© Ian Ehm pressefotos.at
© Ian Ehm pressefotos.at

Nachhaltige Lebensmittel aus konventioneller Produktion

Pro Planet- Kennzeichnung für weniger Umweltbelastung und gleichzeitige Einhaltung sozialer Standards

© Ian Ehm pressefotos.at
© Ian Ehm pressefotos.at

Wien-Im Rahmen einer Presekonfererenz stellte gestern die Rewe Group ein mit Caritas und Global 2000 gemeinsam entwickeltes Verfahren zur Bewertung und Kennzeichnung der Nachhaltigkeit konventionell hergestellter Lebensmittel vor. Das Pro Planet Label kennzeichnet Produkte, die die Umwelt während ihrer Herstellung, Verarbeitung oder Verwendung deutlich weniger belasten und deren Produktionsbedingungen außerdem internationalen sozialen Standards entsprechen. Pro Planet ist eine Orientierungshilfe für den Konsumenten, dass diese Produkte einen messbaren Beitrag zum nachhaltigeren Umgang mit natürlichen Ressourcen leisten.

Als erstes Pro Planet Produkt sind ab sofort bei Billa, Merkur, Penny und Adeg österreichische Erdbeeren von 4 Waldviertler Bauern erhältlich, die den aufwendigen Prüfprozess erfolgreich durchlaufen haben und zusätzlich besonders ressourcenschonend verpackt sind.


‘Mit Pro Planet hat der Konsument die Wahl zum umwelt- und sozialverträglichen Konsum und kann nachhaltige Produkte auswählen. Erstmals kommen im Zuge dieses Prozesses sowohl hohe Anforderungen an die Umweltverträglichkeit eines Produktes als auch eine strenge Prüfung der sozialen Standards beim Hersteller zur Anwendung. Dabei werden ökologische und soziale Probleme im Lebenszyklus eines Produktes – die sogenannten Hot Spots – analysiert und von uns in Zusammenarbeit mit einem unabhängigen Expertenbeirat bestehend u.a. aus Caritas und GLOBAL 2000 maßgeblich verringert oder gar aufgelöst. Unser klares Ziel hinter dem aufwendigen Prozess ist es, zusätzlich zum biologischen Bereich, nachhaltigeren Konsum auch in der konventionellen Lebensmittelproduktion zu fördern und Produkte mit nachhaltigem Mehrwert einem Massenmarkt zu attraktiven Preisen anzubieten’, erklärt Frank Hensel, Vorstandsvorsitzender der Rewe International AG, das Pro Planet Label.

Gestartet wurde das Projekt im Bereich Obst und Gemüse. Werner Wutscher, Vorstand der Rewe International AG, zur Implementierung: ‘Ein Teil der österreichischen konventionellen Produzenten dieser Warengruppe wurde bereits Ende 2009, Anfang 2010 von uns gemeinsam mit den Projektpartnern eingeladen, am Pro Planet Labeling Prozess teilzunehmen und auf Basis der Empfehlung im Zuge der Prüfung auch selbst zu profitieren. Nachdem sich der Prozess nur in Zusammenarbeit mit den Lieferanten und Produzenten realisieren lässt, wurden auch Interessensvertretungen wie die Landwirtschaftskammer oder bestehende Prüfungseinrichtungen wie die Agrarmarkt Austria (AMA) über das Projekt informiert.’

Alfred Propst, Direktor des Zentraleinkaufs für Obst und Gemüse, freut sich: "Wir haben bereits in der Vorbereitungszeit eng mit den Lieferanten zusammengearbeitet. Ich bin total überzeugt, dass nachhaltige Produkte einfach Sinn machen! Bereits in den ersten Tagen wurde das Produkt von den Konsumenten und Konsumentinnen extrem gut angenommen. Weitere Produkte im Gemüse- und Obstbereich sollen bald folgen."

Österreichische Pro Planet Erdbeeren als erstes Produkt

Die Erdbeeren aus heimischer konventioneller Landwirtschaft sind das erste Produkt, das bei den Rewe Group Handelsfirmen Billa , Merkur, Penny und Adeg ab sofort mit dem Label Pro Planet gekennzeichnet erhältlich ist. Detaillierte Informationen zum Prüfverfahren und zu allen Produzenten der Erdbeeren finden Konsumenten auf der neu eingerichteten Website www.proplanet-label.at . Im Spätsommer werden voraussichtlich weitere Produkte aus dem Bereich Obst und Gemüse folgen, mittelfristig auch aus anderen Warengruppen.

Ein wichtiger Meilenstein in der Nachhaltigkeitsstrategie der Rewe Group

Die neue Kennzeichnung Pro Planet und der dahinterliegende aufwendige Prozess sind für die Rewe Group ein ganz entscheidender Schritt, um das schon bisher gelebte umfassende Nachhaltigkeitsbekenntnis noch stärker über das Sortiment sichtbar zu machen. Wie schon eine – anlässlich der Präsentation des ‘Lagebericht zur Nachhaltigkeit der Rewe International AG’ im Herbst 2009 beauftragte – Studie von Sophie Karmasin zeigte, erwarten sich die Konsumenten von einem Lebensmittelhändler vor allem den Vertrieb nachhaltiger Produkte.

Ökologische Nachhaltigkeit mit Global 2000- Einstieg über Pstizid-Reduktionsprogramm

Bereits seit 8 Jahren führt die Rewe International AG das von der österreichischen Umweltschutzorganisation Global 2000 entwickelte Pestizid-Reduktions-Programm durch. Nun wurde in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Partnern eine Bewertungsmethode entwickelt, mit der sich wesentliche Nachhaltigkeitsaspekte bei der Bereitstellung von Obst und Gemüse abbilden lassen. Basis des Prozesses ist die Bewertung von Nachhaltigkeitsindikatoren, insbesondere jener des sogenannten ‘ökologischen Rucksacks’. Für die gesamte Kette von Produktion, Lagerung, Verpackung und Transport werden dabei folgende Indikatoren analysiert:

Wasserverbrauch, Flächenbedarf, Nutzung von nicht-erneuerbaren Ressourcen (abiotischer Materialeinsatz), Nutzung natürlicher Rohstoffe (biotischer Materialeinsatz) und Treibhausgasemissionen. Über den ‘ökologischen Rucksack’ hinaus werden einige rein landwirtschaftliche Indikatoren gemessen: Stickstoffbilanz, Phosphor-Bilanz, Humusbilanz und Pflanzenschutzintensität.

‘70 Prozent des weltweiten Süßwasserbedarfs, 38 Prozent des Flächenverbrauchs, 20 Prozent der europaweiten Treibhausgasemissionen, sowie 60 Prozent der Phosphor- und Stickstoffemissionen werden durch die landwirtschaftliche Produktion verursacht. Global 2000 identifiziert im Nachhaltigkeitsprogramm genau diese Probleme im Produktionszyklus, setzt auf Lösungen und schafft Anreize für deren Umsetzung’, erklärt Klaus Kastenhofer, Geschäftsführer Global 2000.

Die Caritas als Partner für soziale Nachhaltigkeit

Die Erhebung der sozialen Verträglichkeit eines Produkts stützt sich im Rahmen des Labeling-Prozesses bei Obst und Gemüse in Österreich auf bestehende Zertifizierungssysteme und wird unter starker Einbeziehung der Caritas durchgeführt. Für große Lieferanten kommt dabei der internationale Menschenrechtsstandard SA8000 der Social Accountability International zur Anwendung, bei dem von Prüfeinrichtungen wie dem TÜV parallel zum Qualitätsmanagementsystem auch die Einhaltung sozialer Mindeststandards überprüft wird. Für kleinere Produktionsbetriebe kommt der international anerkannte Standard GLOBALGAP /GRASP (GLOBALGAP-Risk Assessment on Social Practices) zur Anwendung, im Zuge dessen bei landwirtschaftlichen Betrieben eine Einschätzung der sozialen Praxis durch unabhängige Prüfeinrichtungen vorgenommen wird – anhand von Kriterien wie Versammlungsfreiheit, Diskriminierung, der Bezahlung von Mindestlöhnen etc. Obwohl bei österreichischen Betrieben der Großteil dieser Kriterien schon aufgrund gesetzlicher Normen eingehalten wird, betont Caritas-Präsident Franz Küberl die hohe Relevanz der Einbeziehung sozialer Aspekte in den Prozess: ‘Als Caritas engagieren wir uns auf der ganzen Welt in konkreten Hilfsprojekten für Menschen in Not. Wir setzen uns aber auch weltweit für faire und gerechte Handelsbeziehungen und Arbeitsbedingungen ein, um das Leben von benachteiligten Menschen zu verbessern. Deshalb sind wir der Bitte von Rewe gerne nachgekommen, dem Konzern in der Entwicklung und Durchführung ihres Nachhaltigkeitsprogramms für Obst und Gemüse mit unserer Expertise in sozialen Fragen beratend zur Seite zu stehen.’


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /