Energie der Zukunft - Herausforderungen und Lösungen

Drei Experten der Technischen Universität (TU) Wien diskutierten im Rahmen des 3. TU-Forums am 13. Dezember wie praktikable Energiesysteme der Zukunft aussehen können- Ein Bericht

Univ. Prof. Nebojsa Nakicenovic, Mitglied des Weltklimarates des IPCC, sprach davon, dass sich in der Vergangenheit der Energiebedarf im Quadrat zur Bevölkerung entwickelt habe. Letztere umfasst gegenwärtig ca. 6,6. Mrd. Menschen. Er stellte dar, dass 7,5 % des Eises pro Dekade in Grönland auf Grund des Klimawandels schmilzt. Im schlimmsten Fall wird es seiner Meinung nach am i Nordpol im Jahr 2070 keine Eisdecke mehr geben. Allerdings hat die Menschheit die Möglichkeit, die Entwicklung in ihre Hände zu nehmen, in Bali könnte einiges dazu entschieden werden.

Nach seiner Einschätzung könnte, über die Nutzung von Biomasse und CCS, eine negative Emission ermöglicht werden. Nach Auffassung der Wissenschaft betragen die Vermeidungskosten 100 $/t CO2. Letzteres entspricht 40 Euro/Barrel Öl, also dem Preisanstieg des Energieträgers. Japan hat in den letzten 20 Jahren 1 Mrd. Yen in die Förderung der Photovoltaik investiert. Diese Politik hatte zur Folge, dass der Preis für die Photovoltaik auf 100 Yen gefallen ist. Er meinte, dass der Klimaschutz vielleicht auch ohne Nutzung der Atomenergie möglich wäre.

Univ. Prof. Reinhard Haas nannte billige Energie als das größte Problem, warum der Stromverbrauch weiter steige. . Insgesamt hat sich im Vergleich von 1965 zu 2005 das BIP verdreifacht, die Preise für Energie wären allerdings gleich geblieben. Die Energieintensität hat sich seit 1965 um 40 % verbessert, was, zusammen gesehen ,einem Faktor 5 entspricht. Haas bemängelte die insgesamt fehlenden Anreize zum Stromsparen.

Weltweit hat sich der Stromverbrauch von 1973 bis 2005 verdreifacht. In Österreich stieg der Stromverbrauch seit 1991 um ein Donaukraftwerk jährlich. Auf Grund dieser Tatsache, und durch die Ökostromförderung, die derzeit den Ausbau eher bremst, ist der Anteil Erneuerbarer Energien auf ca. 60 % gefallen. Seit 2001 ist Österreich außerdem zum Nettostromimporteur u.a. aus Deutschland und der Tschechischen Republik, mit Atomstromanteilen im importierten Strom, geworden. Durch Repowering von Donaukraftwerken, dem Ausbau erneuerbarer Energien und der drastischen Senkung des Stromverbrauchs wäre es möglich, Österreich zur Stromautarkie zu führen.

Ökosteuersystem könnte Arbeit entlasten und Energie verteuern

Haas legte dar, dass ein entsprechendes Ökosteuersystem Arbeit entlasten und Energie verteuern könnte.

Leider sprach sich Minister Bartenstein im Gegensatz zur Expertenmeinung dagegen aus. Ähnliches Verhalten kennt man von diesem Politiker leider in Sachen Ökostromgesetz.

Außerdem forderte Haas die Steigerung der Energieeffizienz auf der Verbraucherseite. Gegenwärtig gibt es leider keine Regelung,die ineffiziente Technologien verbietet. Er verwies später auf Japan, wo Energie auf der einen Seite verteuert und gleichzeitig ein Top-Runner- Gesetz in die Wege geleitet wurde. Parallel dazu wäre es notwendig, die Verschwendung zu reduzieren (Stichwort ‘Stand-by’,…,). Neben der wichtigen Steigerung der Effizienz ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien erforderlich.

Als weitere Möglichkeit nannte er die Zuteilung von CO2-Zertifikaten pro Kopf, wie es in Teilen von England bereits der Fall ist. Ferner wären nach seiner Meinung Anreize von Nöten, weniger Strom in Spitzenzeiten zu verwenden. Dies könnte z.B. über variable Stromtarife mit direkten Verbrauchssignalen in Kombination mit Stromwächtern erfolgen. In Japan boomt beispielsweise deswegen die Photovoltaik, da Spitzenstrom um die Mittagszeit entsprechend teurer ist und der Solarstrom diesen ersetzen kann.

Univ. Prof. Brauner stellte seine Zukunftsvision für das Energiesystem vor. Er führte an, dass der US-Bürger 10 kW pro Kopf verbraucht. Würden alle Menschen im Jahr 2050 bei einer Weltbevölkerung von 10 Mrd. diesen Energiebedarf haben, dann würden sämtliche fossilen Energievorräte nur noch für 2,5 Jahre reichen, so seine Grafik.

Der Referent sprach sich für ein Energiesystem auf der Basis einer regenerativen Minderbedarfsgesellschaft aus. Er führte an, dass ein ungebremster Strombedarf bis 2050 pro Dekade 2,8 Donaukraftwerke erforderlich machen würde. Parallel zeigte er mit dem ‘point of no return’ nach seiner Meinung die Schranken der Erneuerbaren Energien auf. Nach seiner Meinung hat Österreich ein Holzpotenzial für ein 512 MW Kraftwerk. Derzeit sind aber im Vergleich dazu mehrere Kraftwerke dieser Größenordnung in Planung.

Bedarfssenkung von 50 % - Preis gleichzeitig verdoppelt

Univ.Prof. Günther Brauner sprach sich für eine Bedarfssenkung von 50 % aus, wobei der Preis gleichzeitig verdoppelt werden müsste. Als eine Vision nannte er die Steigerung der Effizienz fossiler Kraftwerke. Bei CCS fügte er etwas zynisch hinzu, dass diese Technologie mit noch unbekannten Problemen verbunden ist (Austritt von CO2). In einem kleineren Kreis erwähnte Brauner später, dass jede Investition in fossile Kraftwerke, CCS oder Kernfusion, den Umbau des Systems hin zu einem vollständigen regenerativen System verzögert. Mit der Fusionstechnologie hat er im Übrigen innerlich abgeschlossen.

Als weitere Idee nannte er eine Wasserstoffleitung mit einem Durchmesser von einem Meter, um Windenergie von der Küste nach Österreich zu transportieren. Damit könnte der Treibstoff für Fahrzeuge bereitgestellt werden. Seiner Auffassung ist der Bau neuer Hochspannungsleitung zur Übertragung von Strom dafür nicht möglich (Proteste, unzählige Hochspannungsgleichstromleitungen mit 4 GW wären von Nöten).

Im Bereich der Energieeffizienz verwies Brauner auf die Einsparmöglichkeiten im Haushalt. Im Single-Bereich sind Einsparungen mit dem Faktor 3,2 : 1 möglich. Parallel dazu erwähnte er die 1000 Watt-Gesellschaft, welche im Rahmen eines Projektes an der TU Wien verwirklicht wird (ADRES). Des Weiteren machte er auf das zero emision car aufmerksam, welches mit Wasserstoff oder Strom angetrieben werden könnte. Im Bezug auf die Zersiedlungspolitik braucht es seiner Auffassung eine strategische Planung.

Auf die Frage zur Bereitstellung von Forschungsmitteln meinte Brauner, dass es sinnvoller wäre Geld in die Forschung zu investieren anstelle finanzielle Mittel für den Kauf von Zertifikaten auf zubringen. Aus seiner Sicht wären in den nächsten 10 Jahren 200 Mio. Euro notwendig, um angesichts des Klimawandels die Weichen in die richtige Richtung zu stellen. Im Vergleich dazu zahlt Österreich jährlich 20 Mrd. Euro für Energieimporte. Aus seiner Sicht führt der Import von Energie dazu, dass die Exportländer durch das angehäufte Kapital bald lukrative Objekte, wie in der Ringstraße kaufen könnten.

Auf der anderen Seite muss angemerkt werden, dass China über 1000 Mrd. $ angehäuft hat.

Parallel machte er darauf aufmerksam, dass KMUs in Forschungsprojekte miteinbezogen werden müssten. Gegenwärtig sähe es leider insgesamt so aus, dass Österreich zwar Ideen hat, aber im Gegensatz dazu würden Länder wie China oder die USA am Elektroauto bauen.

Haas teilte im Bezug auf den Klima- und Energiefonds mit, dass in Österreich dadurch nur Geldquellen von einem Topf (BMVIT) in einen anderen verschoben werden. Insgesamt gibt es Netto nach seiner Auffassung leider keinen Zuwachs.

Technologien für erforderliche Schritte vorhanden

Insgesamt sind die Technologien vorhanden, um die erforderlichen Schritte zu setzen.

Im Bezug auf die 380 kV-Leitung meinte Brauner, dass diese benötigt würde, um Strom aus Kraftwerken in Städten heraus weiterzuleiten und, um den Ring zu schließen. Der Strom könnte dann z.B. zum Betrieb von Wärmepumpen eingesetzt werden. In einer kleineren Runde bezeichnete er Großkraftwerke, wie schon angeführt, allerdings als ein Hindernis für den Ausbau Erneuerbarer Energien und dezentraler Strukturen.

Ebenso kritisch sah er Ideen über den Transport von Solarstrom aus Afrika. Er informierte auch über neue Batterien für Autos, welche in wenigen Minuten aufladbar wären.

Im Bereich der Erneuerbaren Energien meinte er, dass es mit einer gesetzlichen Abnahmepflicht für Ökostrom z.B. auch keine Probleme mit dem Transport von Windstrom aus dem Burgenland nach Wien geben würde.

Insgesamt beobachtet die TU Wien nach seiner Information neben Wasserstoff auch diese Entwicklung. Er bejahte, dass die Automobilindustrie wahrscheinlich zur Gänze aus Brennstoffzellentechnik aussteigt wird, wenn der Durchbruch bei der Batterietechnik da ist.

Nakicenovic ergänzte, dass es sinnvoll wäre energieintensive Produkte, wie Aluminium, dort zu produzieren, wo die Sonne in starkem Maß zur Verfügung steht, also in einem Land wie Afrika. Als Lösung zur Übertragung nannte er Wasserstoffleitungen. Allerdings vergaß er, dass dadurch dieselben Abhängigkeiten oder Terrorgefahren, wie bei der Nabucco-Leitung bestehen würden.

Die 3 Präsentationen werden wahrscheinlich auf der Homepage der TU Wien demnächst online gestellt.



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Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /