Bündel an Maßnahmen für effizienteren Energieeinsatz notwendig

Pachauri/IPCC: Die Menschen sind bereit, ihren Lebensstil zu verändern - bereits kleine Änderungen können Wirkung zeigen

"Wie kann man intelligent mit dem Einsatz von Energie umgehen? Das ist eine der wichtigen Fragen, die sich aus dem 4. UN-Klimabericht ergeben", so Staatssekretärin Christa Kranzl am Montag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Friedensnobelpreisträger und IPCC-Vorsitzendem Rajendra Kumar Pachauri anlässlich der "viennergy 2008".

Kranzl betonte, dass dafür ein Bündel an Maßnahmen notwendig sei. Pachauri erklärte, dass kleine Veränderungen des Lebensstils der Menschen große Auswirkungen hätten. "Ich glaube, die Menschen sind bereit dazu."

Die Folgen des 4. UN-Klimaberichtes seien, dass außer Streit stehe, dass der Mensch den Klimawandel verursache und es stelle sich auch die Frage, wie Energie in den nächsten 50 Jahren ausreichend zur Verfügung stehe. "Österreich setzt hier seit Jahren Schwerpunkte in der Entwicklung neuer Technologien. So beschäftigen wir uns bei den Programmen 'Haus der Zukunft', "Energie der Zukunft" und 'Fabrik der Zukunft' damit, wie Gebäude entsprechend energieeffizient ausgestattet werden können oder wie man sonst effizienten Einsatz von Energie ausweiten kann ", erklärte Kranzl, die auch ankündigte, dass die Bemühungen in diese Richtung weiter vorangetrieben werden. Kranzl meinte weiters, mit dem neuen Forschungsprogramm gelte es nun den Weg vom Passivhaus zum Plusenergiehaus zu gehen. Das "Haus als Kraftwerk" sei realisierbar.

Es brauche aber vor allem eine Verknüpfung von Maßnahmen im Bereich des Verkehrs, der Energie, beim Abfall , beim Wasser und auch bei der Kommunikation. "Städte haben hier große Chancen, etwas zu bewegen und werden dabei eine wichtige Rolle spielen." Deshalb freue sie sich, dass Wien als erste Stadt dieses Problem aufgegriffen habe, auch im Rahmen der laufenden Konferenz viennergy 2008. "Und ich hoffe, dass es 2009 eine Fortsetzung dieser Veranstaltung gibt."
Es brauche beispielsweise eine Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs. "Das ist eine der Herausforderungen der Zukunft", sagte Kranzl.

Die Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs nannte auch Pachauri als eines der wichtigen Ziele. Denn in Zukunft werden immer mehr Menschen in Städten leben. "Die Frage der Energieversorgung wird entscheidend für die Zukunft der Menschen sein. Die fossilen Brennstoffe laufen aus, der Klimawandel kann nicht mehr geleugnet werden - und mit ihm alle Folgen für den Planeten und die Menschheit."

Neben energieeffizienteren Gebäuden, dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs und Finanzierungsmodellen, die diesen attraktiv machen, brauche es auch einen "anderen Lifestyle". "Wenn wir nur etwas weniger Fleisch essen, leben wir gesünder und auch der Planet. Wenn wir etwas mehr zu Fuß gehen oder öffentliche Verkehrsmittel anstelle des Autos nehmen. Oder auch die Raumtemperatur ein bisschen niedriger halten. Das wären alles erste einfache Schritte", so Pachauri. Es sei besonders wichtig, gerade den Kindern und der Jugend diese neuen Werte zu vermitteln. Angesichts der Kraft der Medien könne ein solcher geänderter Lebenswandel in den entwickelten Ländern auch Wirkung in den sich entwickelnden Ländern haben - appellierte Pachauri an die anwesenden Journalisten, noch mehr von diesen Themen zu berichten.

Zu den EU-Klimaschutzzielen sagte Pachauri, dass diese ein "erster richtiger Schritt" seien. "Zumindest übernimmt die Europäische Union die Führung in dieser Frage und geht in die richtige Richtung." Denoch sei noch weit mehr zu tun, aber er sei optimistisch, dass die Menschheit dies schaffen würde.

Zum Thema "Renaissance der Atomkraft" erklärte Pachauri, es würden zwar einzelne Länder auf diese Technik setzen, aber Atomkraft sei nicht überall einsetzbar und weltweit gesehen nehme der Anteil der Atomkraft ab. Er wies auf die immensen Chancen und Möglichkeiten der Erneuerbaren Energien hin. Teri, das indische Institut in dem er selbst arbeitet, ist defakto durch entsprechende Gebäudetechnik und den Einsatz von Solarenergie energieautark.

Im Rahmen der Eröffnung der Veranstaltung erklärte SPÖ-EU-Abgeordnete Karin Scheele: "Als Hauptverursacher des CO2-Ausstoßes sind Europas Städte und Ballungszentren gefragt, einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der EU-Vorgaben für Klimaschutz zu leisten. Die technischen Möglichkeiten und das entsprechende Know-How verpflichten Europas Kommunen geradezu, eine Vorreiterrolle für mehr Energieffizienz einzunehmen. Um dieser Verantwortung besser gerecht werden zu können, braucht es internationalen Erfahrungsaustausch und die Bildung von Netzwerken, wie die heutige Fachtagung."

Elektroautos statt Diesel und Benzin

Bei der Konferenz kam auch der Einwand, dass neben mehr öffentlichem Verkehr, auch der Antrieb unserer PKW´s effizienter werden müsse, statt Verbrennungsmotoren mit einem Nutzungsgrad von 20% zu verwenden, müssen ob sofort Elektromotoren mit einem Wirkungsgrad von über 90% für den Individualverkehr zum Einsatz kommen.
Wo öffentliche Verkehrsverbindungen fehlen, sei so eine sinnvollere Ergänzung mit mortorisiertem Individualverkehr notwendig. Einen Blick in die Zukunft und die Möglichkeiten zeigte hier auch ein Vortrag von Magna Steyr, gemeinsam mit einem Mitglied der Stadtregierung von Graz auf.

Weitere Information:

Radiobeitrag von der Pressekonferenz mit den Aussagen von Staatssekretärin Christa Kranzl und Nobelpreisträger Pachauri als Lifestream

von Herbert Loitsch/Radio orange/Trotz allem (einfach links auf stream clicken)



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