© Viehmann Dominik/pixelio.de
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Ökobilanz des AKW Beznau falsch – unlautere Werbung gehört vom Netz

Undurchsichtige Geschäfte?

Zürich - Die Axpo hat gestern die Befunde einer Greenpeace-Studie bestätigt: In den in Russland gefertigten Brennelementen für das Atomkraftwerk Beznau wird kein Uran aus der Atomwaffenabrüstung verwendet. Statt dessen kommen Verfahren zum Einsatz, die im Axpo-Umweltbericht für das AKW Beznau fehlen. Greenpeace begrüsst, dass die Axpo die Umweltbilanz korrigiert. Als politische Konsequenz fordert Greenpeace ein Kernenergiegesetz, das die AKW-Betreiber zu absoluter Transparenz verpflichtet.

In der Studie «Recycling von Wiederaufarbeitungsuran? Ein Einblick in die Geschäfte der Schweizer Atomindustrie mit russischen Brennstoffproduzenten» hat Greenpeace im Sommer 2009 die undurchsichtigen Geschäfte der Schweizer Atomindustrie mit russischen Brennelementherstellern ausgeleuchtet. Die heute von der Axpo veröffentlichten Resultate der Abklärungen bei ihren russischen Uran-Lieferanten geben den Befunden der Studie recht. Bis die Umweltdeklaration für das AKW Beznau angepasst ist, verlangt Greenpeace die Entfernung der Deklaration vom Netz. Greenpeace begrüsst, dass die Axpo einen Schritt Richtung Transparenz der Nuklearbrennkette gemacht hat. ‘Ärgerlich bleibt wie Axpo in den vergangenen Monaten in ihrer millionenschweren Porpaganda mit falschen Annahmen die Atomenergie weiss zu waschen versuchte’, sagt Stefan Füglister, Verfasser der Greenpeace-Studie.

Axpo erwähnt in ihrer heutigen Medienmitteilung nur, dass sich der CO2-Wert unwesentlich erhöhe. Für die Erstellung der Ökobilanz entscheidender ist jedoch die gesamte ausgestossene Schadstoffmenge, (z.B. radioaktive Substanzen) durch den neu offen gelegten Verarbeitungsprozess. Russisches Kernmaterial aus Schiffsreaktoren wird in Russland in der Anlage in Majak aufgearbeitet und danach in Brennstäbe für Schweizer AKW eingearbeitet. Wie Axpo die Umweltwerte berechnen will, bleibt ein Rätsel, hat doch selbst die Internationale Atomenergie-Agentur IAEA kein Zutritt zur genannten Anlage. Die Umgebung von Majak ist ähnlich stark radioaktiv verseucht wie die Sperrzone um Tschernobyl.

Auch nach den neusten Informationen der Axpo bleiben die Zwischengeschäfte im Dunkeln. Zudem ist es inakzeptabel, dass sich die andern AKW-Betreiber in der Schweiz nach wie vor hinter dem Geschäftsgeheimnis verschanzen und keine Angaben zu ihren Urankreisläufen machen. Greenpeace verlangt deshalb eine Verschärfung des Kernenergiegesetzes, wie sie die in der Wintersession eingereichte Motion von Nationalrat Geri Müller und über 30 Mitunterzeichnende fordert: Das Gesetz soll dahin gehend präzisiert werden, dass die AKW-Betreiber über alle Verarbeitungsstufen des Urans lückenlos Buch führen müssen (siehe Box). Nur so kann verhindert werden, dass bestimmte Materialtransaktionen gar nicht zurückverfolgt werden können und, wie im Fall des AKW Beznau, ein Teil des Schweizer Materials am Ende in russischen Reaktoren vom Typ des Unfallreaktors Tschernobyl verbrannt wird.


Studie unter:
www.greenpeace.ch/fileadmin/user_upload/Downloads/de/Atom/2009_Stu_Wiederaufbereitungsuran.pdf


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /