© Maria Lanznaster-pixelio.de
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Bauer verkauft Wärme an Gummiwerke

Vorreiterprojekt ermöglicht nachhaltige Wärmeversorgung der Industrie

Südbadische Gummiwerke senken Wärmebedarf, der Rest wird vom Biogas-BHKW eines Landwirts auf dem Firmengelände gedeckt. Ungewöhnliche Idee kam von der Landesenergieagentur KEA. Betriebsstart des BHKW noch 2011.

Die Südbadische Gummiwerke GmbH (SBG) in Donaueschingen wird künftig ihren Wärmebedarf durch Effizienzmaßnahmen um ein Drittel senken. Den Restbedarf für die industriellen Waschmaschinen und die Heizung soll ein benachbarter Landwirt decken. Von diesem Vorreiterprojekt profitiert nicht nur die Umwelt, es schafft auch eine Win-win-Situation für beide Beteiligten: Bernd Roth vom zwei Kilometer entfernten Teilhof steigert seinen Biogasertrag und baut auf dem Gelände der SBG ein mit Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW), das Strom produziert und zusätzlich 171 Kilowatt Wärme erzeugt. Das BHKW ist Eigentum des Landwirts. Die Stromproduktion speist er gewinnbringend in das Stromnetz ein, einen Teil der Wärme verkauft er an die SBG. Die SBG spart sich die Investition für eine neue Heizanlage. Das ungewöhnliche Projekt wurde von der Landesenergieagentur KEA ausgearbeitet, Hilfe kam vom Energienetzwerk Donaueschingen. Die Effizienzmaßnahmen werden derzeit umgesetzt. Der Wärmeliefervertrag ist seit August unterschrieben, das BHKW wird noch Ende 2011 gestartet.

Zu den Effizienzmaßnahmen der SGB gehören unter anderem eine Wärmerückgewinnung aus der Drucklufterzeugung und eine Modernisierung der Wärmeverteilung und -regelung. Die von der KEA angeregten Maßnahmen senken den Wärmebedarf von 570.000 Kilowattstunden pro Jahr (kWh/a) auf 370.000 kWh/a, eine Reduktion um 35 Prozent. ‘Das spart jährlich rund 12.000 Euro ein’, sagt Horst Fernsner von der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg. ‘Die Investition hat sich nach knapp elf Monaten amortisiert, denn die Kosten belaufen sich nur auf gut 10.000 Euro.’

Unüblich ist der zweite Teil der Maßnahmen: Die SBG schaltet ihre alte Heizung ab und behält sie für Notfälle. Anstatt einer neuen Heizanlage entsteht auf dem Firmengelände ein BHKW des Landwirts Roth aus der Nachbarschaft. Der Brennstoff stammt aus seiner Biogasanlage, den Biogasertrag hat der Landwirt vorher gesteigert. Die Wärme aus dem BHKW nutzen die Gummiwerke. ‘Die Idee kam mir durch eine Untersuchung des Gemeindeverwaltungsverbandes Donaueschingen’, so Horst Fernsner. ‘Die Untersuchung identifizierte Ausbaupotenziale von bestehenden Biogasanlagen in der Nähe. Es musste nur ein Abnehmer für die zusätzlich anfallende Wärme bei der Biogasverstromung gefunden werden.’

Mit Hilfe des von der KEA initiierten Energienetzwerks Donaueschingen wurde aus der Idee Wirklichkeit: Der Wärmeabnehmer SBG war schnell gefunden. Im Netzwerk sitzen neben der Landesenergieagentur Unternehmen aus der Region und die kommunale Verwaltung. Produziert wird die Wärme für die SBG künftig nicht in einem BHKW auf dem Hof des Landwirts, sondern im neuen BHKW auf dem Firmengelände. Das vermeidet die Wärmeverluste, die eine Wärmeleitung auf den zwei Kilometern hätte und reduziert zudem die Baukosten. Die Kosten der Gasleitung vom Hof zum Betrieb trägt der Landwirt, die Leitungen vom BHKW zu den SBG-Anlagen das Unternehmen. Der vom BHKW produzierte Strom wird vom Landwirt über die firmeneigene Trafostation in das Stromnetz eingespeist und vergütet.

Das Förderprogramm Klimaschutz-Plus des Landes Baden-Württemberg soll die Wärmeleitung vom BHKW zur SBG-Heizzentrale und die Energieeffizienzmaßnahmen finanziell unterstützen. Der Antrag wurde eingereicht. Bereits finanziell unterstützt wurden die vorherigen Initial- und Detailberatungen der Landesenergieagentur. Die SBG bekam eine Förderung von der KfW, Landwirt Roth eine Förderung vom Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft (RKW).

Der straffe Zeitplan sieht vor, dass der Bau des Blockheizkraftwerkes inklusive aller Leitungen bis Ende Dezember abgeschlossen sein muss. Würde die erste Kilowattstunde Wärme erst im neuen Jahr geliefert, würden die etwas schlechteren Vergütungsbedingungen des novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) gelten.

Über die KEA
Die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH ist die Energieagentur des Landes. Aufgabe der KEA ist die aktive Mitwirkung an der Klimaschutzpolitik in Baden-Württemberg: Sie berät Ministerien, Kommunen, kleine und mittelständische Unternehmen sowie kirchliche Einrichtungen bei Energieeinsparung, rationeller Energieverwendung und der Nutzung erneuerbarer Energien. Mehrheitsgesellschafter ist das Land Baden-Württemberg. Der Sitz der KEA ist in Karlsruhe.

GastautorIn: KEA für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /