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Greenpeace: Handel zwingt Kunden zu Einweg-Konsum

Kaum Angebote auf Getränke in Mehrwegflaschen

Wien - Das marktcheck.at-Team hat Getränke-Angebote in den Flugblättern der Supermärkte untersucht. Bier, Limonade, Fruchtsaft oder Wasser in umweltfreundlichen Mehrwegflaschen zu günstigen Preisen sind kaum zu finden

– im Gegenteil: Es dominieren Angebote für Getränke in umweltbelastenden Wegwerfgebinden. Von mehr als 1.800 Getränke-Angeboten in Flugblättern der bekanntesten Handelsketten in Österreich, die innerhalb eines Jahres in der Region Wien und NÖ gesammelt wurden, waren nur rund fünfzehn Prozent für Getränke in Mehrwegflaschen. ‘Wenn Umweltminister Berlakovich in diesem Zusammenhang von einer Wahlfreiheit für die Konsumenten spricht, gleicht das einem schlechten Scherz’, ärgert sich Greenpeace-Konsumentensprecherin Claudia Sprinz. ‘Gerade wenn eine Familie auf den Preis achten muss, ist sie quasi gezwungen, umweltbelastende Einwegflaschen zu kaufen. Das muss ein Ende haben’, so Sprinz weiter.
Untersucht wurden Flugblätter, die von den Handelsketten Billa, Eurospar, Hofer, Interspar, Lidl, Merkur, Penny, Spar, Spar Gourmet und Zielpunkt über ein Jahr hinweg in Wien und Niederösterreich an alle Haushalte in Wien und NÖ ausgesandt wurden. Die meisten Angebote gab es bei Bier. In den untersuchten Flugblättern wurden aber nur sechs Mal Mineralwasser, einmal Fruchtsaft und keine einzige Limonade in der Mehrwegflasche angeboten.

Der österreichische Marktführer Rewe (Billa, Merkur, Penny) erzielte nur
elf Prozent Anteil bei Mehrweggebinden. Die dahinter folgende Spar-Gruppe kam immerhin auf 21 Prozent, das österreichweit drittgrößte
Handelsunternehmen Hofer erreichte traurige null Prozent. Hofer führt
bislang kein einziges Getränk in Mehrwegflaschen und hat daher auch in
Flugblättern solche nie angeboten. Zielpunkt kam auf knapp neunzehn und Lidl ebenfalls auf null Prozent, weil der Diskontsupermarkt wie Hofer und Penny grundsätzlich keine Mehrwegflaschen anbietet. ‘Allein die drei
größten Handelsketten haben in Österreich einen Marktanteil von nahezu
achtzig Prozent. Es sollte doch selbstverständlich sein, dass die Konsumenten selbst wählen dürfen, welche Art von Gebinde sie kaufen.
Immerhin sind Getränke in Mehrwegflaschen bei der Herstellung viel
günstiger und belasten die Umwelt deutlich weniger als Einweggebinde’,
führt Sprinz aus.

Greenpeace-Untersuchungen zeigen, dass die früher so beliebten Getränke in Mehrwegflaschen immer seltener im Handel zu finden sind. Die aktuelle Recherche ergab, dass vor allem die Preis- und Sortimentsgestaltung der heimischen Supermärkte dafür verantwortlich sind. So kam es etwa beim Bier öfters vor, dass das gleiche Getränk in der Mehrwegflasche zu höheren Kosten angeboten wurde als in der Dose. In manchen Fällen wurden sogar Einweg-Produkte fälschlich als Mehrwegflaschen gekennzeichnet bzw. waren
in Mehrwegflaschen gar nicht als solche erkennbar.

‘Die Handelsketten behaupten ständig, dass ihre Kunden die
Hauptverantwortung für den Rückgang von Mehrweg tragen. Dabei sind es die Supermärkte, die offensichtlich kein Interesse daran zeigen, die
Preisvorteile von Getränken in Mehrwegflaschen an ihre Kunden weiter zu
geben.Sie verkaufen sie oft sogar teurer! Daher ist es dringend notwendig, dass von Umweltminister DI Berlakovich gesetzliche Rahmenbedingungen zur Erhaltung und Absicherung von Mehrwegflaschen geschaffen werden – die Supermärkte sind offensichtlich nicht freiwillig dazu bereit, die von ihm geforderte Wahlfreiheit zu schaffen’, fordert Sprinz abschließend.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /