© Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART
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Ehre für den Retter Europas

Der Klee bewahrte einst die Böden Europas vor dem Kollaps

Wegen seinen ausserordentlichen Leistungen als Landwirtschaftspflanze wird er nun in einem neuen Handbuch für Pflanzenzüchter geehrt. Mitgeschrieben haben drei Schweizer Forscher.

Dem fleissigen Klee und dem unscheinbaren Gras verdanken wir unsere Milch, unser Fleisch, unser sauberes Grundwasser und sogar die Gesundheit unseres Ökosystems. Nun ist nach einem halben Jahrhundert erstmals wieder ein umfassendes Werk über die Zucht von Klee- und Grassorten erschienen. Mitgeschrieben haben drei Forscher von der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART.

Dieses Wissen ist wichtig, weil auch Klee und Gräser von Krankheiten befallen werden. Darum gibt es heute in Europa allein vom Rotklee 198 und vom Englischen Raigras 963 gezüchtete Sorten. Sie si-chern die Nahrungsgrundlage unserer Nutztiere und erhalten die Fruchtbarkeit der Böden.

Biodünger für Ackerbau

Besonders wichtig ist der Klee für Ackerkulturen wie Mais oder Weizen, wenn in der Fruchtfolge mehrjährige Ansaatwiesen dazwischen geschaltet werden. Der Klee bindet in Wurzelknöllchen Luftstickstoff und gibt dem Boden so auf natürliche Weise Nährstoffe zurück. Das senkt auf Ansaatwiesen den Verbrauch von stickstoffhaltigem Dünger um zwei Drittel. Als Folge gelangt weniger davon in die Gewässer.

Die steile Karriere des Klees begann im 16. Jahrhundert. Damals wurden die Wälder zur Feuerholzgewinnung so stark abgeholzt, dass die Böden Europas ausgewaschen wurden und degenerierten. Die Grundlage für die Nahrungsmittelproduktion drohte zu versagen. Doch dank der Aussaat von Rotklee wurde die Fruchtbarkeit der Böden bewahrt. Der Klee rettete die Böden nicht nur, er steigerte auch ihre Produktivität. Das führte bereits damals zu einer Verdoppelung der Ernten.

Kohlenstoff-Speicher

CO2 das Grasland der Atmo-sphäre langfristig entzieht und als Kohlenstoff im Boden bindet. Dieser Prozess könnte zu einem potenten Mittel gegen die Klimaerwärmung werden, da rund vierzig Prozent der weltweiten Landfläche mit Grasland bedeckt sind. Neuerdings machen Klee und Gras als mögliche Kohlenstoffsenken von sich reden. ART untersucht in einem Forschungsprojekt, wie viel CO2 gebunden wird.

Zum Handbuch für Pflanzenzüchter

Herausgeber des Buches sind Beat Boller von ART, Ulrich Posselt von der Universi-tät Hohenheim (Deutschland) und Fabio Veronesi von der Universität Perugia (Italien). Neben Beat Boller haben die Forschenden Franz Schubiger und Roland Kölliker von ART insgesamt drei Kapitel zur fünfhundert Seiten dicken, englischen Publikation beigetragen. Ferner haben sich 44 Forschende aus 13 Nationen am Werk beteiligt. Darunter Belgien, Grossbritannien, Japan, USA, Frankreich und die Tschechische Republik. Ziel ist es, das Wissen um die Zucht von Futterpflanzen (vor allem Klee- und Grassorten) wieder auf eine aktuelle wissenschaftliche Basis zu stellen. Das letzte, ähnlich umfangreiche Standardwerk erschien vor fünfzig Jahren. Zur Zielgruppe des Buches gehören die Futterpflanzenzüchtung, fortgeschrittene Lernende aus dem Landwirtschaftssektor, die Saatgutbranche und die landwirtschaftliche Beratung.

Buch online bestellen:
http://www.springer.com/life+sci/plant+sciences/book/978-1-4419-0759-2
2 Boller, B., Posselt, U. K. und Veronesi, F. (Eds.). Fodder Crops and Amenity Grasses, Series: Handbook of Plant Breeding, Vol. 5, 523 p., Springer Sci-ence+Business Media, New York. ISBN: 978-1-4419-0759-2


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /