Glawischnig zu Tiefseebohrungen: Kritik an Verantwortungslosigkeit der OMV

Zweiter Offener Brief an Ruttenstorfer nach ausweichender OMV-Antwort

Kritik an mangelnder Auskunftsbereitschaft und fehlendem Verantwortungsbewusstsein der OMV in Sachen Tiefseebohrungen üben die Grünen. In einem offenen Brief hatten Bundessprecherin Eva Glawischnig und Umweltsprecherin Christiane Brunner Anfang Juli von OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer volle Aufklärung über die Tiefseeprojekte der OMV verlangt. Ruttenstorfer ist in seinem Antwortschreiben die nachgefragten Informationen schuldig geblieben Er schreibt stattdessen, dass die OMV ihr ?Geschäft nach höchsten internationalen Sicherheits-, Umwelt- und Gesundheitsstandards betreibt? und dass ?die OMV keinerlei Technologien oder Methoden verwendet, die ein nicht zu verantwortendes Risiko nach sich ziehen?.

"Dies steht in deutlichem Widerspruch nicht nur zu Aussagen von ExpertInnen, sondern auch der EU-Kommission, die ein Verbot von Tiefseebohrungen in der EU überlegt und deutlich zum Ausdruck gebracht hat, dass die bestehenden Sicherheitsvorkehrungen für Tiefseebohrungen in der EU nicht ausreichen", kritisieren Glawischnig und Brunner in einem zweiten offenen Brief an die OMV. Ruttenstorfer schreibe, dass die Diskussion über noch strengere Auflagen für die Branche nachvollziehbar sei. "Es stellt sich daher die Frage, wieso Ruttenstorfer offenbar für die Projekte der OMV keinen Handlungsbedarf bzw. keine Sicherheitsrisiken sieht", kritisiert Glawischnig.

"Entgegen den Angaben der OMV, wonach ?die offshore Förderaktivitäten der OMV sich auf den Flachwasserbereich beschränken? belegen offizielle Informationen des Unternehmen selbst, dass die OMV sehr wohl auch als Betriebsführer in der Tiefsee aktiv ist sowie im Bereich Exploration zahlreiche Projekte in der Tiefsee vorantreibt", betonen Glawischnig und Brunner. So sei unter dem Titel "Was wir 2009 erreicht haben" im OMV-Geschäftsbericht 2009 u.a. ?die erste, mit OMV als Betriebsführer, getätigte Tiefwasser-Bohrung Tornado, westlich der Shetland-Inseln? angeführt. Im OMV-Dokument ?Introducing OMV Exploration & Production (Status Juli 2010)? ist für das Tornado-Projekt eine Wassertiefe von 1050 Meter angeführt. Im OMV-Geschäftsbericht 2009 wird die abgeschlossene Tornado-Explorationsbohrung als "das Highlight in Großbritannien" beschrieben, als "erste Tiefwasser-Bohrung unter OMV Betriebsführerschaft, die zu einem Öl- und Gasfund führte".

Glawischnig: "Dies ist nur eines von vielen Projekten, bei denen die OMV, vor allem im Bereich Exploration immer weiter in die Tiefsee vordringt." Laut Nachrichtenmagazin Profil (12. Juli 2010) habe die OMV eine ganze Reihe von Suchprojekten in erheblichen Tiefen laufen. "Aus mehreren, den Grünen vorliegenden OMV-Dokumenten geht klar hervor, dass die OMV beabsichtigt, in Europa künftig verstärkt in Tiefseeprojekte zu investieren bzw. bereits heute in zahlreichen Explorationsprojekten ebendort tätig ist."

Als "führender Energiekonzern in Mittel- und Südosteuropa" (Eigendefinition laut Geschäftsbericht 2009) sei die OMV zu besonderer Verantwortung verpflichtet, was das Risiko, das durch solche Projekte in Europa eingegangen wird, betreffe. Vor dem Hintergrund des jüngsten Vorstoßes der EU-Kommission für ein Verbot von Tiefseebohrungen ersuchen Glawischnig und Brunner Ruttenstorfer in ihrem zweiten Offenen Brief neuerlich, Auskunft über die konkreten Pläne und Projekte (Exploration und Förderung) der OMV in Meerestiefen jenseits von 200 Metern zu erteilen. Die von Ruttenstorfer vorgebrachte "Wahrung der Wettbewerbsinteressen" könne kein Grund sein, über laufende Projekte keine Auskunft zu geben, zumal die OMV selbst in diversen im Internet auffindbaren Publikationen dazu Daten veröffentlicht hat, kritisieren die Grünen. Schließlich fordern die Grünen Ruttenstorfer neuerlich auf, zu beantworten ob die OMV bereit sei, ihr Engagement in Tiefseeprojekten zu überdenken.

Quelle: Die Grünen


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /