© Postbus
© Postbus

Warum man noch keine neue Bus-Fahrpläne kaufen kann

Eine kuriose Situation- aufgedeckt von Josef Baum

Busse sind zwar in vielen Teilen Österreichs ziemlich unattraktiv, weil sie oft selten verkehren (manchmal nur einmal in der Woche, ja nur einmal im Jahr). Doch wer unwelt-, klima- und menschenfreundlich verkehren will, ist trotzdem auf sie angewiesen. Und da wäre es von Vorteil, wenn mensch zumindest die Fahrpläne der Bahn- und Postbusse erwerben könnte.

Nun gibt es seit 9. Dezember 2007 neue Fahrpläne, immerhin seit 4 Wochen, doch ich habe für Post- und Bahnbusse noch nirgends die neuen Fahrpläne aushängen sehen, noch hat mir ein Buschauffeur solche verkaufen können (vielleicht gibt es löbliche Ausnahmen, mir sind jedenfalls keine bekannt). Die Lenker improvisieren und kopieren interne Unterlagen und geben sie weiter. Das ist unter den gegebenen Umständen gelebte Kundenfreundlichkeit des Personals.

Aber einfacher und kundenfreundlicher wäre es, wenn – wie bisher auch immer üblich – Fahrpläne ausgegeben bzw. an den Stationen ausgehängt würden. Warum ist das heuer – jedenfalls bis dato – nicht der Fall? Es muss damit zusammenhängen, dass die Arbeit ausgelagert wurde, und damit heuer eine deutsche Firma beauftragt wurde. Diese Firma heißt laut Information eines leicht verzweifelten Regionalbetreuers IVU und sitzt in Berlin. Nichts grundsätzlich gegen eine deutsche Firma; aber es könnte sein, dass vom fernen Berlin die Eigenheiten der österreichischen Bushaltestellen – die Außenstehenden zugegebenermaßen oft schwer zu vermitteln sind - vielleicht nicht so leicht verstehbar waren; aber mehr noch dürfte dies damit zusammenhängen, dass hier eine Aktiengesellschaft beauftragt wurde, die zwar nicht allzu viel auf ihrer Homepage über sich berichtet, aber – wie das bei Börsennotierung üblich ist - doch stolz mitteilt, dass zuletzt der EBIT (in etwa der Gewinn vor Steuern und Zinsen) verdoppelt wurde. In Deutschland ist das Privatisieren über die Börse bei der Bahn ja derzeit groß angesagt.

Jedenfalls hatte diese IVU nun Fahrpläne geliefert, die drucktechnisch ungeeignet waren, und bei denen offenbar auch sonst einiges kurios war, z. B. Fußnoten mit nicht mehr überschaubaren Ausnahmen.

Sicher ist das nur ein Mosaikstein in der Kunden(un)freunlichkeit des Managements bei Bus und Bahn, wo beinhart nach Seilschaften ausgewählt wird, wo die Fachkundigkeit nicht besonders wichtig zu sein scheint, und wo der Minister Faymann an der Spezi-Politik nicht nur nichts geändert hat, sondern diese ungeniert fortführt. So wird jedenfalls auch verstehbar, wie der Auftrag an genannte IVU zustandegekommen sein mag, und warum mensch noch immer keine neue Bus-Fahrpläne kaufen kann.

Mit ökosolidarischen Grüßen
Josef Baum

PS von der Redaktion: Viele Oekonews-Redakteure fahren dennoch noch immer mit dem Bus!

GastautorIn: Dr. Josef Baum für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /