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Schluss mit Atomgeschäften österreichischer Energieunternehmen!

Offener Brief von Greenpeace an alle Landeshauptleute

Anlässlich der Atomkatastrophe in Japan hat Greenpeace am 16.03.2011 alle neun Landeshauptleute in einem offenen Brief dazu aufgefordert, ihre Eigentümer­ver­ant­wortung in den Landes­energie­versorgern zu nutzen und ab sofort sämtliche Geschäfte mit Atomstrom für immer zu stoppen.

Offiziell beträgt der Anteil von Atomstrom im österreichischen Energie-Mix rund fünf Prozent. Tatsächlich kann man jedoch von einem weitaus höheren Anteil ausgehen, der bei etwa fünfzehn Prozent liegt. Grund für die Schwankung: Bis zu zehn Prozent des in Österreich verwendeten Atomstroms werden durch den Handel mit Zertifikaten über internationale Strombörsen vertuscht.



‘Wir gehen davon aus, dass ein großer Teil des importierten Atomstroms direkt oder indirekt aus Tschechien, der Slowakei und Deutschland kommt und somit auch aus bekannten Risiko-Reaktoren wie Mochovce, Temelin oder deutschen Schrott-Reaktoren’, erklärt Greenpeace-Energieexperte Jurrien Westerhof. Dieser Atomstrom gelangt über Strombörsen nach Österreich und wird oft mittels zugekauften Wasserkraftzertifikaten ‘umetikettiert’, um die offiziellen Werte möglichst niedrig zu halten ‘Nach unserer Informationslage sind nahezu alle Landesenergieunternehmen davon betroffen’, so Westerhof.

Hinzu kommt, dass einige Betreiber von so genannten Pumpspeicherkraftwerken billigen Atomstrom zu Niedrigverbrauchszeiten importieren, um damit Wasser in die Stauseen zurück zu pumpen. Später wird damit teurer Spitzenlaststrom für den Rückexport produziert. ‘Diese zweifelhaften Geschäfte, die absolut nichts zur Stromversorgung in Österreich beitragen, müssen sofort gestoppt werden. Die Speicherkraftwerke sollen für Wind- oder Sonnenenergie, aber nicht für Atomstrom verwendet werden’, fordert der Energieexperte.

Greenpeace sieht in einem Ausstieg Österreichs aus Geschäften mit Atomkraft nicht nur einen konkreten Beitrag zu mehr nuklearer Sicherheit in Europa, sondern auch ein starkes Signal in Richtung der Länder, die Atomkraftwerke betreiben. Außerdem erhöht sich damit die Glaubwürdigkeit des österreichischen Anti-Atom-Kurses. Nur massives Investieren in Ökostrom-Anlagen und das Forcieren von Energiesparmaßnahmen stellen eine echte Lösung dar. Kurzfristig unumgängliche Stromimporte dürfen nur aus atomkraftfreien Ländern oder von atomkraftfreien Unternehmen erfolgen. Zu einem zusätzlichen Import von Kohlestrom darf es dabei natürlich keinesfalls kommen.

Auch die Vorstände der österreichischen Stromkonzerne werden von Greenpeace in offenen Briefen dazu aufgefordert, umgehend und für immer auf alle Geschäfte mit Atomstrom zu verzichten. Greenpeace erwartet sich sowohl von den Landeshauptleuten als auch von den Vorständen eine umgehende Antwort.



Offene Briefe an die 9 Landeshauptleute

* Burgenland: an Hans Niessl
* Kärnten: an Gerhard Dörfler
* Niederösterreich: an Dr. Erwin Pröll
* Oberösterreich: an Dr. Josef Pühringer
* Salzburg: an Mag. Gabi Burgstaller
* Steiermark: an Mag. Franz Voves
* Tirol: an Günther Platter
* Vorarlberg: an Dr. Herbert Sausgruber
* Wien: an Dr. Michael Häupl



Offene Briefe an die 10 österreichischen Stromversorger

* Bewag
* Energie AG Oberösterreich
* ESTAG
* EVN
* Kelag
* Salzburg AG
* TIWAG
* Verbund AG
* Vorarlberger Kraftwerke
* Wien Energie GmbH


Offener Brief an das Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend

* an Bundesminister Dr. Reinhold Mitterlehner


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /