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Bestäubung als Marktlücke

Was Bienen, Schmetterling & Co noch leisten

Inzwischen werden Imker oftmals sogar dafür bezahlt, dass ihre Bienen Obstbaumkulturen oder Glashaustomaten bestäuben. Die als selbstverständlich hingenommene ‘Dienstleistung’ der bestäubenden Insekten entspricht einem Geldwert von über 150 Mio. Euro weltweit – pro Jahr! Was Bienen, Schmetterling & Co noch leisten und wie jeder mithelfen kann, sie zu erhalten, erfährt man im neuen Natur&Land-Heft des NATURSCHUTZBUNDes ‘Warum wir Bienen & Co brauchen’.

Bestäubung ist zu einem Thema geworden - für Imker, Landwirtschaftsexperten und Insektenkundler ebenso wie für Medien und die breite Öffentlichkeit. Wir alle wissen, dass Honigbienen dem Menschen direkt nutzen, indem sie uns mit Honig versorgen. Weniger bekannt ist, dass das nur ein Nebenschauplatz ist. Denn den 650 weiteren heimischen Bienenarten und vielen Insekten kommt eine weit größere Bedeutung, nämlich für die Bestäubung zu: Wenn Bienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen, Käfer usw. nicht wären, könnten sich drei Viertel der Pflanzenarten nicht vermehren und wir müssten auf Blumenwiesen, Obst und Gemüse weitgehend verzichten. Der Einsatz von Pestiziden, satte grüne Einheitswiesen, blumenleer gedüngt und bis zu dreimal im Jahr gemäht, hektarweise Maisäcker, Millionen nektar- und pollenlose Einheitsblumen auf Balkonen, Terrassen und Gärten lassen Bienen beim scheinbar reich gedeckten Tisch verhungern.


Nischenaufteilung


Wo es viele Arten von Blüten gibt, findet man auch viele verschiedene Bestäuber und umgekehrt. Denn nicht jede Bienenart nutzt jede Blüte. Daher existiert in artenreichen Biotopen eine große Fülle an ökologischen Nischen. Wenn nun diese Fülle zurückgeht, fallen viele Nischen weg. In ausgeräumten und übernutzten Landschaften nehmen sowohl die Pflanzenarten als auch die Bestäuber drastisch ab. Bei Wirtschaftspflanzen bringt der Mangel an geeigneten Bestäuberinsekten auch ökonomische Probleme mit sich.

Das Bestäubungsgeschehen als Markt


Das kann dazu führen, dass die Bestäubung, die normalerweise die Natur gratis liefert, teuer eingekauft werden muss. So bezahlen nicht nur amerikanische Obstbauern Imker für die Bestäubung, auch in Europa werden einige Wildbienenarten zunehmend gezielt für die Bestäubung in den völlig insektenunfreundlichen Obstplantagen verkauft. Auch Glashaus- und Folientomaten werden weltweit durch gezüchtete Hummeln bestäubt.
Bienen und andere Bestäuber garantieren ca. 30 % des landwirtschaftlichen Ertrages, der knapp 7 Mrd. Menschen ernähren muss. Die als selbstverständlich hingenommene ‘Dienstleistung’ der bestäubenden Insekten entspricht einem Geldwert von über 150 Mio. Euro im Jahr weltweit – das wiederum entspricht 9,5 % des globalen landwirtschaftlichen Ertrages von 2005.

Die Bestäubungskrise hat lange zurück liegende Ursachen


Schon seit der Intensivierung der Landwirtschaft in den 1960er Jahren sind die Bestände vieler Bienenarten stark zurückgegangen. Durch die intensiv betriebene Imkerei waren die Folgen ökonomisch kaum zu spüren. Für Fachleute ist der Artenverlust in der Fläche jedoch deutlich feststellbar. Obwohl Bienen längere Zeit in kleinen Populationen überleben können, ist zu befürchten, dass Bestände durch lokale Katastrophen oder genetische Verarmung zusammenbrechen. Nach dem ‘Honigbienensterben’ durch die Varroa-Milbe ist jetzt der Bestäubermangel vor allem in ausgeräumten Landschaften, in denen Wildbienen und andere Bestäuber selten geworden sind, deutlich spürbar.

Aus ökologischer wie ökonomischer Sicht muss die Erhaltung oder neuerliche Etablierung eines artenreichen Bestäubernetzwerks das Ziel sein. Darin muss es Lebensmöglichkeiten für diese Tierarten geben. Zum Erhalt vielfältiger Gemeinschaften von Bienen und anderen Bestäubern braucht es ein artenreiches Blütenangebot über die gesamte Saison und geeignete Nistplätze. Grund genug zum Handeln für Landwirtinnen und Landwirte, für (Hobby)gärtnerinnen und –gärtner. In der neuesten Ausgabe der NATURSCHUTZBUND–Zeitung ‘Natur & Land’ mit dem Titel ‘Warum wir Bienen & CO brauchen’ erfährt man, wie das gemacht werden kann.

Weitere Inhalte: Warum wir Bienen & Co brauchen; Die Entstehungsgeschichte der Bestäubung; Schwarmintelligenz – gemeinsam statt einsam; Bienen fördern – wie geht das?; Honigbienen als Haustiere; Schwere Zeiten für Imker; Insektenhotels und ihre Gäste; Honigbienenverluste und deren Ursachen; Insektenhoteleinsatz im Obstbau; Weiz als Wildbienenhauptstadt; Jugendseite: So baust du ein Wildbienenhotel; Heimisches Pflanzenmaterial mit Gütesiegel; Bienenporträts; Porträt des Hummelbauern Franz Schmidlechner; Agrarförderungen für Blühflächen;
60 Seiten, 4,50 + Versand (auch im Abonnement erhältlich), farbig mit vielen Bildern; zu bestellen:


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /