© Michael Szeiler / Rosinak und Partner
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Betriebliches Mobilitätsmanagement statt Pkw-Stellplätzen

Der Liechtensteiner Messgeräte-Hersteller INFICON motiviert seine 200 Beschäftigten seit Jahren erfolgreich dazu, ihre Wege zur Arbeit umweltfreundlich zurückzulegen

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© privat
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Das Zu-Fuß-Gehen, Radfahren, den öffentlichen Verkehr Benutzen und Bilden von Fahrgemeinschaften wird gezielt gefördert und finanziell belohnt. Anstoß für das betriebliche Mobilitätsmanagement der INFICON AG war die EMAS-Umweltprüfung. Eine Energiebilanz ergab, dass 50 % des gesamten Energieverbrauches von INFICON durch die Pkw-Fahrten der Beschäftigten zur Arbeit und wieder nach Hause verursacht wurde.

Wie motiviert INFICON die Beschäftigten zur umweltfreundlichen Mobilität?

INFICON nutzte die Gunst einer Standortübersiedlung und verzichtete auf die kostspielige Errichtung eines zweiten Tiefgaragengeschoßes. Stattdessen wurde ein ausgeklügeltes Anreizsystem zum Umsteigen auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel entwickelt. Die Parkplätze in der Garage sind kostenpflichtig, wobei jene Autofahrer, für die eine Anreise mit anderen Verkehrsmitteln zumutbar ist, doppelt so viel Stellplatzgebühr zahlen. MitarbeiterInnen, die auf das Auto verzichten, werden hingegen finanziell belohnt. TOP-Mitglieder des betriebsinternen Mobilitätsclubs erhalten am Jahresende 500 Schweizer Franken (CHF). Dafür verpflichten sie sich, ihren Arbeitsweg maximal 12 Mal im Jahr alleine im Auto zurückzulegen. Stolze 35 % der Belegschaft sind TOP-Mitglieder. PLUS-Mitglieder erhalten immerhin noch 380 CHF, sie dürfen bis zu 52 Mal pro Jahr mit dem Auto kommen. Sollte eine berufliche oder private Pkw-Fahrt unvermeidlich sein, z. B. für einen Arzttermin, steht Mitgliedern des Mobilitätsclubs ein Carsharing-Auto gratis zur Verfügung.
Eva Favry und Michael Szeiler von Rosinak & Partner konnten sich im Rahmen einer Besichtigung von der Vielzahl der Maßnahmen bei INFICON überzeugen. ‘Ein besonders originelles und lustvolles Anreizsystem ist für mich als Verkehrsplaner das Mobilitäts-Lotto’, berichtet Michael Szeiler. ‘Während 4 Wochen im Jahr wird jeden Morgen ein/e Mitarbeiter/in gelost und erhält 50 Schweizer Franken geschenkt – sofern sie umweltfreundlich, also nicht alleine im eigenen Auto, ins Büro gekommen ist. Ansonsten kommt das Geld in einen Jackpot und am nächsten Tag werden 100 CHF verlost. Damit wird der Anreiz für MitarbeiterInnen gesteigert, zumindest einmal ein anderes Verkehrsmittel ausprobieren – und auf den Geschmack zu kommen, das eigene Mobilitätsverhalten zu ändern.’

RadfahrerInnen werden „verwöhnt“

Unmittelbar vor dem Haupteingang gibt es nicht wie sonst üblich Pkw-Stellplätze sondern überdachte Fahrradstellplätze. Eine Fahrrad-Reparaturecke mit Druckluftpumpe, eine eigene Garderobe zum Trocknen nasser Kleidung, Ersatzakkus für E-Fahrräder sowie Umkleide- und Duschmöglichkeiten schaffen optimale Bedingungen für RadfahrerInnen. Einmal pro Jahr holt INFICON einen Fahrradmechaniker in die Firma und bietet den RadlerInnen ein Gratis-Radservice an. Für den Kauf von Fahrradhelmen und von Spikes-Reifen gibt es einen Zuschuss von je 30 CHF. Die Organisation des Mobilitätsmanagements obliegt der betriebsinternen Arbeitsgruppe Mobilität & Umwelt unter der Leitung von Cornelia Matter.

Was ist der Nutzen des Mobilitätsmanagements?

‘INFICON erspart sich durch den Entfall des Garagengeschoßes 120.000 Schweizer Franken pro Jahr’, erläutert Georg Sele, Initiator des Mobilitätsmanagements. ‘Die Beschäftigten profitieren finanziell, weil sie Fahrtkosten sparen oder auf ein Zweitauto verzichten können. ‘Bewegte’ MitarbeiterInnen sind nach unserer Beobachtung ausgeglichener, zufriedener und weniger oft krank.’
Stolz ist man bei INFICON auf die Gleichbehandlung aller MitarbeiterInnen. Sämtliche Maßnahmen und Regeln des Mobilitätsmanagements gelten für alle Beschäftigten – vom Chef bis zum Lagerarbeiter. Das persönliche Engagement der Geschäftsführung konnten Eva Favry und Michael Szeiler ‘live’ erleben: Während der Besichtigung kam Urs Wälchli, Geschäftsführer der INFICON AG, ins Büro geradelt – und das trotz des kühlen und regnerischen Wetters.

Vorbildwirkung für andere Unternehmen

‘Das Beispiel INFICON zeigt, wie alle von betrieblichem Mobilitätsmanagement profitieren können’ ist Michael Szeiler überzeugt. ‘Es entsteht eine Win-Win-Situation für das Unternehmen, die Beschäftigten und die Umwelt. Wir sind gerade dabei, österreichischen Firmen den Nutzen von betrieblichem Mobilitätsmanagement näher zu bringen und wünschen uns viele Nachahmer von INFICON.’


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DI Michael Szeiler ist Alltagsradler und Verkehrsplaner
GastautorIn: DI Michael Szeiler / Rosinak und Partner für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /