© Julia Baier  und Stefan Diefenbach-Trommer
© Julia Baier und Stefan Diefenbach-Trommer

EU-Kommisar Oettinger: Abschaltung älterer Atomkraftwerke eine Option

Das Thema Atomkraft sorgt in Deutschland nun für neue Emotionen

Die dramatischen Ereignisse im japanischen Kernkraftwerk Fukushima bringen auch in Deutschland das Atomkraftthema wieder in die politische Debatte. Ein sofortiger Atomausstieg ist für die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zwar noch keine Option, aber es wird heftigst debattiert. Vorerst will Merkel mit den deutschen Bundesländern über die Sicherheit reden. ‘Man muss aus den Erkenntnissen über die japanische Katastrophe lernen’, so Merkel am Sonntagabend im ARD in der Sendung "Brennpunkt". SPD und Grüne fordern nun von der deutschen Bundesregierung ‘eine Kehrtwende’ in ihrer derzeitigen Atompolitik.

Rund 60.000 Menschen haben am Samstag in Baden-Württemberg vom Atomkraftwerk Neckarwestheim bis ins 45 Kilometer entfernte Stuttgart mit einer Menschenkette eindrucksvoll aufgezeigt, was sie von Atomkraft halten. Die Stilllegung des Kraftwerks in Neckarwestheim ist für die Demonstranten die einzige Option. Der Reaktor in Neckarwestheim ist einer jener, der um einige Jahre länger am Netz bleiben soll.

Heute rufen die Atomkraftgegner zu Mahnwachen in ganz Deutschland auf.

Das deutsche Bundesumweltministerium wiegelt eher ab, am Freitag hat Bundesumweltminister Röttgen erklärt, dass die deutschen Kraftwerke gegen in Deutschland zu erwartenden Beben gesichert seien.

Kritik für Merkel gibt es auch aus der Union: "Es wird der Atomindustrie gestattet, mit unseren Lebens- und Zukunftschancen Russisches Roulett zu spielen", meint der Bundesverband Christliche Demokraten gegen Atomkraft (CDAK) in einer Pressemitteilung.

Auch in der Schweiz wird bereits über das Thema Atomkraftnutzung debattiert. Viele Menschen in der Schweiz sind von den Zerstörungen und der drohenden atomaren Katastrophe erschüttert. Greenpeace und andere Organisationen möchten ihnen die Gelegenheit geben, ihr Mitgefühl und ihre Verbundenheit mit den Menschen in Japan zum Ausdruck zu bringen und organisieren bereits ab heute und in den kommenden Tagen in der ganzen Schweiz Mahnwachen.

Damit verbunden ist die Hoffnung, dass auch in der Schweizer Energiepolitik ein Umdenken stattfindet.

Oettinger: vorzeitige Abschaltung ist eine Option

EU-Energiekommissar Günther Oettinger meint heute in einem Interview mit den Deutschlandfunk, dass er nichts ausschließe, dass jedoch die Sicherheit von Atomkraftwerken vor allem nationales Recht sei. Bereits morgen, Dienstag hat Oettinger die Aufsichtsbehörden aller Mitgliedsstaaten nach Brüssel eingeladen. Eine Natur- und Atomkatastrophe in solchem Ausmaß wie derzeit in Japan habe er derzeit nicht für möglich gehalten ‘Vieles, was wir als Industriegesellschaften für sicher und beherrschbar gehalten haben, ist nun in Frage gestellt." meint er im Deutschlandfunk.


Interview Oettinger mit dem Deutschlandfunk;Sicherheit in Euorpa ist unteilbar


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /