© rsbp.com- Kohlmeisen an Futtersäule
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Ergebnis Wintervogelzählung: Kohlmeise bleibt die Nummer eins am Futterhaus

Wetterkapriolen vergraulten Vögel und Vogelzähler

Wien - Bereits zum zweiten Mal gelingt der Kohlmeise die Erstplatzierung bei der österreichweiten Wintervogelzählung. Platz zwei und drei können wie bei der Vorjahreszählung die ‘Spatzen’ für sich behaupten: Haus-und Feldsperling, dicht gefolgt von Grünfink und Buchfink auf den Plätzen 4 und 5 im Vogelranking 2012. Orkanartige Windböen im Osten und extremer Wintereinbruch im Westen machten es Vögeln und Vogelzählern nicht gerade einfach. Mehr als 4.300 unbeirrbare Vogelinteressierte sind dennoch dem Aufruf von BirdLife Österreich zur Vogelzählung am Futterhäuschen gefolgt und haben 117.000 Vögel gezählt.



‘Der zaghafte Start in diesen Winter hat dafür gesorgt, dass die Vögel in der freien Natur noch ausreichend Futter finden und daher im Vergleich zum strengen Winter im Vorjahr weniger Vögel an das Futterhaus kommen’, erklärt Norbert Teufelbauer, Vogelexperte bei BirdLife Österreich den Rückgang der gezählten Vögel. Wurden im Vorjahr durchschnittlich 48 gefiederte Freunde pro Garten gezählt, kommen die ZählerInnen dieses Jahr nur auf 37 Vögel. Da Ende Dezember große Teile des nördlichen Mitteleuropas noch schnee- und eisfrei waren, machen sich auch die Wintergäste aus dem Norden Europas, wie beispielsweise der Bergfink, rar.
Das Sturmtief Andrea hat dann am 6. Jänner bei vielen VogelzählerInnen enttäuschte Gesichter hinterlassen. Aufgrund des bisher milden Winters blieben auch an diesem Tag viele der im Vorjahr vollbesetzten Futterhäuschen ungenutzt. Hinzu kamen miserable Beobachtungsbedingungen wie schlechte Sicht und das Schneechaos in Westösterreich. ‘Bei Sturm verhalten sich auch die Vögel eher unauffällig und suchen Schutz’, so Teufelbauer.



Kaum Einflug von Bergfinken und Erlenzeisigen

Das Ranking der Top Vogelarten auf ganz Österreich bezogen bleibt bis Platz 7, abgesehen von einem Platztausch von Buch- und Grünfink bei Platz vier und fünf, dennoch gleich wie im Vorjahr. Teufelbauer: ’Der Bergfink ist bei der diesjährigen Zählung nur halb so stark wie im Vorjahr und kam in den westlichen Bundesländer häufiger vor als im Osten. Bleiben Frost und Schnee im Nordeuropa aus und gibt es genügend Futter, treibt es den nordischen Brutvogel nicht notwendigerweise in die milderen mitteleuropäischen Gärten’. Ähnliches Verhalten beim Erlenzeisig: Im Winter zieht er auf der Suche nach Samen in großen Schwärmen über weite Strecken Richtung Süden. Im Rahmen der Zählung 2012 fällt er im Ranking vom Vorjahresplatz 18 auf Platz 34.





Wien im Winter: Stadt der Krähen!

Der Bundesländervergleich bringt Bewegung auf den Spitzenplätzen. Im Vorjahr war die Kohlmeise noch in 7 Ländern auf Platz 1, heuer nur noch in Ober- und Niederösterreich. Der Haussperling schafft den Stockerlplatz dieses Jahr im Burgenland und der Steiermark. Die Nummer eins in Kärnten ist der Feldsperling und in Salzburg der Grünfink. Buchfink voran heißt es in Tirol und Vorarlberg.

Wien verbucht 2012 bereits die dritte Zählung: Hier hat es die Saatkrähe endlich geschafft und ist Erster. Nach der Kohlmeise auf Platz 2 steht am 3.Platz mit der Aaskrähe ein weiterer Krähenvogel. Die Straßentaube findet sich erst an 10. Stelle.

Der Blick über die Grenze zum Zwischenergebnis der zeitgleich abgehaltenen Zählung in Deutschland zeigt, dass in München derzeit die Kohlmeise und in Berlin der Haussperling die Rangliste anführt.

Burgenland hat die vogelreichsten Gärten

Die Burgenländer können nach wie vor stolz auf die vogelreichsten Gärten mit durchschnittlich 66 Individuen sein. Schlusslicht bleiben Wien und Salzburg (35-36). Die Amsel bleibt auch dieses Jahr nach der Kohlmeise der am meisten verbreitetet Vogel in Österreichs Gärten. Aufgrund ihrer geringen Individuenzahl schafft es die Amsel im Ranking zwar nur auf Platz 6, dennoch ist sie in 77% aller Gärten, dicht gefolgt von Blaumeise (70%) und Buchfink (55%). Auffällig selten zeigte sich im Vergleich zum Vorjahr der Buntspecht: wurde er im Vorjahr noch in 64% aller Gärten gesichtet, ist er dieses Jahr nur in einem Drittel (36%) der Gärten beobachtet worden.


Mehr Vogelfans in Oberösterreich und Vorarlberg

Rund ein Drittel der vorjährigen Vogelfans haben dieses Jahr nicht mitgezählt. Bemerkbar vor allem unter den bisher fleißigsten ZählerInnen in der Steiermark und Kärnten, wobei die Steirer und Kärntner auch 2012 die meisten ZählerInnen stellten. Anders in Vorarlberg, wo die Zahl der Vogelfans verdoppelt werden konnte. Auch in Salzburger und Oberösterreichischen steigt die Anzahl der Hobby-Ornithologen.

‘Die Motivation der Vogelzählerinnen war stark geprägt von den Wetterbedingung’, erklärt Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer bei BirdLife Österreich, die geringere Teilnahme. ‘Ein milder Winter bedeutet, dass generell weniger Vögel in den Garten kommen. Besuchen dann nur fünf Meisen das Futterhaus, ist die Freude an der Vogelbeobachtung und das Mitteilungsbedürfnis nicht so groß, wie wenn am Futterhaus sich fünf verschiedene Vogelarten tummeln’.

Für die Vogelschutzorganisation bleibt die ‘Stunde der Wintervögel’ fixer Bestandteil des Programms. ‘Den 6. Jänner 2013 sollten sich daher alle Vogelfans bereits jetzt schon vormerken’, so Pfiffinger.

GastautorIn: Mag. Bettina Klöpzig für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /