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ÖAMTC-Test: Fahrräder mit Elektroantrieb haben den Entwicklungssprung vom Exoten zum Gebrauchsrad geschafft

Fünf Mal Note "sehr gut" vergeben - kleine Schwächen und Nachbesserungsbedarf haben aber alle zehn getesteten Modelle

Wien - Das Fahrrad ist für viele Menschen nicht nur ein Sportgerät für die Freizeit, sondern auch ein attraktives alternatives Fortbewegungsmittel zu Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Was allerdings beim Radeln die Freude schmälert, ist, dass man bei Steigungen ins Schwitzen kommt - auf dem Weg in die Arbeit ist das besonders störend. Abhilfe schaffen Fahrräder mit Elektroantrieb - sogenannte Pedelecs - beiden denen im Bedarfsfall ein Motor unterstützend einspringt. Der ÖAMTC hat zehn neue Modelle von verschiedenen Herstellern auf ihre Alltagstauglichkeit geprüft, Preisklasse von 600 bis ca. 3.800 Euro. Fazit: Fünf Räder konnten mit sehr gut bewertet werden, vier mit gut, ein Rad wurde als schlechtestes immerhin noch mit einem befriedigend beurteilt. "Das Ergebnis zeigt, dass Pedelecs keine Exoten mehr sind, sondern dass es bereits eine große und qualitativ gute Auswahl für Jedermanns Geschmack gibt", sagt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl. "Diese Generation E-Fahrräder ist nicht nur für gemütliche Radfahrer geeignet, die sich bei Geschwindigkeiten über 20 km/h nicht verausgaben wollen. Sie sind auch etwas für sportliche Fahrer und liefern den nötigen Funfaktor."

Die getesteten Pedelecs und ihre Bewertung

Bei den mit "sehr gut" beurteilten Rädern überzeugten besonders die vier Modelle mit kraftabhängiger Steuerung: Flyer i:SY, Riese + Müller Jetstream und Kalkhoff Agattu XXL und Hercules Sport SL Lite auf den Plätzen 1 bis 4. Das Winora Mionic de Luxe Alivio auf Platz fünf erreicht als einziges Rad mit Vorderradnabenmotor ebenfalls ein
"sehr gut". "Die kraftabhängigen Räder funktionieren per Antrieb über Tretlager oder Hinterradnaben-Motor. Je stärker der Fahrer in die Pedale tritt, beispielsweise, weil es bergauf geht oder Gegenwind bläst, desto stärker springt der E-Motor unterstützend ein", erklärt der ÖAMTC-Techniker. Alle fünf "sehr gut"-Kandidaten sind durchwegs
solide verarbeitet mit einem stabilen Rahmen und funktionieren gut. Der Unterschied liegt im Detail. Die Summe der kleinen Schwächen war letztendlich ausschlaggebend für die etwas bessere oder schlechtere Reihung im Test. Unter den "sehr gut"-Kandidaten haben das Flyer i:SY und Riese + Müller Jetstream mit Notenschnitt 1,2 die beste Bewertung erhalten. Das Flyer i:sy ist aber vergleichsweise preiswerter (sowohl das Rad selbst, als auch der Ersatzakku) - daher liegt es an erster Stelle. Was kann dieses Rad? Das handliche City-Pedelec auf kleinen Rädern ist ergonomisch durchdacht und lässt sich praktischerweise so klein zusammenschieben, dass es in jeden Kofferraum passt. Auch als ungeübter Fahrer kommt man mit dem Rad leicht zurecht, das Display ist verständlich und übersichtlich. Die Hydraulikbremsen sind sehr gut dosierbar. Das Handling des Akkus ist einfach (bei De-/Montage und Anschluss an die Ladestation). Als Manko im Test fällt auf, dass
die Schaltung zum Teil nur im entlasteten Zustand reagiert.

Alle weiteren Räder im Test verfügen über einen Vorderradnabenmotor, dessen Antrieb über die Trittfrequenz des Fahrers gesteuert wird. Mit gut beurteilt wurden: Schachner City Bike, Pegasus LiTec, Estelle Tour und Victoria Münster. Das einzige
Befriedigend im ÖAMTC-Test geht an das Sl-Zweirad Alu-Rex. Im Vergleich zu den anderen getesteten Rädern zeigt es das größte Verbesserungspotenzial. Fahrzeug und Akku sind relativ schwer, die theoretische Reichweite ist relativ gering. "Außerdem reagiert der Antrieb verzögert auf die Tretbewegungen des Fahrers und das nicht nur beim Anfahren, sondern dummerweise auch beim Aussetzen der Tretbewegung", sagt der ÖAMTC-Techniker. Weiters ist der Akku-Einbau eher umständlich. Die Bremsen sind unzureichend, da zu weich. Bei der Lichtanlage spürt man den Widerstand durch den aktiven Dynamo. Aber auch das Sl-Zweirad wartet mit Pluspunkten auf. So kann der Akku auch im eingeschalteten Zustand geladen werden. Die Verarbeitung ist vollkommen in Ordnung. Das Pedelec hat zwar Minimalausstattung, ist aber für einfache Ansprüche durchaus ausreichend.

Expertentipps für den Kauf eines Pedelecs

"An den Kauf eines Pedelecs sollte man so sorgfältig herangehen wie an einen Schuheinkauf," sagt der ÖAMTC-Techniker und gibt folgende Tipps:

* Informationen einholen, ob der Kauf des Pedelecs eventuell durch eine E-Mobilitätsinitiative gefördert wird. * Einen Händler aufsuchen, der möglichst mehrere Fahrradmarken mit unterschiedlichen Antriebskonzepten anbietet.
* Vor dem Kauf abklären, wie und wo das Pedelec eingesetzt werden soll - auf kurzen Strecken, auf steilem oder ebenem Gelände, für langsame oder sportliche Fahrten. "Unbedingt eine Probefahrt vornehmen, schließlich ist das Pedelec eine größere Investition", sagt der ÖAMTC-Techniker.

* Ergonomie - braucht man einen niedrigen Fahrradrahmen, welche Sitzposition ist angenehm, wird man eher sportlich oder gemütlich unterwegs sein - dann muss man die gebeugte oder aufrechte Sitzposition des Fahrers bedenken.

* Vor dem Kauf die Bedienungsanleitung studieren. Sie gibt Aufschluss über Garantiefristen für Pedelec und Akku, die maximale Belastbarkeit und die theoretischen Reichweiten. "Diese können je nach Rahmenbedingungen und Produkt in der Kilometerzahl sehr schwanken", gibt der ÖAMTC-Experte abschließend zu bedenken.

Die Ergebnisse im Detail findet man unter www.oeamtc.at/tests.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /