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Oxfam und BBU warnen: Neuer Leitfaden zur sozialen Verantwortung darf nicht zum Unternehmenszertifikat-Light“ werden

Leitfaden zur sozialen Verantwortung von Organisationen „ISO 26 000“ verabschiedet

Berlin, Bonn -Die Hilfs- und Entwicklungsorganisation Oxfam und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) begrüßen den kürzlich verabschiedeten globalen Leitfaden zur sozialen Verantwortung von Organisationen ‘ISO 26 000’. Gleichzeitig warnen sie aber vor einem Missbrauch des Leitfadens als ‘Zertifikat-Light.’

‘Erstmals gibt es einen globalen Kodex zur sozialen Verantwortung, der von Nichtregierungsorganisationen (NGO), Regierungen, Gewerkschaften, Verbrauchern und Unternehmen gemeinsam ausgehandelt wurde’, sagt Dr. Franziska Humbert, Oxfams Expertin für Arbeitsrechte. ‘Das ist ein großer Schritt nach vorn. Es wurden – auch auf Druck von Oxfam – wesentliche Kernelemente sozialer Unternehmensverantwortung aufgenommen. Die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten sowie Umweltstandards gelten jetzt auch für Zulieferbetriebe. Neu ist, dass Lieferanten faire Bezahlung erhalten müssen. Auch tragen die Unternehmen nun Verantwortung für Heimarbeiter/innen und Kinder, die z. B. in Pakistan Fußbälle für die Europameisterschaft nähen.’

Problematisch ist hingegen, dass Unternehmen den Leitfaden als ein ‘Gütesiegel’ für soziale Verantwortung missbrauchen könnten. Schon heute böten Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsorganisationen Unternehmen eine ‘Zertifizierung" durch ISO 26 000 an – wofür das Dokument nicht gedacht und nicht geeignet ist. ‘Wie der Leitfaden in der Praxis verwendet wird, ist kaum überprüfbar’, so Volkmar Lübke vom BBU. Die Gewerkschaften haben daher sogar gegen die Verabschiedung der Norm gestimmt.

Wolfgang Guhle, für Normung zuständiges Vorstandsmitglied des BBU, erklärte, dass es ohne die Mitwirkung der Nichtregierungsorganisationen nicht möglich gewesen wäre, die Öffentlichkeit schon in der Startphase einer Norm über deren Stärken und Schwächen und Missbrauchsmöglichkeiten zu informieren. ‘Die Umweltverbandsvertreter, die beim DIN, dem Deutschen Institut für Normung, auch in denjenigen Normungsausschüssen mitarbeiten, die sich mit Zertifizierung befassen, werden darauf einwirken, dass mit dem Leitfaden kein plumpes Greenwashing betrieben werden kann.’

Hintergrund

Seit 2004 verhandeln Vertreter von Regierungen, Gewerkschaften Verbraucher-, Beratungs- und Nichtregierungsorganisationen, aus Wirtschaft und Wissenschaft die ISO 26 000: Ziel ist, Menschen- und Arbeitsrechte, Umwelt- und Verbraucherschutz und das jeweilige regionale Umfeld bei der Übernahme von sozialer Verantwortung zu verankern.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /