© Gerhard Loidl (Land OÖ)
© Gerhard Loidl (Land OÖ)

Strabag erhält Zuschlag für Ausbau von Mochovce

Greenpeace-Kritik am Tabubruch der heimischen Baufirma - Österreich ist gegen Atomenergie- dennoch will eine österreichische Firma in der Slowakei Mochovce ausbauen

Wie die Umweltschutzorganisation Greenpeace erfahren hat, erhielt die Strabag nun definitiv den Zuschlag für den Fertigbau des slowakischen Atomkraftwerkes Mochovce. "Für eine Handvoll Silberlinge verkauft Strabag-Chef Haselsteiner Österreichs Anti-Atompolitik", so die empörte Reaktion von Greenpeace-Sprecher Jurrien Westerhof.

Einer Bekanntgabe des slowakischen Amtes für öffentliches Vergabewesen zufolge wird die Strabag für die Bauarbeiten an den Reaktorblöcken 3 und 4 des Kraftwerkes Mochovce knapp 88 Millionen Euro kassieren - also ein relativ kleiner Auftrag für den heimischen Bauriesen, vergleichbar mit den Kosten von rund zehn Kilometern Autobahn.

Derzeit sind am AKW-Standort Mochovce zwei Reaktoren des Typs WWER 440-213 in Betrieb, einer veralteten sowjetischen Reaktorart aus den frühen 1970er-Jahren. Zwei weitere Reaktoren desselben Typs sollen jetzt neu gebaut werden, entgegen allen gängigen Sicherheitsnormen jedoch ohne Containment. "So würde bereits ein Flugzeugabsturz auf das Kraftwerk mit ziemlicher Sicherheit eine nukleare Katastrophe auslösen, und das gerade einmal 150 Kilometer von Wien entfernt", warnt Greenpeace-Experte Westerhof.

Zudem basiert die Entscheidung, das Atomkraftwerk Mochovce auszubauen, auf einem Beschluss der damaligen tschechoslowakischen Regierung aus dem Jahr 1986. Auch alle Sicherheitsbescheide und technischen Genehmigungen stammen noch aus dieser Zeit. Die aktuelle slowakische Regierung und die italienische ENEL halten allerdings an den Beschlüssen fest, nachdem eine Umweltverträglichkeitsprüfung auf sehr mangelhafte Weise durchgeführt wurde: So hat man beispielsweiseüberhaupt keine Alternativen in Betracht gezogen und damit die Entscheidung, das Kraftwerk auszubauen, eigentlich bereits antizipiert. Dagegen zieht Greenpeace nun rechtliche Schritte in Erwägung. Und nicht zuletzt ist auch für den Atommüll keine andere "Lösung" in Sicht, als ihn am Kraftwerksgelände selbst zu lagern.

Aus all diesen Gründen appelliert Greenpeace an Strabag-Geschäftsführer Hans Peter Haselsteiner, sich aus dem Geschäft mit Mochovce zurückzuziehen: "Wollen Sie für magere 88 Million Euro tatsächlich die gesamte bisherige Atompolitik Österreichs unterwandern, Herr Haselsteiner?", so Westerhofs Frage.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /