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25 Jahre Kampf für den Ausstieg

Umweltinstitut München kämpft seit 25 Jahren gegen Atomkraft

München, 21. April – 25 Jahre nach Tschernobyl hat uns die Katastrophe in Japan ein weiteres Mal die Unbeherrschbarkeit der Atomkraft dramatisch vor Augen geführt. Deshalb fordert das Umweltinstitut München den Komplett-Ausstieg aus der Atomkraft bis Ende nächsten Jahres in Verbindung mit Energiesparmaßnahmen und der Mobilisierung stiller Kraftwerksreserven.

Die Katastrophe von Tschernobyl 1986 hat unmittelbar zur Gründung des unabhängigen Vereins Umweltinstitut München e.V. geführt. Nicht nur der weltweit erste Super-GAU an sich gab den Anlass, sondern vor allem die chaotische und oft irreführende Informationspolitik der Behörden. Seitdem hat sich das Umweltinstitut München zu einer Institution entwickelt, die von vielen Menschen geschätzt wird. Unsere regelmäßigen Messungen, vor allem von Waldprodukten, die leider in Südbayern auch heute noch zum Teil hoch belastet sein können, dienen den Menschen nach wie vor als Infoquelle für die Belastung von Lebensmitteln. Flyer und Broschüren zu Atom- und Gentechnik finden reißenden Absatz. 25 Jahre nach Tschernobyl wenden sich die Menschen noch immer eher an das Umweltinstitut als an Behörden, was die atomare Katastrophe in Japan einmal mehr gezeigt hat.

Seit Fukushima wurde auch das Messprogramm intensiviert und die Werte sowohl der Außenluftüberwachung als auch begleitender Messungen wie Regenwasser und Staubwischproben werden der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Die vielen aktuellen Anfragen besorgter Bürgerinnen und Bürger haben das große Interesse an der Informationsarbeit bestätigt. Wenngleich die Belastung in Deutschland diesmal deutlich geringer ist, als nach Tschernobyl, so ist doch die Verunsicherung der Menschen wegen der unglaubwürdigen Politik der bayerischen, deutschen und europäischen Behörden und Regierungen wieder groß.

‘Die Menschen haben nach wie vor wenig Vertrauen in staatliche Stellen und trauen unabhängigen Organisationen eher ehrliche Informationen zu’, erklärt Harald Nestler, Vorstand des Umweltinstitut München e.V. Die miserable Informationspolitik in einem demokratischen Land wie Japan hat dieses Misstrauen verstärkt – ‘zu Recht’, wie Nestler anmerkt. ‘Wenn der Unfall bei uns passiert wäre, wären unsere Behörden wieder völlig überfordert gewesen.’ Allein die unsinnige Inkraftsetzung der EU-Katastrophen-Grenzwertregelung beweist, dass einzig die Beschwichtigung der Verbraucher im Vordergrund steht. Unsere Kritik an dieser Regelung hat dazu geführt, dass die Grenzwerte deutlich gesenkt wurden.

‘Das Tragische ist, dass erst erneut ein so schweres Unglück mit allen gesundheitlichen und ökologischen Konsequenzen passieren musste, bevor von allen das Risiko der Atomkraft anerkannt wird’, ärgert sich Vorstand Christina Hacker. An der Gefährlichkeit der Atomtechnik habe sich grundsätzlich nichts geändert. ‘Diesmal genügt es aber nicht, auf den niedrigen Technologiestandard im Sozialismus hinzuweisen, sondern man muss anerkennen, dass Atomkraft überall auf der Welt gleichermaßen gefährlich ist’, so Hacker.

Erstaunlich ist, dass es quasi von heute auf morgen ohne Probleme möglich war, gleichzeitig acht von 17 Atomkraftwerken vom Netz zu nehmen. ‘Und trotzdem sind die Lichter nicht ausgegangen’, kommentiert Hacker. Plötzlich kann es den Parteien, die vor einem halben Jahr die Laufzeitverlängerung gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung durchboxten, gar nicht schnell genug gehen, die Energiewende und den Ausstieg aus der Atomkraft zu schaffen. ‘Wenn wir es denn nur glauben dürften, dass dies nicht nur kurzzeitiges politisches Kalkül ist’, ergänzt Nestler.

‘Die bereits abgeschalteten Altmeiler dürfen keinesfalls mehr in Betrieb gehen’, fordert Karin Wurzbacher, Physikerin am Umweltinstitut München. Sie seien nicht nur am schlechtesten gegen terroristische Angriffe oder Flugzeugabstürze geschützt, sondern sie weisen auch sicherheitstechnisch große Mängel auf. ‘Alterung bedeutet auch Abnutzung der Materialien. Korrosion, Versprödung, Rissbildung auch bei zentralen Komponenten sind immer wieder aufgetreten’, so Wurzbacher.

Bis Ende nächsten Jahres müssen dann auch die restlichen AKWs vom Netz, so die Forderung des Umweltinstituts. Dazu müssen unsere stillen Kraftwerksreserven mobilisiert werden, auch wenn dies kurzfristig zu Lasten der CO2-Bilanz geht. Außerdem müssen Einsparungen realisiert und nicht der jeweils billigste verfügbare Strom in Europa zugekauft werden.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /