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Elektromobilität: Großes Potenzial in Mittel- und Osteuropa

Roland Berger Studie: Österreich an erster Stelle- Aktuell rund 600 Elektroautos in Österreich

Wien/Prag -Einen neue Roland Berger Studie stellt Österreich im Beriech Elektromobilität ein gutes Zeugnis aus. Der österreichische Automarkt spielt bei der Elektromobilität eine Vorreiterrolle in Mittel- und Osteuropa. Österreich rangiert in der Region an erster Stelle, gefolgt von Tschechien und Polen. Die treibende Kraft hinter der E-Mobilität sind Energieversorger und Autohersteller. Außerhalb Österreichs, Tschechiens und Polens halten diese sich noch extrem zurück. Österreich hat als einziges Land der Region eine E-Mobilitätsstrategie. Konkrete staatliche Maßnahmen sind notwendig, um diesen Bereich voranzutreiben. Als Vorbilder dienen hier auch Länder wie Deutschland, Frankreich und Dänemark, die den Ausbau der Infrastruktur für Elektromobilität forcieren.

Ein Blick in die Zukunft offenbart das große Potenzial: 2025 wird voraussichtlich ein Viertel aller in Mittel- und Osteuropa verkauften Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb ausgestattet sein, so die Ergebnisse der in acht Ländern (Kroatien, Österreich, Polen, Rumänien, Tschechien, Ungarn, Slowakei, Slowenien) durchgeführten Studie "E-mobility in Central and Eastern Europe" von Roland Berger Strategy Consultants.


"Zwar gab es in den letzten Jahren äußerst interessante E-Mobilitäts-Initiativen in Mittel- und Osteuropa, dennoch ist das Potenzial in diesem Bereich noch lange nicht ausgeschöpft. Um die Elektromobilität in der Region voranzutreiben, müssen alle wichtigen Interessengruppen – von den Energieversorgern über die Autobauer bis hin zu den Regierungen – eng zusammenarbeiten und von den fortschrittlichen Ansätzen in Ländern wie Deutschland und Frankreich lernen", erklärt Alexander Kainer, Energieexperte bei Roland Berger Strategy Consultants in Wien.

Österreich: derzeit knapp 600 Elektroautos

Österreich ist mit der höchsten Zahl zugelassener batteriebetriebener Elektrofahrzeuge in der Region (knapp 600, davon 370 in Pilotprojekten) die Nummer eins. Hier profitiert man von der Beteiligung großer österreichischer Energiekonzerne an Pilotprojekten in fünf Modellregionen sowie von den staatlichen Förderungen.

Länder wie Deutschland, Frankreich, Dänemark und teilweise auch England sind im gesamteuropäischen Kontext jedoch schon wesentlich weiter als Mittel- und Osteuropa. Einige Beispiele: In Deutschland werden derzeit acht Modellregionen gefördert. In Dänemark sind es hohe Subventionen, die mehr als 30 Prozent des Kaufpreises eines Elektroautos abdecken. In London dürfen Elektroautos im Stadtzentrum gratis parken und sind von der City-Maut befreit. Zusätzlich soll die Infrastruktur massiv ausgebaut werden (1.300 Ladestationen bis 2013). Französische Autohersteller wiederum werden im kommenden Jahr bereits mit sieben Elektromodellen am Markt vertreten sein.

Der Vergleich zur Mittel- und Osteuropa-Region zeigt: In Tschechien und Polen gibt es nur kleine Pilotprojekte. "Österreich peilt 250.000 zugelassene Elektrofahrzeuge bis 2020 an und unterstützt den Kauf im Rahmen von Flottenprojekten bzw. von Firmen mit einem beträchtlichen Betrag. In Tschechien und Polen sind die Fördergelder weitaus geringer", so Roland Zsilinszky, Automobilexperte von Roland Berger in Prag. In den übrigen Ländern Mittel- und Osteuropas (Rumänien, Ungarn, Slowenien, Slowakei und Kroatien) besteht noch erheblicher Aufholbedarf. Der Hauptgrund liegt hier m geringen E-Mobility-Engagement von Stromversorgern und von Autoherstellern.

Energiewirtschaft und Autohersteller sollen handeln

Außer in Österreich zeigen derzeit auch in Tschechien und Polen Energieversorger wie Autohersteller großes Interesse an Elektromobilität. "Der Energieriese CEZ in Tschechien beispielsweise demonstriert, wie man E-Mobilität mit Pilotprojekten und Infrastrukturausbau vorantreiben kann", erklärt Zsilinszky. Die E-Mobility- Pilotprojekte dienen meist dazu, wichtiges Know-how zu generieren und Infrastruktur sowie künftige Geschäftsmodelle auf den Prüfstand zu stellen.

Konkrete staatliche Maßnahmen notwendig- Österreich ein Vorbild

Vor allem direkt nach dem Start eines E-Mobility-Programms ist eine umfassende staatliche Förderung von entscheidender Bedeutung. Geringe oder keine staatlichen Subventionen bedeuten in der aktuellen Situation ein wesentliche Hemmschwelle für die Verbreitung. "Damit die E-Mobilität in den übrigen mittel- und osteuropäischen Ländern an Fahrt gewinnt, sind die zuständigen staatlichen Organe aufgerufen, nach dem Vorbild Österreichs spezielle Fachgremien zu bilden, zielgerichtete Strategien zu erarbeiten und konkrete Maßnahmen zu definieren", so Kainer.

Hohes E-Mobilitätspotenzial in der Region nutzen

Beim Verkehr der Zukunft wird das Thema E-Mobilität in Mittel- und Osteuropa eine ebenso wichtige Rolle spielen wie in Westeuropa. "Frankreich, Dänemark und Deutschland zeigen eindrucksvoll, wie E-Mobility von der bloßen Zukunftsvision zur Realität werden kann. Daran können sich die untersuchten Länder in Mittel- und Osteuropa orientieren", empfiehlt Kainer. Prognosen zufolge wird 2025 auch hier ein Viertel aller verkauften Neufahrzeuge mit einem Elektroantrieb ausgestattet sein. Das sind Jahr für Jahr über 640.000 Neuzulassungen. Zwar hat die E-Mobilität in der Region bereits Einzug gehalten, der Boom dürfte aber frühestens 2015 einsetzen. Bis dahin wird die Massenproduktion von Elektrofahrzeugen angelaufen sein und die Zahl der EF-Nutzer steigen, zu Beginn vor allem im B2B-Segment. Das Privatkundengeschäft wird erst 2020 wirklich interessant, wenn die Fertigungskosten für EF, Batterien und anderes Zubehör gesunken sind. "Die Schlüsselfrage lautet nicht mehr, ob die E-Mobilität kommt, sondern wie schnell, wo zuerst und wie wir den Prozess aktiv mitgestalten. Ein frühes Engagement ist für Unternehmen deswegen von großer Bedeutung, da die Nachfrage möglicherweise schneller steigen wird als erwartet und dann nur jene davon profitieren, die bereits ausgereifte Produkte und Lösungen anbieten können", so das Fazit von Kainer.



Studie zum Download (PDF-Englische Originalversion)



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /