch wenige Staaten in Gang bringen können. Der Wunsch der Staaten, die Vorteile vor den anderen zu ernten, ist dann die beschleunigende Kraft für Klimaschutz. Die Erfolge Deutschlands bei den Erneuerbaren Energien zeigen, wie es gehen kann.

Nationen, die auf eine solche Strategie setzen, werden große ökonomische Vorteile, haben. Ihr technologischer Vorsprung rettet sie aus der ökonomischen Falle der Preissteigerungen konventioneller Rohstoffe und macht sie zum Technologieführer vor anderen Nationen. Sind die Nullemissionstechnologien erstmal vollständig etabliert, so werden Sie über Ihren Kostenvorteil (Vermeidung von immer teurer werdenden fossilen Brennstoffen) den Siegeszug über die gesamte Welt antreten und damit schnell und wirkungsvoll den Klimaschutz befördern.

Entscheidende politische Maßnahmen dafür wären staatliche Regulationen und Gesetze, die private Investitionen in Klimaschutz besser stellen als Investitionen in Klimazerstörung. Dies bedeutet, dass zukünftig Renditen in Klimaschutzinvestitionen rentabel sein müssen und nicht Investitionen, die das Weltklima zerstören.

Hans-Josef Fell MdB ist Sprecher für Energie der Bundestagsfraktion
Bündnis 90/ Die Grünen (Deutschland)

GastautorIn: Hans-Josef Fell für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /