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Klima-Hilfen statt Kredit-Schulden!

Klima-Hilfen dürfen nicht den Schuldenberg der armen Länder vergrößern

Bonn/Berlin - "Klima-Hilfen statt Kredit-Schulden!" - das fordert die Hilfsorganisation Oxfam von den Industrienationen zum EU-Klimagipfel in Bonn. Die reichen Länder sollen ihre in Kopenhagen gemachten finanziellen Zusagen für Klimaschutz und Bewältigung der Folgen des Klimawandels in armen Ländern als Zuschüsse und nicht in Form vermehrter Kredite leisten.

Jan Kowalzig, Klima-Experte bei Oxfam: "Den armen Ländern ist nicht geholfen, wenn ihnen nun einfach neue Kredite untergeschoben werden, um die vor allem von den reichen Ländern verursachten Klimaschäden zu bewältigen. Wenn ich das Auto meines Nachbarn zu Schrott fahre, biete ich ihm ja auch nicht lediglich einen Kredit für
die Reparatur an."

Erster Schritt der Annäherung

Die Konferenz in Bonn ist ein erster Schritt, um das gestörte Vertrauensverhältnis zwischen den Industrieländern und den vom Klimawandel besonders betroffenen Entwicklungsländern wieder herzustellen. Neben der Debatte über die Rolle von Krediten statt Finanzzuschüssen geht es auch um die Suche nach Instrumenten, mit denen die Klima-Finanzhilfen für die armen Länder bis 2020 mindestens auf die in Kopenhagen versprochenen 100 Millionen US-Dollar jährlich angehoben werden können.

Oxfam schlägt dafür unter anderem die Einführung einer Finanztransaktionssteuer vor. Spekulationsgeschäfte würden mit einer minimalen Steuer belegt. Ein Teil der zu
erwartenden Einkünfte von jährlich etwa 400 Milliarden US-Dollar ließe sich für Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen in den armen Ländern verwenden.

30 Prozent-Klimaziel bringt keinen wirtschaftlichen Nachteil

Die Bonner Konferenz wird laut Oxfam auch davon überschattet, dass vor allem die bisher angebotenen Klimaschutzziele der Industrieländer nicht ausreichen, um die globale Erwärmung auf unter 2°C Grad über der vorindustriellen Durchschnittstemperatur zu begrenzen.

Erst kürzlich hat dazu eine neue Studie der Europäischen Kommission gezeigt: Die Anhebung des europäischen Klimaziels von bisher 20 Prozent Emissionsreduktionen bis
2020 auf 30 Prozent bringt Europa keine wirtschaftlichen Nachteile. Die zusätzlich
nötigen Investitionen werden durch positive Nebeneffekte wieder ausgeglichen - wie sinkende Gesundheitskosten wegen verringerter Luftverschmutzung oder prognostizierte über eine Million neue Arbeitsplätze in den klimafreundlichen Branchen.

Dazu Kowalzig: "Die Anhebung des europäischen Klimaziels auf 30 Prozent ist
unverzichtbar für eine neue Dynamik bei den internationalen Verhandlungen. Wer sich dagegen ausspricht, bremst die klimafreundlichen Branchen aus und vertritt nicht die Interessen der Wirtschaft, sondern die Partikularinteressen der Energiekonzerne und deren Pläne für den Neubau von Kohlekraftwerken und anderen Klimakillern. Angesichts der Millionen Menschen in den armen Ländern, deren Lebensgrundlagen wegen zunehmender Dürren, Unwetterkatastrophen und des Anstiegs des Meeresspiegels bedroht sind, ist diese Haltung gefährlich und verantwortungslos."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /