© The WALL
© The WALL

Mauer am Schwedenplatz

Wiener Schwedenplatz mit 13 Meter langer Mauer versperrt

Wien und andere Städte- Riesige Mauern versperrten PassantInnen in Zürich/CH, Wien/A, München/D, Ljubljana/SL, Mailand/I und Lyon/F gestern den Durchgang. Sie verdeutlichen, wie es Tieren ergeht, wenn Strassen und Siedlungen ihre Wanderwege zerschneiden. Mit der medienwirksamen Aktion ‘The Wall’ demonstrierte die ‘Initiative Ökologisches Kontinuum’ am 20. Oktober, wie wichtig verbundene Lebensräume für das Überleben vieler Tier- und Pflanzenarten sind.

Mit über 270.000 Kilometern hat Österreich eines der dichtesten Straßennetze Europas. Unzählige Wildtiere fallen täglich unsrer Verkehrs- und Siedlungsentwicklung zum Opfer. Doch auch die ‘unsichtbaren’ Folgen der Zerschneidung von Lebensräumen beschleunigen das Aussterben bedrohter Arten. ‘Jeden Tag schrumpft der Naturraum in Österreich um eine Fläche von 19 Hektar - das entspricht 27 Fußballfeldern’, rechnet Gerhard Egger vom WWF vor. Wertvollste Lebensräume für bedrohte Arten gehen dadurch ebenso verloren wie Natur- und Erholungsräume für Menschen.

Zerschnitten und verinselt: Es wird eng für die Natur
Obwohl es immer wieder Hinweise von Luchsen in Österreich gibt, wird der Bestand nur auf etwa fünf bis 15 Tiere geschätzt. Weil ein adäquates Monitoring fehlt, kann die Anzahl der Luchse nur geschätzt werden. Die scheue Raubkatze braucht zum Überleben weite zusammenhängende Waldgebiete, ob im alpinen Teil Österreichs oder in den tieferen Lagen des Mühl- und Waldviertels. ‘Auch in der Kulturlandschaft der Alpen könnten Luchse leben, ohne dass sie dem Menschen groß in die Quere kommen’, erläutert Prof. Chris Walzer vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Universität Wien. ‘Sie sind vor allem in der Dämmerung und nachts unterwegs, und dank ihrer hervorragenden Tarnung für uns so gut wie unsichtbar.’ Um den Luchsbestand zu stärken und den Tieren ein dauerhaftes Überleben in Österreich zu ermöglichen, müssen intakte ‘Inseln’ in der Kultur- oder Naturlandschaft durch Landschaftsbänder vernetzt werden. ‘Die physikalischen Verbindungen sind relativ leicht zu beheben - sie kosten ‚nur' Geld’, so Walzer. ‘Das wahre Problem sind jedoch oft die Barrieren im Kopf. Diese können nur in Zusammenarbeit mit allen Interessensgruppen abgebaut werden’, wirbt der Wildtierprofessor und Leiter des alpenweiten Econnect-Projekts für einen anderen Umgang mit dem Thema Luchs.

Alpen-Karpaten-Korridor: Grenzüberschreitendes Vorzeigeprojekt
Österreich und die Slowakei sichern einen wichtigen Brückenkopf zwischen den Alpen und den Karpaten. Beginnend beim Wechsel, über das Leithagebirge, durch die Donau-March-Thaya-Auen bis hinein in die Kleinen Karpaten nördlich von Bratislava führt seit jeher ein ‘grüner Korridor’ mit einer Gesamtlänge von 150 Kilometern. Dieses Landschaftsband nutzten Wildtiere wie Rothirsch, Luchs und Wildkatze traditionell für ihre weiträumigen Wanderungen, um Nahrungsgründe aufzusuchen und neue Lebensräume zu besiedeln. Derzeit zerschneiden jedoch vier Autobahnen die Verbindung dieser beiden großen Bergregionen. Grünbrücken - wie die geplante über die A4 bei Göttlesbrunn im Bezirk Bruck/Leitha - sollen Abhilfe schaffen und die Wanderwege wieder frei machen.
Damit die Wildtiere nach dem Überqueren der Straßen nicht auf neue Hindernisse wie zum Beispiel Gewerbegebiete stoßen, arbeitet man eng mit der Raumplanung zusammen. Gleichzeitig wird damit eine nachhaltige Entwicklung der Landschaft für alle Lebewesen, allen voran den Menschen, initiiert. ‘Gemeinsam mit unseren Nachbarn in der Slowakei wollen wir die150 Kilometer des Korridors wieder passierbar machen und als Lebensraum erhalten’, kündigt der NÖ Naturschutzlandesrat Stephan Pernkopf an. Insgesamt vier Grünbrücken an der S4, der A4, der A3 sowie der D2 in der Slowakei sind dafür erforderlich. Die Grünbrücke über die S4 (Mattersburger Schnellstraße) bei Pöttsching im Burgenland ist bereits fertig gestellt.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /