© Rehau
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Schluss mit Eis und Schnee

Geothermisches Brückenheizungssystem in Berkenthin

Fahrbahnoberflächen von Brücken vereisen im Winter wesentlich schneller als freie Streckenabschnitte und erhöhen damit das Unfallrisiko deutlich. Um dieser Gefahr zu begegnen, werden dort vermehrt Streusalze oder Taumittel eingesetzt, die allerdings die Umwelt und auch das Bauwerk stark beeinträchtigen können. Rehau hat sich dieses Problems angenommen und im Rahmen eines Forschungsprojektes, das von der deutschen Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) initiiert und von der Rheinisch-Westfaelischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) sowie der Universität der Bundeswehr München ausgeführt wurde, ein Rohrsystem für eine geothermische Brückenheizung entwickelt. Die ebenso umweltfreundliche wie wirksame Methode kommt nun erstmals in einer Brücke in Berkenthin, nahe Lübeck zum Einsatz.

Entwicklung des Systems

Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens war ein Rohrsystem für Asphaltbeheizungen zu entwickeln, das robust genug ist, den hohen Temperaturen von etwa 240°C bei der Verlegung im Gussasphalt standzuhalten. Zunächst wurde bei Laborversuchen an der Universität der Bundeswehr in München das Verhalten verschiedener Rohre bei Kontakt mit 240°C heißem Gussasphalt getestet. Anschließende praxisnahe Verlegeversuche zeigten, dass keines der auf dem Markt verfügbaren Rohre den Anforderungen vollständig genügte. Deshalb entwickelte REHAU für diese Anwendung ein Rohrsystem aus hoch temperaturbeständigem vernetzten Polyethylen (PE-Xa), das trotz einer integrierten 0,4 Millimeter dicken Aluminiumschicht nur eine geringe Gesamtwanddicke aufweist, wodurch ein geringer Wärmedurchlasswiderstand sichergestellt werden kann. In weiteren Tests und Pilotbaustellen konnte die Formstabilität des Rohres sowie die Einhaltung aller funktionsrelevanten DIN-Vorgaben nach dem Einbau erfolgreich nachgewiesen werden.

Das Bauvorhaben in Berkenthin

Im Südosten von Schleswig-Holstein entsteht derzeit Deutschlands erste Straßenbrücke mit integrierter Fahrbahnbeheizung. Um die 59 Meter lange Brücke, die bei Berkenthin über den Elbe-Lübeck Kanal führt, auch im Winter eis- und schneefrei zu halten, wird die Kraft der Erdwärme genutzt. Umgekehrt soll im Sommer die überschüssige Wärme in der Fahrbahndecke ins Erdreich abgeleitet werden, um das Bauwerk zu schonen, den Verschleiß der Asphaltdecke zu verringern und durch die Wärmeeinleitung in die Geothermieanlage die thermische Regeneration zu unterstützen.

Für die Beheizung der Brücke entziehen Erdwärmesonden dem Boden Wärme und versorgen in Kombination mit einer Wärmepumpe die dicht unter der Fahrbahn verlegten Rohre mit der erforderlichen Wärme. Eine intelligente Mess- und Steuertechnik überwacht dabei dauerhaft die Temperaturen auf der Fahrbahn und der Umgebung. Wird die kritische Temperaturgrenze von 4°C erreicht, wird der Heizbetrieb aktiviert. Erreicht der Fahrbahnbelag hingegen im Sommer 50°C wird der Kühlbetrieb zugeschaltet und die Wärme über die Erdwärmesonden in den Boden abgegeben.

Bis Mitte 2010 werden die Brückenbauarbeiten noch andauern. Hierbei werden insgesamt etwa 6.300 Meter der Rohre zum Einsatz kommen und für eine umweltfreundliche Temperierung der Brücke sorgen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /