© Sergej23 pixelio.de
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Was vom Schock geblieben ist

Leitartikel aus der Tiroler Tageszeitung von Liane Pircher - Heute in einer Woche, am 11. März, jährt sich die Atomkatastrophe Fukushima. Aus Ohnmacht wurde längst Gleichgültigkeit.

Sie erinnern sich? Fast ein Jahr ist es nun her, als das Unfassbare passierte. Einmal mehr haben menschliches Versagen und das Kleinreden von Gefahren eine gigantische Katastrophe verursacht, einen GAU, der das Leben von Tausenden Menschen auslöschte und das von vielen in den nächsten Jahrzehnten als Dauerfolge frühzeitig beenden wird. Die Katastrophe rund um das japanische Atomkraftwerk Fukushima am 11. März 2011 machte selbst globale Koryphäen der Nuklearphysik sprachlos. Das scheinbar Beherrschbare war durch einen Tsunami nicht mehr beherrschbar geworden. Der Schock saß tief, weil das Unglück in einer modernen Industrienation passierte. Weltweit war das mediale Sirenengeheul laut. Europa hatte Angst. Tausende Kleinbürger deckten sich mit Geigerzählern und Jod-Tabletten ein, seit Jahren in Weinkeller umfunktionierte Schutzräume wurden für den eigentlichen Zweck wieder reaktiviert. Energiepolitik wurde zum beherrschenden Thema.

Und jetzt? Was davon ist nach einem Jahr übrig? Die japanische Regierung will nach wie vor keinen Atomausstieg. Es fehlen Alternativen. Und Atomkraft ist weltweit Gegenwart. Fukushima hat sich einfach nur nahtlos in viele andere Katastrophen eingereiht - Tsunami (2004), Katrina (2005), Zyklon Nargis (2008), Haiti (2010). Keiner spricht mehr davon, dass Katastrophen an technischen Errungenschaften (dazu zählen Atomkraftwerke) im Gegensatz zu Naturkatastrophen nicht unter Schicksal fallen. Das verdrängen wir. Eine zutiefst menschliche Reaktion. Es ändert aber nichts daran, dass Cäsium 137 eine Halbwertszeit von 30 Jahren hat. Und acht Prozent von Japans Landfläche damit belastet sind. Viel radioaktiver Müll landete im Meer.

Wie es aussieht, haben wir nichts gelernt. Man muss nicht in Fukushima leben, um zu spüren, dass sich dieses Verdrängen irgendwann rächen könnte.

Rückfragehinweis: Tiroler Tageszeitung, Chefredaktion


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OTS0047 2012-03-03/21:00



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /