© ARGUS und Erwin Preuner
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Ein Kofferraum zum Treten!

LastenRad Kollektiv – „Carsharing“ für Lastenräder & Anhänger

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Wer kennt das nicht, der eigene Gepäckträger wird schnell mal zu klein.

Beim Großeinkauf, Möbel-Transport oder beim Umzug – oft sieht man keine Alternative zum Automobil. Was noch nicht allen bekannt ist, in Wien gibt es Lastenräder zu mieten – günstiger als man denkt.

Es war nicht nur die Faszination ‘Lastenrad’, die die Gründungsmitglieder des LastenRad Kollektivs zusammenführte. Unabhängig zu sein, war unbestritten auch ein weiteres Motiv, Lastenräder anzuschaffen: unabhängig von Autos und Lkw, unabhängig von Treibstoffen, die teuer importiert werden müssen.
Betrachtet man die Kosten für ein Lastenrad, so ist man schnell bei 1.000-2.000 €. Viele geben diese Summen für ihre Sporträder aus, nicht aber für Lastenräder, um gelegentlich etwas zu transportieren. Das LastenRad Kollektiv hat das Material angeschafft und verleiht die Lastenräder und Anhänger. So wird auch eine gute Auslastung der teuren Räder erreicht.
Derzeit stehen fünf Lastenräder und neun Anhänger unterschiedlichster Bauform und Größe im Fuhrpark des LastenRad Kollektivs. Der Verleih passiert nach Vereinbarung via E-Mail. Die Räder und Anhänger stehen an unterschiedlichen Standorten in Wien, somit bleibt eine lange Anfahrt meist erspart.
Die laufende Wartung und Instandhaltung wird über freiwillige Spenden finanziert, ein Pfand für die Dauer der Leihe ist obligatorisch.
Die Idee, Transporte endlich unabhängig von Autos und Lkw in Zeiten von Feinstaub, Parkplatznot und Verkehrschaos durchführen zu können, traf den Nerv der Zeit. So erhielt das LastenRad Kollektiv im Juni 2010 den Neubauer Klimaschutzpreis, den KLIP 7. Das Preisgeld wurde gemeinsam mit den Einkünften eines Festes und einer ÖH-Förderung rasch reinvestiert – in zwei nagelneue und zwei gebrauchte Lastenräder. Zuwachs erhält das LastenRad Kollektiv aber auch durch Eigenbauten sowie Lastenräder und Anhänger in Privatbesitz, die besser ausgelastet werden sollen.
Wie es sich mit so einem Lastenrad fährt, fragen viele Passanten. Nach den ersten zittrigen Metern gewöhnt man sich aber schnell an die übersetzte Lenkung eines Long Johns, einer gängigen dänischen Lastenrad-Bauart. Mit den Anhängern lässt es sich problemlos fahren – solange der Verkehr flüssig ist, denn vorbei schlängeln geht bei den großen Plattform-Anhängern nicht mehr: Mit über 2 Metern Länge und einer 80cm breiten Ladefläche steht man oft wie auch im Auto im Stau.
Während meiner zwei Möbel-Transporte mit den großen Plattform-Anhängern und einigen Einkäufen mit dem Long John ‘Harriet’ hatte ich den Eindruck, dass die Anzahl der rücksichtslosen VerkehrsteilnehmerInnen zurück ging. PassantInnen kreuzten die Straße nicht ohne vorher zu schauen, AutofahrerInnen überholten mit entsprechendem Sicherheitsabstand und selbst Taxi-LenkerInnen verzichteten auf die Bus-Spur. Ob dies nun aufgrund der breiteren Konstruktion oder schlicht aus Neugierde passierte, kann ich nicht beantworten. Nach der Rückgabe des Lastenrads bzw. des Anhängers war leider wieder alles beim Alten. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht, ich habe Zeit und Geld gespart und Petra freute sich über ihre neue Couch.
Erwin Preuner

Wie funktioniert's?

1. Benötigtes Lastenrad oder Anhänger
aussuchen - http://lastenradkollektiv.blogsport.de
2. Anfrage inkl. Zeitraum und Telefonnr. an
3. Lastenrad oder Anhänger Abholen und
4. zum vereinbarten Zeitpunkt retournieren und ggf. Mängel melden.

[1] http://lastenradkollektiv.blogsport.de

Bildtexte

Bild 1: Die hier gezeigte ‘Berlinerin’ ist, wie auch das ‘Punschkrapferl’, für alle Lasten geeignet, die in der Box Platz haben.

Bild 2:Die Plattform-Anhänger wie ‘Heini's Einkaufsanhänger’ eignen sich auch für den richtig großen Einkauf – mit einer Ladefläche von 138x61cm bis zu 231x82cm kann man auch große Möbelstücke transportieren, die in keinem Kombi mehr Platz finden.



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Quelle & Abdruck mit freundlicher Genehmigung von: ARGUS - Die Radlobby www.argus.or.at

Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /