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Österreichs Infrastrukturen sind auf Elektro-Mobilität schlecht vorbereitet

E-Mobilität ist nur klimafreundlicher, wenn Strom aus erneuerbarer Energie kommt

Wien - Der Rohölpreis hat diese Woche die 120 US-Dollar-Grenze durchbrochen. Eine aktuelle VCÖ-Studie zeigt, dass aufgrund der steigenden Ölpreise die Elektro-Mobilität in Österreich in den kommenden Jahren deutlich zunehmen wird. Damit der Übergang vom Erdöl ins E-Mobilitätszeitalter reibungslos funktioniert, ist schon heute ein verstärkter Ausbau der Infrastruktur für Elektro-Mobilität nötig.

Österreichs Infrastrukturen sind auf die Elektro-Mobilität schlecht vorbereitet. "Die Elektro-Mobilität wird bei den heutigen Infrastruktur-Entscheidungen viel zu wenig berücksichtigt. Dabei werden heute errichtete Verkehrsinfrastrukturen oder Wohn- und Bürogebäude auch in 30, 40 Jahren noch genutzt. In einer Zeit also, in der ein großer Teil unserer Mobilität mit Strom statt mit Erdöl angetrieben wird", stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest.

Die derzeit am meisten verbreiteten Elektro-Fahrzeuge sind in Österreich Elektro-Fahrräder. Allein in den vergangenen zwei Jahren wurden in Österreich rund 60.000 Elektro-Fahrräder verkauft. Im Vergleich dazu: Es gibt derzeit rund 3.000 Elektro-Mopeds und 800 batterie-elektrisch betriebene Autos. Der VCÖ weist darauf hin, dass E-Fahrräder sichere und überdachte Abstellanlagen benötigen, da sie teurer sind und Nässe die Lebensdauer der Batterien beeinträchtigt. "Vor allem bei Bahnhöfen, Einkaufsstraßen und Freizeiteinrichtungen besteht ein Mangel an Parkplätzen, die für Elektro-Fahrräder geeignet sind", so VCÖ-Expertin Rasmussen.

Änderungsbedarf sieht der VCÖ auch bei den Bauvorschriften für neue Bürogebäude und neue Wohnanlagen. Dort sollen leicht zugängliche und sichere Abstellmöglichkeiten für Elektro-Fahrräder vorgeschrieben werden. Für die Ladeinfrastruktur von Elektro-Autos sind bei Garagen, die heute errichtet werden, die Kabelschächte, Platz für Netzanschluss und Transformator vorzusehen.

Die VCÖ-Studie zeigt, dass es für Elektro-Autos ein weniger dichtes Tankstellennetz braucht als für herkömmliche Autos. Das tägliche Laden der Batterie erfolgt zu Hause oder am Arbeitsplatz. Im Schnitt steht ein Auto 23 Stunden am Tag. Bei einer Ladung von 3 kW und einem Verbrauch von 20 kWh pro 100 Kilometer ist die für 40 Kilometer nötige Energie in weniger als drei Stunden geladen. Darüber hinaus reichen Schnell-Ladestationen, wo eine Batterie in nur 10 bis 15 Minuten aufgeladen werden kann.

Die VCÖ-Studie zeigt auch, dass die Elektro-Mobilität aber nur dann einen Beitrag zum Klimaschutz leistet, wenn der Strom aus erneuerbarer Energie kommt. Fährt ein Elektro-Auto mit Strom aus Kohle fährt, ist die Gesamtklimabilanz schlechter als von herkömmlichen Autos. Der Anteil der Energie aus Wind, Sonne und Wasser ist auch in Österreich zu erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist auch der Energieverbrauch insgesamt durch höhere Effizienz zu verringern.

Massiven Aufholbedarf gibt es auch bei jenem Teil der Elektro-Mobilität, der heute am stärksten genutzt wird: Bei der Bahn. In Österreich sind nur zwei Drittel des Bahnnetzes elektrifiziert, in der Schweiz sind es fast 100 Prozent. "Die Elektrifizierung der Strecke von Gänserndorf über Marchegg nach Bratislava ist dem Sparpaket zum Opfer. Diese Einsparung kann in einigen Jahren sehr teuer kommen", warnt VCÖ-Expertin Rasmussen. Der VCÖ fordert die volle Elektrifizierung von Österreich Bahnnetz.


VCÖ: Die Elektro-Mobilität verursacht weniger CO2-Emissionen
(CO2-Emissionen pro Personenkilometer - Gesamtbilanz: Betrieb, Energieherstellung, Produktion und Entsorgung des Fahrzeuges)

Elektro-Pkw (Strom Steinkohle): 237 Gramm CO2 pro Personenkilometer
Benzin-Pkw: 233 Gramm CO2 pro Personenkilometer
Diesel-Pkw: 176 Gramm CO2 pro Personenkilometer
Elektro-Auto (Durchschnitt Strom-Mix Österreich): 96 Gramm CO2 pro Personenkilometer
Elektro-Auto (Strom nur Erneuerbare Energie): 58 Gramm CO2 pro Personenkilometer
Linienbus: 86 Gramm CO2 pro Personenkilometer
Straßenbahn: 46 Gramm CO2 pro Personenkilometer
Bahn: 17 Gramm CO2 pro Personenkilometer
Quelle: VCÖ 2012

VCÖ: Um EU-Ziel zu erreichen, sind CO2-Emissionen um 75 Prozent reduzieren
(Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs in Österreich)

Jahr 1990: 14,0 Millionen Tonnen
Jahr 2010: 22,5 Millionen Tonnen
EU-Ziel Jahr 2050: 5,6 Millionen Tonnen (minus 75 Prozent gegenüber 2010)
Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2012



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Weitere Infos: VCÖ
GastautorIn: Christian Gratzer für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /