© R. Chodász (BAHNINDUSTRIE.at)
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Gefahr überhasteter Fehlentscheidungen bei Regionalbahnen

Interessentensuche für Regionalbahnen in Niederösterreich

Österreichs Bahnindustrie fordert vor der Entscheidung über die dauerhafte Einstellung von Regionalbahnen seriöse Untersuchungen der Potenziale unter Beachtung der langfristigen wirtschaftlichen, geographischen und demographischen Szenarien.

Mit großer Sorge verfolgt der Verband der Bahnindustrie die aktuelle Diskussion rund um die überhastete Interessentensuche für Regionalbahnstrecken in Niederösterreich. Niederösterreich hat als größtes österreichisches Bundesland aufgrund seiner geographischen Lage und der erwarteten demographischen und wirtschaftlichen Entwicklungen großes Potenzial.

Unter diesen Voraussetzungen wäre eine dauerhaft wirkende Entscheidung aufgrund einer für einen Zeitraum von lediglich zwei Wochen(!) ab 10.09.2010 anberaumten Interessentensuche für die Übernahme und den Betrieb äußerst problematisch. Hier besteht größte Gefahr, dass durch den künstlich herbeigeführten Termindruck unter Außerachtlassung langfristiger infrastruktureller und raumplanerischer Konzepte rasch unumkehrbare Fakten hergestellt werden.

Ohne das Vorliegen von langfristigen Entwicklungsszenarien zu den betroffenen Regionen wäre eine dauernde Einstellung und Abtragung von bestehenden Regionalbahnstrecken ein unverantwortliches Vernichten von Infrastruktur. Durch diese Maßnahmen würden bestehende Alternativ-Verkehrstrassen unwiderruflich vernichtet. Es besteht hier die reale Gefahr, dass selbst Bezirkshauptstädte wie Zwettl oder Waidhofen a. d. Thaya bzw. ganze Regionen wie die Wachau vom Schienenverkehr komplett abgekoppelt werden. Darüber hinaus hat eine exzessive Stilllegung und Zerstückelung des Systems Bahn auch für den Zubringerverkehr zu den restlichen Hauptstrecken fatale Folgen.

International und ansatzweise auch in Österreich hat sich der aus den 1960er Jahren stammende Trend ‘weg von der Schiene’ längst totgelaufen.

In zahlreichen Städten und Regionen werden bestehende Bahntrassen reaktiviert und selbst ganze Straßen- und Stadtbahnsysteme neu aufgebaut.

In wenigen Tagen eröffnet in Berlin die Bahntechnik-Leitmesse InnoTrans ihre Pforten. Dort werden auch die Unternehmen der international sehr erfolgreichen österreichischen Bahnindustrie ihre innovativen Produkte und Dienstleistungen präsentieren.

Es wäre kontraproduktiv, wenn der Heim- und Referenzmarkt dieses im internationalen Vergleich überproportional aktiven Wirtschaftszweiges mit hoher österreichischer Wertschöpfung durch kurzfristige bzw. kurzsichtige Entscheidungen dauerhaft geschädigt werden würde.

Der Verband der Bahnindustrie ruft alle Entscheidungsträger und die betroffene Bevölkerung auf, in seriöser und langfristig angelegter Sichtweise die Potenziale der bestehenden und allfälliger neuer Regionalbahnen zu prüfen. Der Schienenverkehr ist mittel- und langfristig stets ein Verkehrsproblemlöser.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /