© Angelina Ströbel- pixelio.de
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Klage gegen Argentinien und Anbau von Gen-Soja bei UNO eingereicht

Import in Deutschland verletzt tausendfach Menschenrechte

Die Gründerin des internationalen Netzwerkes Aktion GENKlage, Christiane Lüst aus Gauting, reichte nach Deutschland, Brasilien, Indien, Kolumbien und anderen Ländern nun einen weiteren Bericht über Menschenrechtsverletzungen durch Nutzung der Agrogentechnik beim UN-Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte ein - diesmal gegen die argentinische Regierung - und gegen den Anbau von GEN-Soja in Argentinien. "Dieser Anbau verletzt die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte der argentinischen Bevölkerung, Bauern und Imker. schwer. Argentinien ist eines der Länder, das weltweit am meisten davon betroffen ist!" meint sie.

Am gestrigen Montag trugen Christiane Lüst und ihre Ebersberger Kollegin und Mitstreiterin in der Aktion GEN-Klage Rosi Reindl in Genf den Bericht vor und entschuldigten Federico Aliaga der mit beteiligten argentinischen NGO GRR beteiligt ist und dazu geschrieben hat: ‘Unglücklicherweise kann ich nicht bei der UN-Anhörung teilnehmen – ich habe Schwierigkeiten mit Menschen, die versuchen mir mein Land wegzunehmen, wo meine Frau und ich eine Farm gründen möchten. Darum ist es nötig, dass ich hier bleibe – um mein Land zu verteidigen!’

Der internationale Pakt für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte wurde von über 140 Ländern weltweit ratifiziert, auch von Argentinien. Alle 5 Jahre müssen die Regierungen vor dem Ausschuss in Genf über die Situation der Menschenrechte in ihrem Land berichten.

In Argentinien werden beim Soja-Anbau fast einhundert Prozent gentechnisch veränderte Sorten eingesetzt. Das Land ist nach Brasilien und den Vereinigten Staaten der drittgrößte Lieferant für Sojaprodukte weltweit. Gleichzeitig wurde in den vergangenen Jahren von immer mehr hungernden Bevölkerungsgruppen berichtet.

Schon 2004 nahm der Sojabohnenanbau 48 % des gesamten Ackerlandes ein. Hunderttausende wurden von ihrem Land vertrieben, Armut und Mangelernährung nahmen rapide zu. Die Unterernährung – in Argentinien früher nicht bekannt – stieg mit Einführung der Gentechnik auf 17 %, der Anteil der Menschen unter der Armutsgrenze - 1970 bei 5 % - lag 2004 schon bei 51 %. Das Besprühen der Sojabohnenplantagen aus der Luft zerstörte die Ernten der Kleinbauern, ihre Hühner starben, andere Tiere erlitten Schäden und es gab Missbildungen bei Neugeborenen. Bei den Menschen führten die gesprühten Unkrautvernichtungsmittel zu schwerer Übelkeit, Durchfall, Erbrechen und Hautverletzungen. Gemüse war missgebildet, Seen plötzlich voll von toten Fischen (Agrar Info 160 September / Oktober 2008 S. 3)

‘Die hohe Nachfrage in Asien haben der argentinischen Sojaproduktion seit Mitte der 90er Jahre einen unerhörten Auftrieb beschert ‐ auf Kosten der Nahrungsmittelvielfalt, der Viehzucht, der Umwelt und der menschlichen Gesundheit. Der GRR‐Studie ''Stoppt das Ausräuchern' ('Paren de fumigar') zufolge werden kleine Familienbetriebe in den Sojaanbauregionen von riesigen Monokulturen umzingelt, mit Glyphosat besprüht und häufig zum Aufgeben gezwungen.

... Die Menschen in den betroffenen Regionen ... wehren sich seit Jahren verzweifelt dagegen, dass der Glyphosatregen auch auf reguläre Felder niedergeht, die Ernten vernichtet und ihre Gesundhei tgefährdet. ... Die Verseuchung sei die Folge einer verheerenden Exportpolitik, die auf dem intensiven Sojaanbau beruhe ... Die Sojafelder sind grüne Wüsten, die Arbeitsplätze vernichten und ländliche Gebiete entvölkern." (‘Kranke Dörfer’ von Marcela Valente, 5.03.2009)

Die Agro-Gentechnik beschleunigt das Aussterben von Kleinbauern weltweit. Entwaldung, Zunahme des Pestizideinsatzes, Zerstörung der Lebensgrundlage von indigenen Völkern und Kleinbauern, Landkonzentration, Sklavenarbeit, Landflucht und Zunahme der Armut auf dem Land sind Auswirkungen, die eine andere Seite der Sojamonokultur deutlich machen.

Die Vertreterinnen der Aktion GENKlage meinen:

‘Wir hoffen sehr, dass das Komitee für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte weitere Landlosigkeit, Hunger und gesundheitliche Beeinträchtigungen sofort stoppen und die Rechte der Menschen durchzusetzen hilft, welche im Internationalen Pakt für wirtschaftliche, kulturelle und soziale Rechte geschrieben stehen.

Deshalb fordern wir die argentinische Regierung auf:

* ‘Wir müssen unsere nationale Würde wiederherstellen und das Sojamodell, unsere Rolle als Exporteur von landwirtschaftlichen Rohstoffen und das Biotech-Experiment, das wir uns selbst auferlegt haben, aufkündigen.

* Wir müssen die staatliche Kontrolle wieder herstellen und die nationale Getreide-Kommission (National Grain Commission) reorganisieren, um so wieder einen Niedrigpreis-Sektor schaffen zu können, für die Lebensmittel unserer Landsleute - zum Beispiel Linsen, Reis oder Milchprodukte -, die jetzt nicht mehr produziert werden oder deren Produktion schwere Krisen durchmachte.

* Wir müssen unser Saatgut wieder selbst produzieren, unser verlorenes genetisches Erbe entdecken und die Basis für ein anderes Landwirtschafts-Modell schaffen, dessen Ziele Nahrungssouveränität und lokale Entwicklung sind." so Federico von GRR.

* Die argentinische Regierung soll umgehend die Landflucht und Landenteignung stoppen, ausreichend Land und Saatgut für die Eigenproduktion der Bevölkerung zur Verfügung stellen, bevor für den Export produziert wird und Glyphosatsprühungen in der Nähe von Wohngegenden der Einheimischen strikt untersagen – um den Lebensunterhalt seiner Bewohner zu sichern und Armut und Unterernährung sofort zu stoppen."

Wir bitten den Ausschuss deutlich seine Besorgnis zum Ausdruck zu bringen – wie er es bereits an die Regierung der Bundesrepublik Deutschland, Indien, Kolumbien und Brasilien zu diesem Thema gemacht hat – über die Verletzungen des Rechts auf Nahrung, die dramatische Steigerung der Armut - verursacht durch die Gen-Soja-Kultivierung – und das Recht auf Gesundheit, Integrität und Selbstbestimmung, welche durch den Anbau von GEN-Soja in Argentinien massivst verletzt werden – dringend darauf hinzuwirken, dass diese Menschenrechtsverletzungen in Argentinien sofort gestoppt werden, um argentinische Familien vor weiteren Schäden und Hunger zu schützen."

"Wir fordern daher von der argentinischen Regierung die Erfüllung der Rechte des Internationalen Pakts für alle argentinischen Einwohner zu garantieren und alle Schritte, die gegen die Menschen und für die Industrie arbeiten, zu stoppen.’ – so Lüst in ihrer Rede vor dem Menschenrechtsausschuss in Genf.

‘Wir in Deutschland sind mit schuld an der Situation in Argentinien. Das GEN-Soja in Argentinien Haupt-Export-Schlager ist liegt an unseren massiv hohen Soja-Importen – der unseren Bauern auch wiederum das Genick bricht, weil ihre eigenen Flächen still liegen und nicht genutzt werden, denn importieren ist billiger – auf Kosten von Menschen in Südamerika, die durch unseren Konsum an Gesundheitsschäden und Hunger leiden, die von Großgrundbesitzern von ihrem Land vertrieben werden und gezwungen sind in die Slums der Großstädte zu ziehen! Das kann es nicht sein. Wir müssen unbedingt regionale Eigenversorung und Unabhängigkeit unserer Bauern – in Deutschland und Argentinien – forcieren! Das ist die einzige menschenwürdige Chance auf eine Zukunft! Und widerlegt einen Slogan unserer Politiker: Gentechnik erzeugt Hunger! Das wird in keinem Land so deutlich, wie in Argentinien!’ so Lüst zur Presse.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /