Rekordpreise für Erdöl - ein Wink zur Energiewende

Ölpreis über 100 Dollar pro Barrel- Zeit für eine Energiewende

Angesichts des Rekordpreises von rund 100 US-Dollar für ein Fass Erdöl in der Vorwoche sollte es eigentlich eine Frage ersten Ranges sein, endlich umzudenken, sowohl für Österreich als auch für Europa und die Welt.

Immer noch ist Erdöl weltweit der wichtigste Energieträger, derzeit werden etwa ein Drittel des weltweiten Energieverbrauchs mit Erdöl. Deutschland importiert etwa 97 Prozent seines Erdölbedarfs, Österreich rund 93 Prozent.

Renommierte Wirtschaftsforscher haben die Vorteile eines Umstiegs auf Erneuerbare Energien längst erkannt: ‘Erneuerbare Energien können die deutsche Energieversorgung aus Ölpreisfalle und Importabhängigkeit befreien. Es ist allerhöchste Zeit, ohne wenn und aber auf eine klimafreundliche Energieversorgung umzusteuern’, sagte Prof. Dr. Claudia Kemfert
vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vor kurzem. ‘Die deutsche Politik – vom Bund bis zu den Kommunen – muss jetzt die richtigen Weichen stellen, um erneuerbare Energien beschleunigt auszubauen. Nur so lassen sich die Energie- und Klimaschutzziele
erreichen, die die Bundesregierung national und international vorgegeben hat.’ Bereits vor längerer Zeit hat Kemfert in 5 Jahren einen Ölpreis von 150 und in 10 Jahren einen Ölpreis von 200 Dollar prognostiziert.
Seit 1996 hat sich der Ölpreis mehr als versechsfacht. Im gleichen Zeitraum sind die Kosten der Erneuerbaren Energien im Durchschnitt um ein Viertel gesunken. Parallel zum steigenden Ölpreis gehen die weltweiten Erdölvorräte auch zur Neige. Laut deutschem Bundesamt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) wird schon in 10 bis 15 Jahren die Hälfte des auf der Erde förderbaren Öls verbraucht sein. Erneuerbare Energien dagegen sind unendlich lange verfügbar und sichern unseren Wohlstand über das Abbrennen der fossilen Energien hinaus. ‘Die weltweit steigende Nachfrage und gleichzeitige Verknappung des ‘schwarzen Goldes’ wird die Importabhängigkeit Deutschlands in Zukunft noch verstärken, wenn wir jetzt nicht mit Erneuerbaren Energien massiv gegensteuern’, betont Jörg Mayer, Geschäftsführer von ‘deutschland hat unendlich viel energie’, der deutschen Informationskampagne für Erneuerbare Energien. ‘Es führt aus ökonomischen sowie klima- und außenpolitischen Gründen kein Weg daran vorbei, innovative und ressourcenschonende Energietechniken zu fördern, so lange sie gegenüber Öl, Kohle, Gas und Atom nicht konkurrenzfähig sind. Die Wettbewerbsfähigkeit unter Einrechnung der realen Umweltkosten haben die Erneuerbaren schon längst erreicht.’

‘Wer heute noch auf Öl und Gas setzt, dem ist wirklich nicht zu helfen", meinte dazu der Bundessprecher der österreichischen Grünen, Alexander Van der Bellen, der vor seinem Volleinstieg in die Politik als Universitätsprofessor für Volkswirtschaft an der Universität Wien tätig war, am Donnerstagvormittag bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Kosten für Energieimporte haben sich in Österreich zwischen 2002 und 2005 verdreifacht, ein weiterer Anstieg scheint auch für 2006 und 2007 sicher, dazu gebe es jedoch noch keine aktuellen Daten. Van der Bellen rechnete einige Beispiele vor: Die Energiekosten für eine 3 Personen-Familie mit 90 Quadratmeter-Altbauwohnung und einem Benzin-Pkw hätten sich zwischen 2004 und 2007 um 542 Euro erhöht. Sogar eine alleinstehende Person ohne Auto, in einer Substandardwohnung wohnend, hätte einen Anstieg der Energiekosten um 173 Euro per Jahr gehabt. Das sollte und müsste eigentlich für die Politik ein wesentliches Motiv sein, entsprechende Maßnahmen zu setzen, so Van der Bellen. Außerdem könnten mit erneuerbaren Energien bzw. Energieffizienzmaßnahmen, wie Wärmedämmung, auch tausende Arbeitsplätze geschaffen werden, gleichzeitig seien dies positive Maßnahmen gegen den Klimawandel.

Positiv am Energiepreisanstieg ist, dass auch das Wachstum des Energieverbrauchs gebremst wird. Wie das WIFO, das Österreichische Instituts für Wirtschaftsforschung, vor kurzem berichtete, liegt der gesamte energetische Endverbrauch (Simulationsergebnisse 2007) um 3,2% unter jenem ohne Preisanstieg (am stärksten sank der Kohleverbrauch). Leicht stimuliert wurde mit dem Energiepreisanstieg der Verbrauch von erneuerbarer Energie (z. B. von Pellets) und von Fernwärme, es wird vor allem wird weniger Gas eingesetzt (-8%). Der Einsatz von Biomasse ist um etwa 1% höher als ohne Preisschock. Das WIFO erklärte weiters, dass im Jahr 2007 die CO2-Emissionen deshalb um etwa 3 Mio. t geringer waren als ohne den Energiepreisschock.

Eines scheint klar: ein Umdenken ist immer notwendiger – desto rascher wir umsteigen, desto schneller werden wir unabhängig von hohen Erdöl- und Erdgaspreisen (auch die Erdgaspreise steigen). Die Lösungen liegen auf dem Tisch: Energieffizienz und erneuerbare Energie sind die richtigen Lösungen. Es ist Zeit für eine rasche Eneriewende!


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /