Verkehrskontrolle in Wien - unnötiger Kraftstoffverbrauch und mehr...

Ernüchterung über den Umgang des Innenministeriums mit den Umweltschutzverpflichtungen - EIN LESERBRIEF

Die Vermeidung von unnötigem Kraftstoffverbrauch, umweltschädigender Luftverschmutzung und hoher Lärmbelastung, sind für das BMI in Ausübung seiner Tätigkeit offensichtlich keine berücksichtigungswürdigen Kriterien.

Grundsätzlich vorweg, ich bin ohne Einschränkung für eine strenge und flächendeckende Polizeikontrolle auf den Straßen. Was ich aber am Freitag den 19. März 2010 in Wien erlebt habe, hatte nichts mit einer sinnhaften Verkehrskontrolle zu tun. Eher entstand bei mir der Eindruck einer zweifelhaften Machtdemonstration. Früher gingen hochrangige Beamte in den Club45 um etwas gegen ihre Langeweile zu tun. Heute kreist man eben so zum Spaß mit dem Hubschrauber über ein lahmgelegtes Stadtviertel.

Gegen 20:30 fuhr ich von der Wienzeile kommend, stadtauswärts auf die Grünbergstraße auf, um sofort im Stau zu stehen. Alle drei Fahrspuren waren von Beginn der Grünbergstraße an zugeparkt soweit das Auge reichte. Es hat eine Stunde gedauert, bis ich die Bergkuppe (ca. 1 Km) erreicht hatte und die Ursache des Staus für mich erkennbar wurde. Genau auf der Höhe der Grünbergstraße - vor der Edelsinnstraße - hat eine Verkehrskontrolle die drei Fahrspuren auf eine Fahrspur eingeengt. Allerdings wurde hier - wenigstens in der Zeit, wo ich die Stelle passierte - nicht kontrolliert. Es standen lediglich zwei private PKW, die offensichtlich bereits stillgelegt waren und einige Polizisten herum. Diese "Amtshandlung" hat geschätzte 700 PKW/Stunde zum Stillstand gebracht. Außerdem entstanden am Berg vor mir eine Reihe gefährlicher Situationen, weil ca. 20 AutofahrerInnen aus allen drei Fahrspuren über die doppelte Sperrlinie in den Gegenverkehr gewendet haben, um wieder stadteinwärts zu fahren. Eine stehende Polizeistreife bei der Tivoligasse hat das aber anscheinend nicht gestört. Jedenfalls konnte ich nicht feststellen, dass ein Verkehrssünder aufgehalten wurde. Danach ging es zügig bis kurz vor die Auffahrt zur Südosttangente. Hier stand wieder eine Verkehrskontrolle und hier wurde auch ich höflich kontrolliert. Auf meine Frage, wer diese Aktion angeordnet hat, gab ein Beamter zur Auskunft: "von höchster Stelle, sie kreist eh oben im Hubschrauber herum".

Aus den Medien habe ich dann erfahren, worum es bei der Aktion im Detail ging und dass schwerpunktmäßig junge Lenker in teuren Autos mit ausländischem Kennzeichen kontrolliert wurden. In dieses Schema habe ich sicher ganz gut gepasst: mein PKW ist zwar gut im Schuss, aber allerdings Baujahr 96 und ich habe es bis zu Pensionierung auch nicht mehr sehr lange. Meine für mich noch immer jugendliche Frau auf dem Beifahrersitz hat das selbe Baujahr wie ich. Einzig mein Kärntner Kennzeichen könnte eventuell Anlass zur Kontrolle gegeben haben.

Wenn wir heute täglich über die dringende Notwendigkeit eines verantwortungsvollen Umganges mit der Natur sprechen und wenn die Erreichung der Klimaschutzziele zum Hauptthema in allen Lebensbereichen wird, dann sollte sich wohl auch gerade eine Exekutivbehörde zur Gesamtverantwortung bekennen, indem durch wissentlich gesetzte Maßnahmen nicht unnötig Kraftstoff verschwendet, und die Luft geschädigt wird. Ich habe bereits zwei strenge Verkehrskontrollen auf der Tauernautobahn mit Vollsperre erlebt. Hier gab es keine nennenswerte Verkehrsbeeinträchtigung. Es geht also auch anders. Der Grünberg in Wien ist wohl der denkbar schlechteste Ort für eine derartige Aktion.

Peter Baumgartner
Novemberstraße 30
A-9300 St. Veit a. d. Glan



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