© J. Maus bikeportland.org
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Die Leute sehen es nicht! – Radfahren ist Alltag

‚Coolness’, ‚Schönheit’, ‚Fitness’, ‚Ruhe’, ‚Platz’ und ‚saubere Luft’, kurz : "Lebens-Raum"

Am Montag, den 8.6. 2010 lud die Agenda21-Gruppe ‘bewusst:nachhaltig’ in die VHS Alsergrund zum Vortrag von Roland Stork von der Radlobby IGF, Er stellte in seinem Vortrag dar, welche Vorzüge für das Fahrrad und gegen das Auto im Stadtverkehr im Allgemeinen sprechen und welche positiven wie auch negativen Beispiele es in der Radverkehrsinfrastruktur im 9.Bezirk gibt. Eine interessante Perspektive vertrat er dabei hinsichtlich der ‘HotSpots’ des Bezirks wie Alser Straße, Währinger Straße, Julius-Tandler-Platz, Universitätsstraße / Schottentor und andere mehr, wo er enormes Potential sieht, Prinzipien wie Shared Space und gleichberechtigte Straßennutzung für Radfahrer/innen und Automobilist/innen durchzusetzen.


Die Vorzüge des Fahrrads fasste Roland Stork mit den Schlagworten ‚Coolness’, ‚Schönheit’, ‚Fitness’, ‚Ruhe’, ‚Platz’ und ‚saubere Luft’, kurz ‚Lebens-Raum’ zusammen. Demgegenüber stehe, dass Radfahren, im Gegensatz zum Autofahren, eben (scheinbar) unbequem sei. Dieses (Vor)Urteil sei nur zu überwinden, wenn Radfahren für die Bürger und Bürgerinnen Wiens zum Alltag werde und nicht mehr als reine Freizeitbeschäftigung angesehen werde. Um eine solche Neubewertung und ‘Zustände’ wie in Holland oder Dänemark zu erreichen, fordert die Radlobby IGF, den Radverkehr punktuell bewusst zu bevorzugen: ein großer Punkt war für Roland Stork durch geeignete Maßnahmen dafür zu sorgen, dass Radler/innen auch und gerade auf den (engen) Hauptverkehrsstraßen wie Währinger, Nussdorfer oder Alser Straße präsent seien, und zwar ‘rechtmäßig’ und nicht nur geduldet. Als Maßnahmen in diese Richtung nannte er Alles, was die Geschwindigkeit des (Auto)Verkehrs zu reduzieren geeignet sei: neben den bereits bekannten Mehrzweckstreifen auch auf Tempo 20-30 angepasste Ampelschaltungen oder etwa Unter anderem ‘vorgezogenen Halteflächen für Fahrräder’ (=Bikeboxen). Diese in Wien noch kaum bekannten Bikeboxen seien massiv auszuweiten, um Radfahrer/innen die direkte Querung von stark befahrenen Kreuzungen sicher zu ermöglichen

Als weitere Maßnahme, um den Wienerinnen und Wienern das Aufsteigen auf das Fahrrad leichter zu machen, bietet die Radlobby IGF, Sicherheitskurse (FahrSicherRad) an, die von ungeübten RadfahrerInnen besucht werden können, um mehr Sicherheit im Straßenverkehr zu bekommen. www.FahrSicherRad.at.

Außerdem wird eine Umstiegs-Prämie gefordert, die Autofahrer/inne/n als Alternative zu einem neuen Auto den Kauf eines Fahrrads ermöglicht – Ziel müsse sein, endlose Diskussionen und Streitereien um zu wenig Platz im Stadtraum durch weniger Autos hinfällig zu machen. Beim Umstieg auf das Fahrrad bliebe die individuelle Mobilität weitest gehend erhalten, während enorme Summen eingespart werden können, die aktuell aufgewendet werden, um Autos in den engen Stadtraum einzupassen. Statt des Baus teurer Anwohnergaragen etwa könnten die Mittel dann in Maßnahmen zur Gestaltung einer lebenswerten Stadt fließen!

Eine verstärkte Präsenz von Radfahrer/innen statt Autofahrer/inne/n würde auch die Sicherheit der Radfahrer/innen noch ohne jede bauliche Maßnahme enorm verbessern Diese Logik fasst der englische Fachausdruck ‘Safety in numbers’ zusammen.

Bei der Radwegplanung sollte daher folgende Hierarchie beachtet werden:

1. Verringerung des Verkehrsaufkommens,
2. Absenken der Geschwindigkeit,
3. Sicherung der Kreuzungsbereiche sichern,
4. erst wenn 1.-3. nicht realisierbar sind, eine Trennung von Rad- und Autoverkehr.

Als positive Beispiele im Sinne obiger Hierarchie wurden breite Mehrzweckstreifen und mittelgeführte Radstreifen (etwa in der Alserbachstraße) angeführt. Negativ sind vor allem gefährliche Trennungen von Rad- und Autoverkehr, die das Unfallrisiko von Radfahrern und Fußgängern dramatisch erhöht, als auch schlecht geführte Radwege, die nicht den Anforderungen einer modernen Stadt und eines sicheren Radverkehrs entsprechen. Den 9. Bezirk trifft diese Problematik besonders an seinem Rand: dem Gürtelradweg.

GastautorIn: Roland Romano für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /