© Andreas Morlok pixelio.de
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Verbund plant Mega-Kapitalerhöhung

Zweckwidmung der Kapitalspritze von Republik und Ländern dringend erforderlich - Republik sollte die 500 Mio. für Gebäudesanierungs- oder Solaroffensive verwenden

Wien - Neun neue Wasserkraftwerke will der Verbund bauen. Davon sechs Flusskraftwerke und drei Speicherkraftwerke: Limberg in Salzburg, Reißeck in Kärnten, und Jochenstein/Riedl in Oberösterreich. Dazu soll eine Megakapitalerhöhung in Höhe von 1 Milliarde Euro stattfinden, ein Teil davon soll im Herbst von den Finanzmärkten kommen, der Mehrheitseigentümer Bund soll 500 Millionen Euro beisteuern. Die Aktionäre sollen Anfang September auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der geplanten Kapitalerhöhung zustimmen- Hauptaktionär, ist die Republik Österreich. Finanzminister Pröll hat bereits Zustimmung signalisiert- das Geld soll aus dem Bankenpaket kommen, da es dort nicht verbraucht wurde. Der Ministerrat muss jedoch den Plänen noch zustimmen.

"Für den Bau von Wasserkraftwerken - wie den geplanten Kavernenkraftwerken Limberg oder Reißeck - braucht die Verbundgesellschaft wahrhaftig keine indirekten staatlichen Hilfeleistungen in der Höhe von 850 Mio. Euro", erklärt Gerhard Heilingbrunner, Präsident des Umweltdachverbandes.

"Vor allem bei Speicherkraftwerken, die "Cash Cows" der Verbundgesellschaft sind, ist es absurd, öffentliche Geldmittel - aus den ohnehin leeren Staatssäckeln - zu investieren. Gerade bei Wasserkraftwerken kann sich der Verbund auf dem Kapitalmarkt mit billigem Geld bedienen. Es wäre vernünftiger, wenn die Republik Österreich die 500 Mio. Euro aus dem Budget für die Kapitalerhöhung der Verbundanteile direkt für eine Gebäudesanierungs- oder eine Solaroffensive verwenden würde, die sicherlich weit mehr Arbeitsplätze und Wertschöpfung schaffen würden, als die laut Verbund sowieso so rentablen Wasserkraftwerke, die auch ohne staatliche Hilfe gebaut werden", so Heilingbrunner.

Viele offene Fragen zur geplanten Kapitalerhöhung

"Offen bleibt somit die Frage, warum zum jetzigen Zeitpunkt die Mega-Kapitalspritze beschlossen wird und vor allem wofür sie verwendet werden soll?", so Heilingbrunner.

Jedenfalls nicht verwendet werden dürfen die staatlichen Geldspritzen für: - die Erweiterung der Werbeetats der Verbundgesellschaft, - den Ausbau kalorischer Kraftwerke des Verbund (Mellach, Ebenthal) - die Abdeckung des Kaufpreises für die Bayrischen Wasserkraftwerke und die neu zu verhandelnden Lizenzabgaben an den Freistaat Bayern (der Verbund kaufte von E.ON 13 Wasserkraftwerke am Inn) - zur Stützung der Auslandsaktivitäten in der Türkei und in Frankreich - zur Unterstützung der italienischen Stromfirma "Sorgenia", an der die Verbund fast 50 % Anteile hält und die beabsichtigt hat, sich bei Bau von italienischen Atomkraftwerken zu beteiligen.

"Bis zur nächsten Aktionärversammlung sollte die Verbundspitze verpflichtet werden, ein Einsparungsprogramm im Bereich Werbung und Marketing vorzulegen", so der Präsident des Umweltdachverbands in einer ersten Reaktion.

An der Börse rutsche die Verbund-Aktie übrigens sofort nach der Ankündigung um sechs Prozent nach unten, da eine Kapitalerhöhung das Ergebnis je Aktie verschlechtert.

Positiv gesehen wird die Kapitalerhöhung von WKÖ-Präsident Leitl sowie von der Industriellenvereinigung.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /