Russland: Feuer am Atom-U-Boot in Murmansk mit mehr Risken als angenommen

Knapp an einen Unfall vorbei

Russlands stellvertretender Premierminister, Dmitry Rogozin, der gleichzeitig die Verantwortung für den Verteidigungsbereich trägt, hat nun indirekt zugegeben, dass die "Yekaterinburg" - eines der strategischen Atom-U-Boote der Nord-Flotte - die am 29.12.2011 Feuer fing, während sie wegen Reparaturen unweit von Murmansk auf dem Trockendock lag, "Waffenmaterial" an Bord hatte, als das 20 Stunden lang brennende Feuer, durch das neun Menschen verletzt wurden, ausgebrochen war. Zuvor hatte der stellvertretende Premierminister dies mehrfachst bestritten- sowohl in russischen als auch in ausländischen Medien - obwohl von der NGO Bellona Beweismaterial geliefert werden konnte- das zum Zeitpunkt des Brandes schon anderes nahelegte. Weitere Beweise, die seit dem Brand aufgetaucht sind, deuten nun sogar darauf hin, dass das brennende U-Boot nicht nur mit Atomraketen beladen war, sondern auch mit Torpedos.

Die "Yekaterinburg Delta IV" ist eine U-Boot Kategorie, die 16 Interkontinentalraketen mit bis zu 10 Atomsprengköpfen pro Stück sowie 12 Torpedos tragen kann. Sie fing im Dezember in Roslyakovo Feuer, als angeblich Schweißarbeiten durchgeführt wurden- der wahre Grund für das Feuer ist weiterhin unbekannt. Das Feuer konzentrierte sich auf den Bugbereich des Schiffes.

Wären vom Russischen Notfalldienstministerium - welches primär für das Management der Krise verantwortlich war - die Flamme nicht rechtzeitig gelöscht worden, dann wären die Torpedos in einer vorderen Kammer des U-Boots zuerst detoniert. Viele russische Feuerwehr- und Rettungsarbeiter wären getötet worden und das Feuer hätte sich dramatisch weiter ausbreiten können. Wäre das Feuer in in den Raketenbereich gegangen, so hätte dieser in Folge der hohen Temperaturen auch detonieren können. Eine Explosion hätte die beiden Atomreaktoren der Yekaterinburg beschädigt, was wiederum eine Freisetzung von Strahlenmaterial in die Atmosphäre zur Folge gehabt hätte.

Murmansk (300.000 EinwohnerInnen, nur 6 km entfernt) hätte zusammen mit weiteren Städten in der Umgebung evakuiert werden sollen. Das Feuer brach kurz vor den russischen Neujahrsfeiertagen aus, eine Evakuierung hätte Panik und Chaos ausgelöst. Wäre nicht auch Glück mit im Spiel gewesen, hätten die Explosionen zusätzliche Radioaktivität freigesetzt, was - wie Fukushima gezeigt hat - zu großen Problemen führen kann. Die Bemühungen, so ein Feuer zu löschen, werden u.a. durch die laufend entweichende Radioaktivität noch schwieriger gemacht.

Nicht auszudenken, welche weitere Folgen das UNglück haben hätte können.

Quelle; Bellona und Übersetzung aus dem Nuclear Monitor Nr. 742

GastautorIn: Bernhard Riepl für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /