Gesäuse: Angriff auf Österreichische Nationalparkidee!

Weniger für die Natur, mehr für die Wirtschaft- das kann wohl nicht sein

Wien - "Weniger für die Natur, mehr für die Wirtschaft" - so die Forderung einiger Mitglieder der lokalen Wirtschaftslobby an die Führung des steirischen Nationalparks Gesäuse. Die größten österreichischen Naturschutzorganisationen Umweltdachverband, WWF, BirdLife und Naturschutzbund schlagen gemeinsam Alarm:

"In einem Nationalpark sollen in erster Linie die Natur und gefährdete Arten zu ihrem Recht kommen", kritisiert Mag. Franz Maier, Geschäftsführer des mweltdachverbandes, diese Forderung als völlig überzogen. Die Errichtung touristischer Infrastruktur und die Förderung der lokalen Wirtschaft gehören nicht zu den Kernaufgaben eines Nationalparks und konterkarieren deshalb die Österreichische Nationalparkidee, so die Allianz der Umweltorganisationen.

"Der Nationalpark Gesäuse ist von der IUCN als Schutzgebiet von internationaler Bedeutung anerkannt und mittlerweile auch in der Region sehr stark und gut verankert", erklärt Mag. Christine Pühringer, Geschäftsführerin des Naturschutzbund Österreich.

Seit seiner Gründung vor fünf Jahren haben die MitarbeiterInnen eine Vielzahl an Aktivitäten für die Natur und die nachhaltige Entwicklung der Region gesetzt. Gemäß dem Nationalparkgesetz, das den Schutz und die Erhaltung gefährdeter Arten und Lebensräume vorschreibt, wurden Flussuferläufer, Auerhuhn, Alpenbockkäfer und Co gefördert. Ein ambitioniertes Bildungsprogramm mit Ausstellungen, Exkursionen und zahlreichen Veranstaltungen bringt den Besuchern die Nationalparkidee näher und stützt den sanften Tourismus.

"Ein Nationalpark hat primär seinen Naturschutzauftrag zu erfüllen", bekräftigt Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. "Dass nun im Gesäuse vom Nationalparkdirektor verlangt wird, statt dessen im Nationalpark Hotels auf eigene Kosten zu errichten, ist skandalös und in der 25jährigen Geschichte der österreichischen Nationalparks einzigartig", ist Pfiffinger empört. Sollte er diesen - vom Nationalpark-Recht nicht gedeckten - Forderungen nicht nachkommen, wird damit gedroht, den Vertrag 2008 nur mehr um ein Jahr zu verlängern. Dass durch diese Vorgehensweise der Druck auf das Nationalparkmanagement steigt, sich primär für die Wirtschaft zu engagieren, ist für die NGOs inakzeptabel.

WWF-Geschäftsführerin Dr. Hildegard Aichberger: "Es darf unter keinen Umständen Schule machen, dass die ureigensten Ideen von Nationalparks kurzfristigen wirtschaftlichen Abenteuern geopfert werden!"

Die Naturschutz-NGOs fordern deshalb die steirische Landesregierung, insbesondere
die beiden für den Nationalpark Gesäuse zuständigen Landesräte Manfred Wegscheider und Johann Seitinger, auf, rasch einzuschreiten und nicht zuzulassen, ass eines der naturschutzpolitischen Aushängeschilder Österreichs fahrlässig demontiert wird.

Quelle: WWF, Umweltdachverband, Naturschutzbund, Birdlife


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /