Fakten zum Verwirrspiel über Papst, Vatikan und Gentechnik

Die Hintergründe..

‘Päpstlicher Segen für den Gen-Reis’[1] titelte ‘Die Welt’ und der ‘Salzburger Bauer’ setzte noch einen drauf, indem er als Titelthema den Papst gleich die ganze Gentechnik segnen ließ (siehe Anhang).

Dies sind glatte Lügen, aber im Umfeld des Papstes tummeln sich erschreckend viele Befürworter der Gentechnik, die wahrscheinlich der größte Angriff auf die Schöpfung überhaupt ist. Eine Zusammenfassung:

* Die Falschmeldungen beriefen sich auf einen Artikel der Pro-Gentechnik-Zeitschrift ‘Novo Argumente’, die von einem ‘Plädoyer der Päpstlichen Akademie’ für die Gentechnik sprach.[2] Das ist falsch: Es handelt sich ‘nicht um eine offizielle Erklärung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften oder des Vatikan’, wie der Papstsprecher sofort versicherte.[3]

* Papst Benedikt XVI. erklärte im Jahr 2006: ‘Der Mensch möchte die Familie neu erfinden, die Grammatik des Lebens selbst, von Gott so ersonnen und gewollt, möchte er verändern. Doch sich an Gottes Stelle zu setzen, ohne Gott zu sein, ist die dümmste Arroganz, ist das gefährlichste Abenteuer."[4]
Dies wurde als klare Ablehnung der Gentechnik ausgelegt. Doch seither hörte
man diesbezüglich wenig vom ‘Oberhirten’.

* Zurück geht die ganze Aufregung auf eine – viel kritisierte – Tagung, die im Mai 2009 IN der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften stattgefunden hatte. Organisiert wurde diese von dem Entwickler des ‘Goldenen Reis’ Ingo Potrykus, Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. 40 Wissenschafter nahmen daran teil, darunter sieben der insgesamt 80 Wissenschafter, die den Papst beraten. Nun erschien in der Fachzeitschrift ‘New Biotechnology’ ein Artikel über die Ergebnisse der Tagung des vergangenen Jahres. Darin wird der Einsatz der Agro-Gentechnik vor allem in armen Ländern propagiert.

* Dies geschieht gegen den Willen der meisten Menschen und Regierungen vor allem in Afrika, denn diese befürchten nicht nur Gesundheitsrisiken, sondern auch die totale Abhängigkeit durch patentierte Gentechnik-Pflanzen. Doch auch wenn wahrscheinlich 95 Prozent der Wissenschafter im Bereich Gentechnik am Tropf der Industrie hängen[5], erklärt sogar der Chef des bedeutenden Gentechnik-Konzerns Syngenta Martin Taylor öffentlich, was Sache ist: ‘Gentechnik wird nicht die Ernährungskrise lösen, zumindest nicht kurzfristig.’[6]

* Die Frage ist jedoch: Warum in aller Welt lässt sich der Papst von solchen Pro-Gentechnik-Wissenschaftern beraten? Wie ist es möglich, dass auch der Kanzler der Päpstlichen Akademie, Bischof Marcelo Sanchez Sorondo, gentechnisch veränderte Nutzpflanzen als eine grundsätzlich "positive Tatsache" bezeichnet hatte?[7] Wo doch nichts mehr gegen die Schöpfung verstößt als die Gentechnik, die Lebewesen schafft, wie sie die Natur nie hätte hervorbringen können.[8] Nur eine kompromisslose Arbeit gegen die Gentechnik kann als Verantwortung gegenüber der Schöpfung gesehen werden.
Hier sind die Kirchenoberen gefordert. Insbesondere darf ich an eine unabhängige, nicht weisungsgebundene Initiative IN der katholischen Kirche verweisen, die seit rund 20 Jahren eben kompromisslos für die Schöpfung eintritt: Die ARGE Schöpfungsverantwortung, die auch eine der vier Träger des erfolgreichen Gentechnik-Volksbegehrens 1997 war.[9] Wer sinnvoll spenden will, ist hier sicher gut aufgehoben, zumal die ARGE finanziell schwer unter Druck steht.[10]


Klaus Faißner ist Freier Journalist -. engagiert in der Initiative Gentechnikverbot
www.gentechnikverbot.at , Autor des Buches ‘Wirbelsturm und Flächenbrand. Das Ende der Gentechnik’ http://www.gentechnikverbot.at/?option=com_content&id=22

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Fußnoten:

1 http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article11318126.html

2 http://www.animal-health-online.de/gross/2010/11/30/_/15329/

3 http://www.radiovaticana.org/TED/Articolo.asp?c=443562

4 http://vatican.va/news_services/liturgy/2006/via_crucis/ge/station_07.html

5 ‘Eine der größten Gefahren der Gentechnik besteht darin, dass 95 Prozent
aller Wissenschafter auf diesem Gebiet für die Industrie arbeiten, auf der
Seite der Produzenten. Keine fünf Prozent sind wirklich unabhängig.’ Terje
Traavik, wissenschaftlicher Direktor des unabhängigen staatlichen
Forschungszentrums ‘GenØk’ der Universität Tromsø/Norwegen im Film ‘Leben
außer Kontrolle – von Genfood und Designerbabies’, Bertram Verhaag, Gabriele
Kröber, 2004

6 ‘GM won‘t solve the food crisis, at least not in the short term.’
http://www.guardian.co.uk/environment/2008/jun/27/gmcrops.food

7 http://www.liborius.de/nachrichten/ansicht/artikel/vatikanzeitu-6.html

8 Klaus Faißner, Autor des Buches ‘Wirbelsturm und Flächenbrand. Das Ende
der Gentechnik’, EUR 14.- , Bestellung unter info@gentechnikverbot.at oder
http://www.ainoah.com/product_info.php?info=p14.html

9 http://www.argeschoepfung.at/themen/gentechnik.html

10 http://www.argeschoepfung.at/spenden.html

GastautorIn: Klaus Faißner für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /