© Gerd Maier
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Startschwierigkeiten für das Teilzeitauto 2.0 in München

Nach der aktuellen Carsharing Debatte im Münchner Stadtrat, ließ die Umweltschutz-organisation Green City Experten und Anbieter bei der Münchner Mobilitätskultur am vergangenen Donnerstag zu Wort kommen.

München- Im Mittelpunkt der Debatte stand die Definition eines neuen Carsharing-Konzepts, der Kampf von David gegen Goliath und die Frage, wann und wie Zebramobil und BMW/Sixt in München mit dem Teilzeitauto starten können.

Ähnlich dem Vorreiter Car2Go aus Ulm, stehen in München neue Anbieter in den Startlöchern, die auf die mobilen Nutzerbedürfnisse eingehen und das Abstellen und Abholen eines Autos im gesamten Stadtgebiet ermöglichen. Doch bei Zebramobil und BMW/Sixt gibt es Startschwierigkeiten in der bayrischen Landeshauptstadt. Die wegen grundsätzlicher Bedenken aus den Reihen der Bürgermeister und Referenten abgesagte Stadtratsdebatte über stationsungebundene Carsharing-Modelle auf öffentlichen Parkplätzen zeigt, welche Brisanz das Thema in der Öffentlichkeit und Politik besitzt. Damit verschiebt sich der Beginn der geplanten vierjährigen Testphase zweier Modellvarianten in zentralen Parklizenzbereichen und somit der Start von Zebramobil und BMW/Sixt auf bisher unbestimmte Zeit. Die nächste Stadtratssitzung dazu findet am 15. März 2011 statt.

Gleichzeitig wird von Seiten der alteingesessenen Anbieter in Frage gestellt, ob die neuen Nutzungsmodelle als Carsharing bezeichnet werden können. ’Car2go ist kein Carsharing, bestenfalls etwas ähnliches” sagt Willi Loose vom Bundesverband Carsharing (bcs). Unter der Federführung des bcs haben Carsharing-Anbieter einen Kriterienkatalog aufgestellt, der ein modernes Carsharing-Angebot definiert und sich an den Zielsetzungen eines umweltentlastenden Mobilitätsangebotes orientiert. Diese sieht er bei Car2go nicht erfüllt, hier fehlt laut Loose ein Tarifsystem, das Anreiz zur sparsamen Nutzung gibt, sowie eine Einbindung an das öffentliche Verkehrsnetz. Kai Sonntag, Mobilitätsexperte bei Green City, erklärt: ‘Die in den letzten 20 Jahren gewachsene Carsharing-Szene besteht überwiegend aus kleinen, idealistischen Anbietern. Mit dem Auftreten der neuen Anbieter vollzieht sich ein Wandel.’ Ganz bewusst sprechen diese neue Zielgruppen an, insbesondere die Altersklasse der 20- bis 40-jährigen. Hier besteht eine große Offenheit für das Teilen von Autos anstelle des Besitzes. Im Gegensatz zum klassischen Carsharing sind für diese Kunden allerdings ein einfacher Zugang und flexible Nutzung, wie bei stationsungebundene Systeme angeboten, besonders wichtig. Aufgrund bisher fehlender wissenschaftlicher Erkenntnisse lassen sich die Wirkungen der neuen Systeme auf die Umwelt und das Mobilitätsverhalten nicht sicher abschätzen.

Interessanterweise sehen Stattauto München wie auch der Bundesverband Carsharing der Konkurrenz durch die neuen Mitspieler gelassen entgegen. Der Markt bietet ein viel größeres Potential als bisher erschlossen werden konnte. Der Einstieg von Automobilkonzernen und Autovermietern intensiviert zudem die öffentliche Debatte. Die weitere Entwicklung bleibt spannend, welche Carsharing-Anbieter können sich dauerhaft behaupten? Sind es die großen Konkurrenten wie Mercedes (Car2Go), BMW und Sixt oder auch kleinere Anbieter wie ZebraMobil? Nach Beseitigung der Startschwierigkeiten bleibt also die Frage, wer beim Wettbewerb der Carsharing-Anbieter gewinnt: David oder Goliath? Dies werden vor allem die Nutzer mit der Wahl ihres Anbieters beantworten.

GastautorIn: Svenja von Gierke für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /