© photonews.at/Georges Schneider BMWFJ
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Mitterlehner sieht erfreuliche Entwicklung bei Ökostrom

Neuer Ökostrombericht: Mehr Anlagen gefördert als je zuvor - Ausbauoffensive durch Ökostrom-Novelle läuft - 2020-Ziele bei Erneuerbaren Energien werden erreicht

Wien- Wirtschafts- und Energieminister Reinhold Mitterlehner hat am Montag gemeinsam mit E-Control-Vorstand Martin Graf den Ökostrombericht 2011 präsentiert: "Beim Ökostrom gibt es eine erfreuliche und dynamische Entwicklung, die wir mit dem neuen Ökostromgesetz noch steigern werden. Dadurch können wir unsere europäische Spitzenposition bei Erneuerbaren Energien weiter stärken", betonte Mitterlehner. "Gleichzeitig wollen wir mit der Novelle effiziente Investitionen in Richtung Marktreife und Technologieentwicklung forcieren, wie es im Rahmen des Abbaus der Anlagen-Wartelisten für Wind und Photovoltaik bereits erfolgt ist", so Mitterlehner.

Von den knapp 54.985 Gigawattstunden (GWh), die im Vorjahr über öffentliche Netze an Endverbraucher abgegeben worden sind, stammten 79,3 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen. Der Anteil des geförderten Ökostroms - also ohne Großwasserkraft - lag 2010 mit 5.905 GWh bei 10,7 Prozent und ist im Vergleich zu 2009 um einen Prozentpunkt bzw. mehr als zehn Prozent gestiegen. "Unser Ziel eines Anteils von 15 Prozent geförderten Ökostrom bis 2015 werden wir mit 17,7 Prozent sogar übererfüllen", so Mitterlehner unter Verweis auf die positiven Effekte des neuen Ökostromgesetzes.

Insgesamt standen 2010 - also noch vor der heurigen Gesetzesnovelle - 7.365 Anlagen in einem Vertragsverhältnis mit der Abwicklungsstelle OeMAG. "Damit wurden knapp 18 Prozent mehr Anlagen gefördert als 2009", so Mitterlehner. Von den 10,7 Prozent des eingespeisten Ökostroms stammt ein Drittel (3,7 Prozentpunkte) aus Windkraft. Ein weiteres Drittel kommt mit 3,6 Prozentpunkten aus Biomasse sowie ein Fünftel oder 2,3 Prozentpunkte aus Kleinwasserkraft. Obwohl bei der Photovoltaik die mit Abstand meisten Anlagen bestehen, resultieren daraus gemäß Bericht nur 0,05 Prozentpunkte der Einspeisung beziehungsweise ein halbes Prozent der Ökostrom-Einspeisung.

Bei der Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energieträgern liegt Österreich mit einem Anteil von 68 Prozent (berechnet an der gesamten Stromerzeugung - zur Einspeisung in öffentliche Netze werden die Eigenerzeugung in Industriebetrieben und die Umspannverluste inkludiert) im EU-Vergleich an der Spitze. Gut positioniert ist Österreich auch beim Anteil der Erneuerbaren Energien an der Gesamtenergieversorgung. "Mit 30,8 Prozent liegen wir im Europavergleich hinter Lettland und Schweden bereits an dritter Stelle. Durch das neue Ökostromgesetz werden wir unser 2020-Ziel von 34 Prozent nicht nur erreichen, sondern sogar übererfüllen", meinte Mitterlehner. Seit 2005, dem Berechnungszeitpunkt für die Erreichung der 20/20/20-Ziele der EU, ist der Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch in Österreich um 24 Prozent gestiegen.

Zwtl: Ökostromgesetz forciert weiteren Ausbau

Die Einspeisetarife für geförderten Ökostrom wurden 2010 im Vergleich zu den Vorjahren angehoben. Damit kam der Ausbau wieder in Gang. 2011 blieben die Tarife stabil, was Kontinuität bei den Rahmenbedingungen brachte. Das der OeMAG zur Verfügung stehende Kontingent von jährlich 21 Millionen Euro war zwar rasch ausgeschöpft. Aufgrund der Novelle des Ökostromgesetzes stand jedoch ab August 2011 ein Zusatzbudget von 80 Millionen Euro für Wind und 28 Millionen Euro für Photovoltaik zur Verfügung, um die Warteliste abzubauen. Durch die Zusage von jährlich 108 Millionen Euro an zusätzlicher Förderung für Wind und Photovoltaik und die seit dem Inkrafttreten der Novelle gestellten Neuanträge können rund 1,3 Terawattstunden (TWh) Ökostrom neu installiert werden. Das entspricht über einem Fünftel der erzeugten Ökostrommengen aus dem Jahr 2010. "Über 370.000 Haushalte können so zusätzlich mit grünem Strom versorgt werden", betonte Mitterlehner.

In einer Input-Output-Analyse hat die E-Control zudem die volkswirtschaftlichen Effekte des neuen Ökostromgesetzes berechnet. Sie kommt dabei zum Schluss, dass über die Laufzeit des Baus und der Förderung von geförderten Ökostromanlagen in Summe 64.087 Arbeitsplätze gesichert und geschaffen werden. "Die zusätzliche Wertschöpfung für die Unternehmen beträgt 6,84 Milliarden Euro", so Mitterlehner und Graf.

Zwtl: Ökostrom-Vergütungsvolumen 2010 lag bei 588 Millionen Euro

Das Vergütungsvolumen inklusive Marktwert des Ökostroms lag im Jahr 2010 bei 588 Millionen Euro. Für den einzelnen Haushalt brachte die Förderung eine Belastung von durchschnittlich 34 Euro. 2011 sind es laut Prognosen rund 36 Euro (bezogen auf einen Jahresverbrauch von 3.500 kWh). Zum Vergleich: In Deutschland lagen die Ökostromkosten 2010 bei rund 72 Euro pro Haushalt. Für 2011 werden in etwa 125 Euro prognostiziert, womit Haushaltskunden in Deutschland mehr als drei Mal so viel zahlen wie in Österreich.

Positiv ist auch, dass die Lücke zwischen dem Einspeisetarif und dem tatsächlichen Marktpreis in den vergangenen Jahren geringer geworden ist - am stärksten bei der Photovoltaik. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Bei der Windkraft ist die Lücke schon fast geschlossen.

E-Control-Vorstand Graf: Ausgleichsenergieaufwand geringer

Die Ausgleichsenergieaufwendungen lagen laut Ökostrombericht im Jahr 2010 bei 8,67 Millionen Euro. "Im Vergleich zu 2006 konnten die Ausgleichsenergiekosten sogar um 23 Prozent verringert werden, die Menge des abgenommenen Ökostroms hat sich im gleichen Zeitraum um 16 Prozent erhöht. Das ist sehr erfreulich, zeigt es doch auch, dass das System funktioniert und die Prognostizierbarkeit bei den Erneuerbaren deutlich erhöht werden konnte", so der Vorstand der E-Control, Martin Graf.

Erstmals werden im Ökostrombericht 2011 kartographische Auswertungen dargestellt, die den Ausbau der Erneuerbaren auf einen Blick sichtbar machen. Dadurch kann die regionale Verteilung von Anlagen sowohl gruppiert nach Anzahl, als auch nach Engpassleistung dargestellt und auf einen Blick erkannt werden. "Damit wird der Ökostromausbau noch transparenter für den Stromkunden und die regionalen Schwerpunkte können besser dargestellt werden", so Martin Graf.

Der Ökostrombericht 2011 wurde von der E-Control im Auftrag des Wirtschafts- und Energieministeriums erstellt. Umfasst sind das Berichtsjahr 2010 und das erste Halbjahr 2011, soweit die entsprechenden Daten und Informationen bereits verfügbar sind.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /