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Für den Finanz- wie für den Milchmarkt gilt: Ohne klare Regeln geht es nicht!

Lösungsansatz für die europäische Milchversorgung

Hamm/ Berlin-Die internationale Finanz- und Schuldenproblematik zeigt: die freien Kräfte des Marktes führen zu gefährlichen Turbulenzen, die den Sektor tief in die Krise stürzen. Das gleiche gilt für den Milchmarkt. Der ist jetzt schon stark überreizt und wird durch die geplanten Deregulierungen - wie dem Auslaufen der Quote im Jahr 2015 - immer weiter Richtung Abgrund gedrängt. Der Trend geht zu extrem niedrigen und dabei stark schwankenden Preisen und zu einer vermehrten Abhängigkeit der Milcherzeuger von Molkereikonzernen und Banken. Es braucht klare Regeln, die die Funktionalität eines gesunden Marktes garantieren.

Ohne eine effiziente Finanzaufsicht, ohne Transparenz und ohne das Unterbinden von gefährlichen Spekulationen geht es im Finanzsektor nicht. Auch im Milchsektor verlangen starke Defizite in der Struktur nach weitreichenden Maßnahmen. Landwirte haben in der jetzigen Situation keinerlei Verhandlungsposition und können sich daher nicht gezielt mit ihrem Angebot auf die Nachfrage der Konsumenten einstellen.

Lehren und Lösungen für den Milchmarkt

Um ihre Verhandlungsposition gegenüber den Verarbeitern zu stärken, müssen sowohl Genossenschaftsmitglieder als auch Erzeuger, die zu privaten Molkereien liefern, die Möglichkeit haben, einer Erzeugerorganisation beizutreten, die für sie gebündelt verhandelt. Solch eine Erzeugerorganisation muss die gleiche Marktstärke erreichen können wie eine Molkerei.

Um eine marktübergreifende Anpassung des Angebotes an die Nachfrage zu ermöglichen, muss zudem eine Monitoringstelle installiert werden. Ihre Aufgabe ist es, wichtige Daten wie Kosten der Produktion, Preise und die nachgefragte und angebotene Menge zu erfassen. Davon ausgehend kalkuliert sie Mengenanpassungen, d.h. errechnet, wie viel produziert werden muss, damit a) das Angebot sich an der Nachfrage ausrichtet und b) ein kostendeckender Milchpreis für die Erzeuger sowie c) ein fairer Milchpreis für die Konsumenten erreicht wird.

Gefährliche Spekulationen

Spekulationen haben den Finanzsektor verheerend schwanken lassen. Es ist unklar, ob der Markt sich davon erholen kann. Dass Lebensmittel wie Milch Objekte von Spekulationen sind, ist unverantwortlich. Der so genannte stille Tsunami – wie Welternährungsexperten gefährliche Preissteigerungen bei Grundnahrungsmitteln nennen, die unter anderem auf Nahrungsmittelspekulationen an Terminbörsen zurückzuführen sind – hat laut Weltbank allein zwischen Juni 2010 und April 2011 44 Millionen Menschen in die Armut gestürzt.

Die Funktionsfähigkeit von Finanz- und Milchsektor muss wiederhergestellt werden. Das Vertrauen der Bürger in die Märkte ist stark erschüttert. In Zukunft muss bewiesen werden, dass sie im Sinne unserer Gesellschaft funktionieren können. Und das geht nur mit klaren Regeln!


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /