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Wald leistet wichtigen Beitrag auf Weg zur Energieautarkie

2027 sollen 27% des Gesamtenergieverbrauchs aus Holz-Biomasse kommen

Im Stift Klosterneuburg in Niederösterreich setzten sich heute beim vierten und vorläufig letzten österreichischen Waldgipfel anlässlich des Internationalen Jahres des Waldes viele nationale und internationale ExpertInnen mit der Frage auseinander, welche Rolle dieser Lebensraum künftig bei der Energiegewinnung spielen wird. "Mein Ziel ist klar: Ich will Österreich in Richtung Energieautarkie führen und eine Studie bestätigt, dass es möglich ist, im Inland per saldo so viel Energie zu erzeugen, wie wir auch verbrauchen. Der heimische Wald kann und soll dabei einen wichtigen Beitrag leisten", so Landwirtschafts- und Umweltminister Nikolaus Berlakovich heute im Rahmen einer Pressekonferenz zum "Energie.Wald.Gipfel" in Klosterneuburg. * *

Schon jetzt werden in Österreich 22,9 Millionen Festmeter Holz-Biomasse energetisch genutzt. Darin enthalten sind neben direkt aus dem Wald geerntetem Brennholz auch recyceltes Holz, Holz aus Nicht-Waldflächen, Importe und Holz aus einer früheren stofflichen Nutzung sowie Sägenebenprodukte wie Späne und Hackschnitzel. Das entspricht etwa 160 PJ oder rund 11 Prozent des Gesamtenergie-Verbrauchs. Eine Steigerung des energetischen Einsatzes von Holz-Biomasse bis 2020 um rund 5 Millionen Festmeter - also auf 200 PJ - ist möglich und realistisch. Im Jahr 2050 kann bzw. soll der Anteil der Holz-Biomasse am Energieverbrauch rund 27 Prozent betragen, informiert Berlakovich.

Fakt ist, dass der Wald weiter wächst und dass aktuell bereits drei Viertel des Holzzuwachses genutzt werden. "Das zeigt, dass unsere Maßnahmen zur Holzmobilisierung greifen. Weiteres Potenzial ist vorhanden - bei gleichzeitiger Sicherstellung der Nachhaltigkeit", so der Minister weiter. Das Bundesforschungszentrum Wald führte im Auftrag des Lebensministeriums auch eine Studie durch, in deren Rahmen das Holz- und Biomassepotenzial genau untersucht worden ist. "Die Untersuchung zeigt, dass die Nutzung von Holz ruhigen Gewissens ausgebaut werden kann. Wichtig ist jedoch, dass das Holz einer kaskadischen Nutzung zugeführt wird, sprich, dass das Holz dort verwendet wird, wo es die größte Wertschöpfung erzielt. Verbrannt werden kann es schlussendlich noch immer."

Heizkessel tauschen, Kosten senken, schadstoffarm heizen

"Es ist absolut wichtig, Holz als Brennstoff attraktiv zu machen. Die Förderung für Holzheizungen in privaten Häusern wurde auch heuer fortgesetzt. Für 2011 standen dafür insgesamt 3 Millionen Euro zur Verfügung. Auch im Rahmen der Förderaktion für die thermische Sanierung gibt es einen Schwerpunkt, Öl durch Erneuerbare Energien zu ersetzen. "Außerdem geht es um die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung", so Berlakovich. Das Lebensministerium legt daher laufend Infofolder auf, wie zum Beispiel die Broschüre "Richtig heizen mit Holz" - wo man erfährt, wie man schadstoffarm heizt.

540 Biomasse-Anlagen versorgen 180.000 Haushalte in NÖ mit Strom und Wärme

Auch in Niederösterreich spielt der Wald als Energielieferant eine wichtige Rolle. Der Wald als Lieferant von nachwachsendem Rohstoff ist seit vielen Jahren ein Eckpfeiler der niederösterreichischen Energiepolitik. 540 Biomasse-Nahwärmeanlagen sind bereits in Betrieb und liefern Strom und Wärme für 180.000 Haushalte. Die Biomasse ersetzt jährlich rund 5.000 Tanklastzüge mit Öl.

"Das Land Niederösterreich verfolgt klare Ziele: Bis 2015 sollen 100 Prozent des Strombedarfs und bis 2020 die Hälfte des Gesamtenergiebedarfs aus erneuerbarer Energie produziert werden. Wir liegen derzeit bereits bei rund 90 Prozent beim Strom und über 30 Prozent bei der Gesamtenergie. Niederösterreich wird auch in Zukunft die erneuerbaren, regionalen Energien forcieren, denn nur so kann die Unabhängigkeit von Öl und Atom erreicht werden", so der niederösterreichische Agrar- und Energielandesrat Stephan Pernkopf.

Stift Klosterneuburg ist Vorreiter in Sachen Erneuerbare

Ein Vorreiter in Sachen Erneuerbare Energie und Heizen mit Holz ist der Gastgeber des Waldgipfels, das Stift Klosterneuburg. Die Biomasse-Fernheizung des Stiftes beheizt unter anderem zentrale Teile von Klosterneuburg und die Anlieferung erfolgt aus unmittelbarer Nähe mit energiesparenden, extrem kurzen Beförderungswegen. Insgesamt werden damit mehr als 3.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.

"Unsere Wälder sind heute ein beliebtes Erholungsgebiet für Wanderer, Spaziergänger und Radfahrer - und gleichzeitig Rückzugsgebiet selten gewordener Tier- und Pflanzenarten. Unsere Wälder sind Wasserreservoir etwa für die Stadt Klosterneuburg, tragen zur guten Luft als Filter und Sauerstoffproduzent bei und inzwischen sind sie auch ein wichtiger Energielieferant für das Stift und die Stadt: Als 2003 unser Biomasseheizwerk in Betrieb ging, ersetzte es allein im Stift 30 verschiedene Heizanlagen, die zum Großteil mit fossilen Brennstoffen betrieben wurden. Aber jeder Liter Öl oder jeder Kubikmeter Gas, der nicht importiert, und jeder Euro, der dafür in Österreich bleibt, stärken die österreichische Volkswirtschaft. Und sie helfen natürlich auch der CO2-Bilanz", so der Abtprimas des Chorherrenstiftes, Probst Bernhard Backovsky.

Internationale Konferenz behandelt Zukunft der Bioenergie in Europa

Der Waldgipfel war auch der erste Tag einer insgesamt fünftägigen internationalen Forschungskonferenz zur zukünftigen Rolle der Bioenergie aus forstlicher Biomasse in Europa. Die Konferenz, die in Kooperation von COST (Cooperation in Science und Technology), IUFRO (Internationaler Verband forstlicher Forschungsanstalten) und dem österreichischen Bundesforschungszentrum Wald organisiert wird, widmet sich der Rolle der forstlichen Biomasse im Vergleich zu anderen Energieformen, den Herausforderungen für die Gesellschaft sowie der Landnutzung und dem Landmanagement. Insgesamt nehmen 70 Expertinnen und Experten aus 34 verschiedenen Ländern teil.

Quelle: Lebensministerium



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /