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Ein Testnetz für die Integration erneuerbarer Energie

Pilotprojekt: Energie AG und Land OÖ errichten intelligentes Niederspannungsstromnetz mit bis zu 140 Photovoltaik-Anlagen

Eberstalzell wird zum Solarstrom-Zentrum Österreichs: neben dem größten Photovoltaik-Forschungskraftwerk des Landes wird die Energie AG ein Testnetz in Kooperation mit dem Energieressort für die Integration erneuerbarer Energie errichten. Dazu wird es spezielle Förderungen für den Bau von vielen dezentralen Photovoltaik-Anlagen geben, um den verdichteten und entsprechend schwankenden Einsatz der erneuerbaren Energieträger unter den Vorgaben eines sicheren Netzbetriebes und maximaler Versorgungssicherheit zu simulieren. Unterstützt wird das Projekt maßgeblich auch von Energie-Landesrat Rudi Anschober, dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie sowie der Gemeinde Eberstalzell.

Energie AG-Generaldirektor Leo Windtner: "Wir sind Vorreiter beim Ausbau der regenerativen Energien - dafür brauchen wir leistungsfähige und intelligente Netze, mit denen wir diese Anforderungen der Zukunft meistern können. Mit dem Testnetz in Eberstalzell sind wir die österreichweit ersten, die ein derartiges Zukunftsnetz in Betrieb nehmen."

Energie-Landesrat Rudi Anschober: "Wir bauen die Energiewende auf vier Säulen: Massive Einsparung, Ausbau der erneuerbaren Energie, Speicherung und intelligente Netze. Mein Ziel ist unter anderem ein Ausbauboom von Solarstrom in den nächsten Jahren: Bis Ende 2015 sollen jedes Jahr 6000 neue Anlagen ans Netz gehen. Dazu braucht es starke und intelligente Netze."

Die nachhaltige und sichere Energieversorgung Österreichs ist eine der zentralen Zukunftsaufgaben. "Wir brauchen eine starke und unabhängige Eigenversorgung mit Energie", bringt es Leo Windtner, Generaldirektor der Energie AG Oberösterreich, auf den Punkt.

"Die Energiezukunft wird nach der Erdbebenkatastrophe von Japan neu geschrieben", sagt Windtner und stellt fest, dass "den Erneuerbaren die Zukunft gehört". Er sieht den Standpunkt und das Engagement der Energie AG in dieser Entwicklung bestätigt, mahnt aber auch zum Realismus: "Es ist derzeit noch nicht möglich, den Energiebedarf Österreichs ausschließlich aus erneuerbaren Energien zu decken. Wir brauchen auch in Zukunft den flexiblen Energiemix aus Wärmekraft, Wasserkraft und neuen, regenerativen Energieträgern, damit wir mit dem regenerativ-thermo-hydraulischen Verbund die Versorgungssicherheit erhalten können."

Die Nutzung neuer, regenerativer Energien wie Photovoltaik und Windkraft ist für die Herausforderungen der Energiezukunft eine Notwendigkeit. Mit Österreichs größtem Photovoltaik-Forschungskraftwerk, dem SolarCampus in Eberstalzell, sind neue Maßstäbe gesetzt, Weiterentwicklungen der Technik und neue Technologien machen jetzt die Nutzung von Windenergie auch in Oberösterreich interessant. "Oberösterreich ist wahrscheinlich kein Land, in dem wir flächendeckend Windkraftanlagen aufstellen können, dort wo die Rahmenbedingungen stimmen, macht die Nutzung der Windenergie aber durchaus Sinn", sagt Energie AG-Generaldirektor Leo Windtner. Derzeit befinden sich mögliche Windkraftstandorte in ganz Oberösterreich in Prüfung.

Für die Umsetzung dieser rot-weiß-roten Energiezukunft braucht die Energiewende die Integration von dezentralen Erzeugungsanlagen und für maximalen Kundennutzen intelligente Stromnetze.



Das europäische Stromleitungsnetz war seit jeher so konzipiert, dass die elektrische Energie von zentralen Kraftwerken zu den Verbrauchern transportiert wird. Mit den neuen, regenerativen und zugleich dezentralen Erzeugungsanlagen kommen völlig neue Anforderungen auf das Stromnetz zu.

"Die Einführung nachhaltiger Energiesysteme oder von Elektromobilität ist nicht sinnvoll möglich, wenn die Grundlage, ein intelligentes Stromnetz, fehlt. Smart Metering ist die Basistechnologie, die den intelligenten Stromnetzen zugrunde liegt - und hier ist die Energie AG in Österreich federführend tätig", sagt Technik-Vorstand Werner Steinecker. Mehr als 50.000 Zähler sind bereits im Echteinsatz, bis Jahresende werden insgesamt mehr als 100.000 intelligente Stromzähler in den Kundenanlagen montiert sein.

In Eberstalzell wird mit dem Pilotprojekt jetzt das erste intelligente Niederspannungs-Ortsnetz umgesetzt, in dem unter modernsten Rahmenbedingungen alle diese neuen Techniken zum Einsatz kommen.

"In Zukunft muss das Netz so funktionieren, dass in den vielen Klein- und Kleinstkraftwerken erzeugte Energie, z.B. aus Photovoltaik- und Windkraftwerken, in das Netz eingespeist und zu den Verbrauchern abtransportiert werden kann. Das Stromnetz der Zukunft muss also nicht nur in eine, sondern in beide Richtungen möglich sein", erklärt Steinecker. Die Teilnetze in Eberstalzell, die jetzt für das Pilotprojekt genutzt werden, wurden in den letzten Wochen bereits zu intelligenten Stromnetzen umgebaut und für die Anforderungen des Projektes vorbereitet.

Stromnetz der Zukunft muss Balance zwischen Angebot und Nachfrage schaffen

Erneuerbare Energie, insbesondere Wind- oder Sonnenenergie, ist manchmal nicht verfügbar, dann aber wieder im Überfluss. Genau dann sollen möglichst viele Verbraucher eingeschaltet werden. Smart Grids - die "schlauen, intelligenten Stromnetze" - sollen in Zukunft dafür sorgen, dass die Nachheizung des Boilers, der Betrieb der Wärmepumpe oder Kühlung sowie die Ladung des Elektroautos automatisch gesteuert werden können - je nach verfügbarer Leistung.

Die Energie AG Oberösterreich ist als einer der Vorreiter bei der Errichtung intelligenter Stromnetze in Österreich Teilnehmer eines Forschungsprojektes unter Leitung des AIT (Austrian Institute of Technology) gemeinsam mit Siemens, Fronius, Linz AG Stromnetz, Salzburg Netz und BEWAG Netz an geeigneten Lösungen gearbeitet. Die Kosten für Forschung und Entwicklung werden vom östereichischen Klimafonds gefördert. Als Region, in dem ein bestehendes Stromnetz zu einem intelligenten Netz der Zukunft mit entsprechend vielen dezentralen Einspeisern umgebaut wird, wurde die Gemeinde Eberstalzell (Bezirk Wels-Land) ausgewählt. "Die technischen Rahmenbedingungen sind vorhanden, die einzelnen Systeme beweisen sich auch schon im alltäglichen Betrieb - hier wollen wir erstmals das Gesamtsystem umsetzen und wichtige Erkenntnisse gewinnen", sagt Steinecker.

Ziel ist es, in den zwei Ortsnetzen "Eberstalzell" und "Littring" (südlich des Photovoltaik-Forschungskraftwerkes "SolarCampus"), die Integration der dezentralen Erzeugung im Echtbetrieb zu erforschen. Mit der Aufrüstung der Netzsegmente kann der Ausbau der dezentralen Erzeugungsanlagen im Frühjahr des kommenden Jahres begonnen werden. Das Gesamtprojekt "DG DemoNet Smart LV Grid" ist auf die Dauer von dreieinhalb Jahren ausgelegt. Der tatsächliche Testbetrieb, ohne die dazu notwendigen Vorarbeiten, soll beginnend mit der Inbetriebnahme der ersten Photovoltaik-Einheiten rund zwei Jahre dauern.

Zeitplan:

* Vertragsabschlüsse mit Interessenten im Herbst 2011/ Winter 2011 * Errichtung der Photovoltaik-Anlagen im Frühjahr 2012
* im Anschluss Beginn 2-jähriger Testbetrieb

Bis zu 140 neue Photovoltaik-Anlagen auf engstem Raum liefern wertvolle Erkenntnisse

Mit dem Land Oberösterreich konnte für das Projekt in Eberstalzell ein attraktives Fördermodell entwickelt werden, das die Errichtung von rund 70 Photovoltaikanlagen verschiedener Größen in jedem der beiden Teilnetze mit einer Gesamtleistung von 400 kW unterstützen soll. Zahlreiche Hausdächer wurden von einem Expertenteam in einem ersten Auswahlverfahren für eine Teilnahme am Pionierprojekt als geeignet eingestuft.

Bei den rund 2.400 Einwohnern in Eberstalzell stehen mit den nun geförderten Anlagen und dem SolarCampus rund 1,5 MW installierte Photovoltaik-Leistung zur Verfügung. Das sind rund 5,5 m2 Paneelfläche pro Einwohner. Zu erwarten ist, dass über diese Photovoltaikflächen künftig in etwa 1,4 Mio. Kilowattstunden Strom erzeugt werden können - das reicht aus, um 53% des jährlich in den Haushalten Energiebedarfs zu decken.

Auch die Gemeinde Eberstalzell hat die volle Unterstützung für das einmalige Forschungsprojekt zugesichert. "Wir sind stolz, dass Eberstalzell mit dem SolarCampus zur wichtigsten Sonnenstromgemeinde Österreichs geworden ist", freut sich Bürgermeister Franz Gimplinger. Mit der Entscheidung der Energie AG und des Landes Oberösterreich, in seiner Gemeinde auch das Pilotprojekt umzusetzen, wird die durch das Sonnenkraftwerk in den vergangenen Monaten aufgebaute positive Stimmung weiter genutzt.

High-Tech-Vorzeigeprojekt, aber volle Unterstützung durch die Gemeinde

"Dass wir Standortgemeinde für dieses Forschungsprojekt sein dürfen, macht uns besonders stolz", freut sich Gimplinger. Eberstalzell ist seit längerem eine sogenannte "Energiespar-Gemeinde" (E-Gem-Gemeinde) und will in den nächsten 20 Jahren unabhängig von fossiler Energie werden. Mit dem Smart-Grid-Projekt, dem SolarCampus, der Installation von Pelletsheizungen und Photovoltaikanlagen bei kommunalen Gebäuden, den Produktions- und Handelsbetrieben, bringt die Gemeinde diesem Ziel einen großen Schritt näher. "Die Eberstalzeller waren bei der Nutzung der Alternativenergien bisher schon sehr aufgeschlossen, durch Projekte wie dieses wird die Bevölkerung noch stärker sensibilisiert", sagt der Bürgermeister.

Aufbauend darauf ist das Projekt in Eberstalzell auf fruchtbaren Boden gefallen. "Wir haben schon bei der ersten Informationsveranstaltung im Ort großes Interesse der Bürger an den Möglichkeiten zur Teilnahme an dem Projekt festgestellt", berichtet Gimplinger. Die Gemeinde selbst hat mit der Inbetriebnahme der ersten Photovoltaik-Anlage am Gemeindeamt einen ersten Schritt mit Vorbildcharakter gesetzt.

Quelle: Energie AG


Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /