© oekonews/Rudi Hämmerle-  Golf E-Motion
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Niedersachsen will Elektromobilität auf die Strasse bringen

Niedersachsen bündelt Kompetenzen und bewirbt sich gemeinsam mit Partnern als Schaufensterregion Elektromobilität

Berlin - Am Donnerstag hat Niedersachsens Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Oliver Liersch in einem Pressegespräch in Berlin die Ausrichtung des Landes Niedersachsen in der Elektromobilität vorgestellt: ‘Elektromobilität ist in aller Munde - Wir bringen sie auf die Straße". Unter diesem Motto positioniert sich das Land Niedersachsen und bündelt die vorhandenen Kompetenzen für die Bewerbung als Schaufensterregion Elektromobilität.

‘Ich freue mich, dass wir mit starken Partnern in den Bewerbungsprozess gehen können. Wir haben großes Know-how in allen Bereichen der Wertschöpfungskette und sehen daher die Ausschreibung der Bundesregierung als hervorragende Chance, unsere bereits existierenden Kompetenzen zu bündeln und Konzepte für neue Mobilitätsformen zu entwickeln und für eine breite Öffentlichkeit erlebbar zu machen. Als Land Niedersachsen stellen wir für das Schaufenster Elektromobilität in den kommenden beiden Jahren 10 Mio. Euro Landesmittel zur Verfügung", erklärt Liersch. ‘Elektromobilität ist mehr als der Umstieg von einer Antriebsart auf eine andere. Sie bedeutet vor allem eine Neugestaltung der Mobilität: Angefangen von der Rohstoffbeschaffung über eine Neuorientierung der industriellen Produktion bis hin zu neuen Geschäftsmodellen durch Mobilitätsanbieter."

Die Metropolregion Hannover - Braunschweig - Göttingen - Wolfsburg koordiniert alle Aktivitäten und Partner und wird am 16. Januar 2012 als Antragsteller die Bewerbung einreichen. ‘Mit unserer Regionalstruktur werden wir mehr als nur Konzepte für urbane Räume zeigen können. Elektromobilität muss von der gesamten Bevölkerung akzeptiert werden, auch auf dem Lande, damit die Technologie nicht in eine ‚trendige' Nische für Metropolen verschoben wird. Die Gebietskulisse der Metropolregion eröffnet uns die Möglichkeit, neben urbanen Räumen eben auch Flächenräume adressieren zu können", erläutert Gerold Leppa, Geschäftsführer der Metropolregion Hannover - Braunschweig - Göttingen - Wolfsburg.

Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Josef Lange wies darauf hin, dass die Palette an benötigten Technologieentwicklungen sehr groß sei. ‘Von Pedelecs und E-Bikes, Mikrofahrzeugen, elektrischen PKW, leichten Nutzfahrzeugen, Hybridlösungen für den schwereren Verkehr und Stadtbussen einschließlich ihrer technischen Komponenten wie Antriebsstränge bis hin zur dazugehörigen Energieversorgungsinfrastruktur und Energieerzeugung." Darüber hinaus führe die angestrebte schnelle Markeinführung mit großen Stückzahlen in den nächsten Jahren zu einem großen Bedarf an ausreichend qualifizierten Personen. In sehr kurzer Zeit seien sehr viele Personen in den verschiedensten Berufsfeldern vor allem über Weiterbildung zu qualifizieren, um das gemeinsame Ziel von einer Million Elektrofahrzeugen in Deutschland im Jahr 2020 zu erreichen.

Umweltstaatssekretär Dr. Stefan Birkner führt aus, dass die Umwelt- und Klimabilanz eines Elektrofahrzeugs entscheidend davon abhänge, woher der geladene Strom kommt. ‘Klar, dass erneuerbare Energien dabei weit vorne sind. Deswegen sollte insbesondere unstet erzeugter günstiger Windstrom ebenso fluktuierend in den Fahrzeugbatterien gespeichert werden. Dafür wird es darauf ankommen, die Informations- und Kommunikationstechnik zu entwickeln und bereitzustellen, die solch ein intelligentes Netz erfordert. Schließlich müssen Elektrofahrzeuge in ein Smart Grid integriert werden. Technologien zur Verbindung von Elektrofahrzeugen mit einem intelligenten Stromnetz und die Nutzung des Fahrzeugs als Energiespeicher zur Regulierung der Energieauslastung sind zu erforschen beziehungsweise zu entwickeln", erläutert Birkner.

Rainer Beckedorf, Abteilungsleiter im Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium, fügt hinzu, ‘dass Elektromobilität auf den ersten Blick ein Thema für die urbanen Räume ist. Aber bei genauerer Betrachtung zeigen sich auch deutliche Potenziale für den ländlichen Raum.

Besondere Chancen für die Einführung von Elektrofahrzeugen sehe ich gerade bei Haushalten, bei denen sowohl mindestens zwei PKWs vorhanden sind, als auch die Möglichkeit zum Laden auf dem eigenen Grundstück besteht. Der Ansatz, daher das Zweitfahrzeug des Haushalts als Zielmarkt anzusteuern, ist gerade für Niedersachsen eine Option, denn die eben beschriebenen Strukturen finden wir im ländlichen Raum."

Der Volkswagen Konzern beschäftigt sich seit den 1970er Jahren mit dem Thema Elektromobilität und hat in dieser Zeit etliche Fahrzeuge aufgebaut und einige Elektrofahrzeuge in Serie gebracht. Dr. Rudolf Krebs, Leiter Volkswagen Konzern Elektro-Traktion, erklärt: ‘Aktuell erproben wir eine Flotte mit 80 Golf Blue-e-Motion in Berlin, Hannover und Wolfsburg. Diese Testflotte hat uns bereits wichtige Erkenntnisse hinsichtlich der Nutzerakzeptanz, der Alltagstauglichkeit der Fahrzeuge sowie einiger technischer Details geliefert, die nun in den weiteren Entwicklungsprozess eingesteuert werden. In 2012 werden wir den Flottentest durch internationale Flottenerprobungen erweitern. Dank dieses enormen Entwicklungsaufwands werden wir 2013 die Elektromobilität mit unserem e-up! und Golf Blue-e-Motion in Serie bringen und unseren Kunden die gewohnte Qualität, Sicherheit und Alltagstauglichkeit anbieten können."

Johnson Controls bewirbt sich um "Schaufenster"-Fördermittel, um die Entwicklung, Produktion und Montage hochmoderner prismatischer Batterietechnologie für elektrische Fahrzeuge und Plug-in Hybride zu unterstützen. ‘Das Design und die Entwicklung einer kosteneffizienteren Fertigung von Batterien ist eine Grundvoraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit von Elektroautos", sagt Dr. Uwe Köhler, Director Government Affairs. ‘Unser Projekt unterstützt daher die Entwicklung des Markts für E-Mobilität in Deutschland und sichert dem Standort Hannover dabei eine wichtige Rolle."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /