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China: Neuer Fünfjahresplan soll „saubere industrielle Revolution“ vorantreiben

Aufruf an die Provinzregierungen zu ernsthaftem Umweltschutz

Die chinesische Führung will den seit einigen Jahren propagierten Wandel der Volksrepublik zu einer ressourcenschonenden und umweltfreundlichen Gesellschaft beschleunigen. Der chinesische Präsident Hu Jintao und Premierminister Wen Jiabao forderten auf dem aktuellen Nationalen Volkskongress in Peking eine Umstrukturierung der chinesischen Wirtschaft und riefen die Provinzregierungen zu ernsthaftem Umweltschutz auf. Den massiven Umweltproblemen im Land will die chinesische Regierung mit schärferen Gesetzen und einem forcierten Ausbau der Märkte für Umwelttechnologien entgegentreten. Nach Einschätzung des internationalen Klimaschutznetzwerks The Climate Group taugt der neue Fünfjahresplan dazu, eine ‘saubere industrielle Revolution’ in China voranzutreiben. Deutsche und europäische Unternehmen müssen sich auf zunehmende Konkurrenz in besonders zukunftsträchtigen Wirtschaftssektoren einstellen.

Die US-amerikanische Denkfabrik Worldwatch Institute etwa führt die Volksrepublik in einer im Oktober veröffentlichten Analyse unter anderem als weltweit führenden Produzenten von Windkraftanlagen und Fotovoltaikmodulen auf. Von den zehn größten Fotovoltaikherstellern stammen demnach bereits fünf aus China. Die Climate Group verweist in einer anlässlich des Volkskongresses veröffentlichten Studie auf ehrgeizige chinesische Wachstumsziele in sieben strategischen Industrien: Nach dem Willen der Staatsführung sollen ‘saubere’ Energien und ausgewählte Nachhaltigkeits- und Umweltschutztechnologien in fünf Jahren mit acht Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beitragen. 2020 sollen es 15 Prozent sein. Mark Kenber, Chef der ‘Climate Group’, sagt, für europäische und nordamerikanische Politiker sollte dieses Streben Chinas ein Weckruf sein. Es zeige, dass das Rennen um Marktanteile auf den ‘grünen’ Zukunftsmärkten ‘längst begonnen’ habe.

Diese Einschätzung teilt Shin Wei Ng, Chinaexpertin bei E3G, einem Nachhaltigkeits-ThinkTank in London. In einem Beitrag für die Website chinadialogue.net schreibt sie, Chinas Führung habe CO2-arme Wirtschaftssektoren als Wachstumstreiber identifiziert und flankiere ihren Aufbau mit verschärften Umweltschutzauflagen. Ziel seien chinesische ‘Global Player’ auf diesen Zukunftsmärkten. Für europäische Unternehmen sei das Chance und Risiko zugleich: Durch ihre derzeitige Vorreiterrolle bei Umwelttechnologien könnten sie einerseits die neuen Absatzmärkte in China bedienen. Andererseits drohe ihnen der Verlust von Marktanteilen, wenn China weiter aufschließe. Um Verluste zu vermeiden, solle die Europäische Union zunächst die heimische Nachfrage nach Umwelttechnologien stärken, zum Beispiel durch höhere CO2-Ziele.

Die E3G-Expertin plädiert außerdem für eine starke strategische Partnerschaft zwischen der EU und China zum Ausbau einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Bleibe dies aus, drohe ein neuer Protektionismus – zum Schaden der Wirtschaft beider Regionen und der Nachhaltigkeit. In ihrem Anfang März vorgelegten Klimaschutzfahrplan bis zum Jahr 2050 stellt die Europäische Kommission eine Stärkung der bestehenden internationalen Klimaschutzkooperationen in Aussicht. Als einen der wichtigsten Partner dafür nennt die Kommission China. Demnach beschäftigen sich die Volksrepublik, aber auch Brasilien und Südkorea intensiv mit dem Aufbau einer CO2-armen Wirtschaft.

Rat für nachhaltige Entwicklung


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /