© Pro Ybbstalbahn
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Dem Südburgenland droht der wirtschaftliche Super-GAU

Drohende Einstellung des Güterverkehrs der Bahn bringt Probleme


Immer wieder wurde von Landesseite betont, dass dem Südburgenland durch die Einstellung des Personenverkehrs auf der Pinkatalbahn kein wirtschaftlicher Nachteil entstehen soll – nun ist es aber soweit: Mit der jetzt drohenden Einstellung des Güterverkehrs wird das Südburgenland infrastrukturell – und damit auch als Wirtschaftsstandort und Wohngegend - extrem abgewertet: Arbeitsplätze, Firmenstandorte und damit Steuereinnahmen für die Gemeinden im Südburgenland stehen auf dem Spiel. Jetzt ergreift die Region die Initiative: Die ‘Sondierungsgruppe Südostbahn’ nimmt noch diese Woche die Arbeit auf.

Nun ist es so gut wie fix: Der Güterverkehr auf der Pinkatalbahn dürfte schon Ende nächsten Jahres Geschichte sein. Seit der Einstellung des Personenverkehrs zwischen Oberwart und Friedberg geht es Schlag auf Schlag:

Jüngst musste die Südburgenländische Regionalbahn ihren Betrieb einstellen, weil die Strecke zwischen Burg und Großpetersdorf in einem derart desolaten Zustand ist, dass ein Befahren der Gleise nicht mehr möglich ist. Vor 20 Jahren wurde hier der Personenverkehr eingestellt – keine guten Aussichten für die Strecke Oberwart-Friedberg.
Vor allem das Betonwerk Kölbl in Rechnitz ist davon massiv betroffen, da das Unternehmen auf den Transport mit der Bahn angewiesen ist. Nun müssen die Betonteile mit LKWs zum Bahnhof Oberwart transportiert werden, was nicht nur eine massive Verkehrsbelastung darstellt, sondern auch eine ernste finanzielle Bedrohung für den Standort in Rechnitz.

Die Einstellung des Güterverkehrs auf der gesamten Strecke bis Friedberg kann für den Jahreswechsel 2012/2013 erwartet werden, denn die RCA (Rail Cargo Austria) hat kein Interesse an der Strecke und legt die Zielvorgabe mit 120 000 Jahrestonnen unerreichbar hoch.
Die Unvorhersehbarkeit dieser Ereignisse stellt einen großen Unsicherheitsfaktor für die Wirtschaftsbetriebe dar und macht es schwierig, zu planen, drückten Wirtschaftsvertreter beim Bahngipfel am 25. November in Oberwart ihren Unmut aus: ‘Wir sind davon ausgegangen, dass es die Bahn immer geben wird.’


‘Sondierungsgruppe Südostbahn’

Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken wurde als Resultat des Bahn-Gipfels am 25. November 2011 in Oberwart die Bildung einer ‘Sondierungsgruppe Südostbahn’ vereinbart.
Dieser Kreis von acht Personen besteht aus Vertretern jener Gruppen, die am Weiterbestand der Bahn ein Interesse haben: Bürgermeister, Eisenbahnverkehrsunternehmen, Industrie, Initiative Südburgenland Pro Bahn, Oststeiermark/Bucklige Welt, Frowos, Tourismus und Verkehrsverbund. In dieser Zusammensetzung soll die weitere Vorgehensweise koordiniert und konkretisiert werden. Die Arbeitsgruppe soll die Initiativen bündeln, den Bedarf der Region feststellen, Ziele definieren und ein alternatives Konzept entwickeln.


Alle Potentiale nützen

Der Erhalt der Strecke auf hohem Niveau ist nur dann möglich, wenn alle Potentiale genutzt werden, die Strecke also mit Personen- und Güterverkehr befahren wird. Nicht zuletzt das sollte die Lehre aus der Problematik um die Südburgenländischen Regionalbahn sein.

Leere Versprechungen und provisorische Lösungen gab es in der Vergangenheit schon zu viele – jetzt ist es höchste Zeit zu handeln: Eine wirkliche Aufwertung der Region wäre durch eine schnelle Bahnverbindung nach Wien, die Wiederherstellung der Verbindung nach Szombathely und damit dem Anschluss an das hochrangige ungarischen Schienennetz gegeben. Durch eine Verbindung nach Ungarn hätte das Südburgenland nicht nur eine Anbindung nach Eisenstadt und Ödenburg, sondern auch nach Budapest, Graz oder Zagreb.


Sind teure Busse eine Attraktivierung?

Bereits im Frühjahr wurde von uns darauf hingewiesen, dass die Einstellung der Bahnlinie für Wochenpendler eine jährliche Mehrbelastung von 350 – 500 € bedeutet. Der Grund dafür ist, dass das Busunternehmen Dr. Richard die Vorteilscard Classic der ÖBB nicht anerkennt und es auch sonst keine Ermäßigungsausweise für Erwachsene gibt. Dadurch ist der Fahrpeis beim Bus fast doppelt so hoch wie ehemals beim Zug: Die ‘Attraktivierung durch Komfortbusse’ kommt uns teuer zu stehen und wird die Abwanderungsproblematik wohl nicht entschärfen...

Die Optik ist mehr als schief. Während Pendler im Norden mit der Vorteilscard zum halben Preis reisen dürfen und den Bahnunternehmen (ÖBB, Neusiedler Seebahn und Raaber Bahn) die Differenz aus dem Landes- und Bundesbudget abgegolten wird, müssen die Pendler aus dem Süden für die stau- und witterungsabhängigen Busse voll zahlen.

Siehe auch: http://bahnabbau.wordpress.com/leserbrief-27-11-2011/


Pikant:

Noch 2007 hat Werner Faymann, damals noch Infrastrukturminister, die Strecke Oberwart-Friedberg als ‘eine sehr beliebte ÖBB-Nebenstrecke’ bezeichnet, die zur Attraktivierung vorgesehen ist und auf der große Nachfrage besteht...

Das zeigt eines ganz deutlich: Die Attraktivierung oder Stillegung der Bahnlinie Oberwart-Friedberg ist eine politische Entscheidung. Sonst hätten auch schon ganz andere Strecken stillgelegt werden müssen, denn außer der Westbahn funktioniert keine Strecke ohne Subventionen.

Siehe auch:
http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIII/AB/AB_04576/fnameorig_117125.html

GastautorIn: Bürgerinitiative „Südburgenland Pro Bahn“ für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /