© Gerd Maier
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Diesel-Ruß trägt stärker zum Klimawandel bei als bisher erwartet

Umweltzonen für viele Landeshauptstädte Österreichs sinnvoll

Internationale Fachleute für Filterpflicht für Dieselmotoren

"Dieselruß belastet unsere Gesundheit und ist für das Klima schlecht." Bei diesem Punkt waren sich die Experten aus Deutschland, der Schweiz und aus Österreich bei der VCÖ-Diskussion "Welche Rolle spielt Diesel-Ruß für den Klimawandel?" heute in Wien einig. Dieselruß beschleunigt die Erderwärmung. Der VCÖ spricht sich für ein Maßnahmenpaket zur Verringerung der Dieselruß-Emissionen in Österreich aus.

Wissenschafter - unter anderem das NASA Goddard Institut for Space Studies - haben festgestellt, dass Dieselruß massiv zur Klimaveränderung beiträgt. Der wärmende Effekt der Rußpartikel führt in der Arktis zu einer verstärkten Schmelze der Eis- und Schneeflächen. Die Rußpartikel wirken dreifach schädlich: Sie absorbieren das Sonnenlicht und tragen zur Erwärmung der unmittelbaren Umgebung bei. Zudem lagern sie sich auf den weißen Eisflächen ab und reduzieren so die Reflektion des Sonnenlichts um bis zu 40 Prozent, in deren Folge das Eis noch schneller erwärmt und das Abschmelzen der Gletscher beschleunigt wird. Und drittens beeinflussen die Rußpartikel die Wolkenbildung und verändern so die Niederschlagsverhältnisse.

Zwei Drittel der Rußpartikel auf der Eisoberfläche der Arktis stammen aufgrund der herrschenden Windströme aus Europa. Da in Mitteleuropa der Verkehr der Hauptemittent von Diesel-Ruß ist, drängen Wissenschafter auf Maßnahmen beim Verkehr. "Die gute Nachricht ist: Dank Partikelfilter ist es möglich, die Diesel-Ruß Emissionen des Verkehrs bis zum Jahr 2020 drastisch zu verringern", betont der deutsche Umweltwissenschafter Prof. Axel Friedrich. Auch Urs Baltensperger, Leiter der Abteilung Atmosphären-Chemie am Paul-Scherrer-Institut in der Schweiz, drängt auf rasche Maßnahmen: "Es existieren für die meisten Dieselmotoren Lösungen zur nahezu vollständigen Entfernung. Es gibt keinen Grund zum weiteren Verzögern wirksamer Reduktionsmaßnahmen."

Der deutsche Umweltwissenschafter Axel Friedrich weist darauf hin, dass Rußpartikel im Gegensatz zu CO2 und Methan vergleichsweise kurzlebige Stoffe sind. "Sie haben eine geringe Verweilzeit in der Atmosphäre. Eine Reduktion von Diesel-Ruß wirkt damit im Kampf gegen den Klimawandel relativ schnell."

VCÖ: Umweltzonen in Österreichs Landeshauptstädte sinnvoll

Morgen wird im Parlament die Novelle des IG-Luft behandelt. Der VCÖ betont, dass damit endlich auch in Österreich Umweltzonen eingeführt werden können. In Italien gibt es bereits in 81 Städten eine Umweltzone, in Deutschland in 43 Städten. Derzeit wird in Deutschland diskutiert, die gesamte Rhein-Main Region im Ausmaß von 15.000 Quadratkilometer (das entspricht fast der gesamten Fläche der Steiermark) zur Umweltzone zu machen.

Der VCÖ weist darauf hin, dass in vier Landeshauptstädten bereits jetzt der Feinstaub-Jahresgrenzwert (25 Tage mit mehr als 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft) überschritten wurde. Die VCÖ-Analyse der Feinstaubmessungen in Österreich (Umweltbundesamt und Länder) zeigt, dass die Belastung in Wien am stärksten ist. An der Messstelle Wien Belgradplatz war bereits an 52 Tagen mehr Feinstaub als erlaubt in der Luft. Bei der Messstelle Graz Süd gab es heuer bereits 48 Überschreitungen, in Salzburg (Rudolfsplatz) an 36 Tagen und in Linz (Römerberg) an 29 Tagen. Hoch ist die Feinstaubbelastung auch in Klagenfurt (25 Überschreitungen) sowie in Innsbruck und St. Pölten (jeweils 24 Überschreitungen). "Die Gesundheit der Bevölkerung muss absoluten Vorrang haben. Deshalb sind in den belasteten Gebieten Maßnahmen umzusetzen, die zur Verbesserung der Luftqualität führen. Umweltzonen sind eine wirksame Maßnahme", betont VCÖ-Experte Blum.


Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /