© ksoe
© ksoe

Lieselotte Wohlgenannt erhält Bundes-Ehrenzeichen

Republik ehrt Grundeinkommens-Vordenkerin für ihre Verdienste um das Gemeinwohl und ihre Leistungen im Bereich der Erwachsenenbildung

Dr. Lieselotte Wohlgenannt erhielt am 14.11.2011 von der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur Dr. Claudia Schmied in Wien das ‘Bundes-Ehrenzeichen’ für ‘hervorragende Leistungen im Bereich der Erwachsenenbildung’ und als ‘Ausdruck für besondere Verdienste um das Gemeinwesen’ verliehen. Wohlgenannt ist seit 1977 für die Katholische Sozialakademie Österreichs – zunächst beruflich, seit 1992 ehrenamtlich – tätig. ‘Dr. Lieselotte Wohlgenannt arbeitet zu wichtigen Gesellschaftsthemen mit Expertise und Leidenschaft’, sagt P. Alois Riedlsperger SJ, der Leiter der ksoe. ‘Wir freuen uns, dass ihr Engagement für das Gemeinwohl und für die Bildungsarbeit auf diese Weise Würdigung findet!’



Themen der Zeit



In ihren zahlreichen Vorträgen, Diskussionsveranstaltungen und Seminaren thematisierte Wohlgenannt Fragen der gesellschaftlichen Entwicklung (wie ‘Zukunft der Arbeit’, ‘Neue Armut’, ‘Armut trotz Erwerbsarbeit’, ‘Alternative Ökonomie’, ‘Solidarität und Lebensstil’, Fragen der Sozialpolitik (wie ‘Entwicklung des Sozialstaats’, ‘Familienbesteuerung’, ‘Pensionsreform’, ‘Experimentelle Arbeitsmarktpolitik’) sowie besonders auch Fragen der Frauenpolitik (wie ‘Frauenarmut’, ‘Frauengleichbehandlung’, ‘Zur Lage der Alleinerziehenden’).

Dazu gehörten auch die von ihr im Rahmen der ksoe bis Anfang der 90er Jahre regelmäßig durchgeführten 2-wöchigen Sozialen Seminare für Frauen, die für viele der Teilnehmerinnen eine wichtige Erfahrung blieben. Zielgruppen dieser Vorträge, Diskussionsveranstaltungen und Seminare waren unterschiedlichste Gruppen, Organisationen und Einrichtungen der kirchlichen Erwachsenenbildung, von Interessenvertretungen und zivilgesellschaftlichen Initiativen, von Frauenorganisationen, aber auch von politischen Parteien und Politischen Akademien.

In den Fragen einer aktiven Gewaltlosigkeit arbeitete sie mit Jean und Hildegard Goss-Mayr bei Seminaren und Publikationen des Internationalen Versöhnungsbundes zusammen. Ihre entwicklungspolitische Erfahrung brachte sie u.a. in ein Projekt der katholische Kirche in Burundi zur Versöhnung und Zusammen arbeit im Konflikt zwischen den Bevölkerungsgruppen des zentralafrikanischen Landes, und die Teilnahme an UNIDO Konferenzen in Wien ein.

Aufgrund ihrer breiten Fachkompetenz war Lieselotte Wohlgenannt an verschiedenen Projekten mit sozialen Themen beteiligt: dem ‘Dialog für Österreich. Gegen Armut und soziale Ausgrenzung’, dem Projekt ‘Ökumenisches Sozialwort’ der 14 christlichen Kirchen in Österreich, der Projektgruppe ‘Ökumenisches soziales Lernen’ zur elearning-Plattform www.sozialkompendium.org, den Projekten ‘Zukunftsfähig leben. Spiritualität und Praxis der Nachhaltigkeit’ und ‘The Integration of Youth Migrants in Europe’. Über Jahre hinweg war ihre Arbeit geprägt durch ihre Mitarbeit in der Redaktion der ksoe-Nachrichten und zahlreichen Beiträgen für diese und andere Publikationen.



Pionierin des Grundeinkommens



Dazu kam als zentrales Thema die Auseinandersetzung um das Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens, wie sie es in den Publikationen ‘Grundeinkommen ohne Arbeit’ (1985) und ‘Den öko-sozialen Umbau beginnen: Grundeinkommen’ (1990, beide gemeinsam mit Herwig Büchele) vorgestellt hatte. Sie war deshalb auch beteiligt an der Gründung des Netzwerkes ‘Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt’ und vertrat das Österreichische Grundeinkommensnetzwerk bei den europäischen und internationalen Kongressen von BIEN (Basic Income Earth Network), in Wien 2005, der wesentlich von der ksoe mitgestaltet wurde, sowie u.a. in Louvainla-Neuve (Belgien), London, Berlin und Genf. Mit ihrem Vortrag ‘Freedom to do/In Freiheit tätig sein’ konnte sie ihr Konzept 2007 bei einer Enquete im Europäischen Parlament zur Diskussion stellen.



Stationen



Lieselotte Wohlgenannt wurde 1931 in Stuttgart geboren. Nach Abschluss der Handelsakademie in Bregenz arbeitete sie in der Vorarlberger Lebensmittelindustrie, ehe sie zum Studium der Sozialwissenschaften nach Paris ging. Von 1968 bis 1977 war sie vorerst im Nationalbüro der Katholischen Schulen des Zaire (jetzt Demokratische Republik Kongo) tätig. Dazwischen (1973) arbeitete sie im Auftrag des Österreichischen Entwicklungsdienstes an einer Studie zur sozialen und ökonomischen Entwicklung der Diözese Bokungu-Ikela im Kongo. Von 1977 bis 1992 schließlich war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Katholischen Sozialakademie Österreichs. Seit ihrer Pensionierung arbeitet sie ehrenamtlich in einigen der oben angeführten Projekte weiter.

GastautorIn: Markus Blümel für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /