© Wiener Linien
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Klimafreundliche Mobilität reduziert Kosten für die Haushalte

VCÖ-Mobilitätspreis sucht vorbildhafte Wiener Mobilitätsprojekte

Wien - In Wien wurden im Jahr 2011 bereits 71 Prozent der Alltagswege mit Öffis, zu Fuß und mit dem Fahrrad zurückgelegt. In den vergangenen zwanzig Jahren ist der Anteil des Pkw an der Mobilität der Wienerinnen und Wiener von 40 auf 29 Prozent gesunken, macht der VCÖ aufmerksam. Pro 1.000 Einwohner gab es im Jahr 2004 noch 404 Pkw, heute sind es nur mehr 394 Pkw. Gleichzeitig ist die Zahl der Öffi-Fahrgäste um ein Fünftel gestiegen und der Radverkehrsanteil hat sich von drei Prozent im Jahr 2004 auf sechs Prozent im Vorjahr verdoppelt. Die Folge: Die Wienerinnen und Wiener brauchen für ihre Mobilität weniger Sprit als die Haushalte in den Bundesländern, wie die VCÖ-Untersuchung zeigt. Im Vorjahr tankten die Wiener für ihre Autofahrten 342 Liter pro Kopf, der Österreich-Schnitt liegt bei 429 Liter, die Kärntner tankten sogar 485 Liter Sprit pro Person. Und die Wiener Haushalte haben mit durchschnittlich 4.115 Euro pro Jahr die niedrigsten Mobilitätskosten Österreich, so die VCÖ-Untersuchung.

"Wien ist im Bereich der klimafreundlichen Mobilität ein Vorreiter unter den europäischen Städten und erfüllt alle Voraussetzungen dafür, bald zur Avantgarde zu gehören. Eine Untersuchung des Unternehmensberaters Arthur D. Little reiht Wien bei der Nutzung sanfter Mobilität unter 66 Städten weltweit auf Platz 2. Das kann sich sehen lassen, ist aber auch ein Auftrag", stellte Vizebürgermeisterin Vassilakou heute im Rahmen einer Pressekonferenz, die gemeinsam mit dem VCÖ stattfand, fest.

Öffis, Radfahren und Gehen sind auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die erfolgreichsten Einkaufsstraßen Wiens Fußgängerzonen sind. Laut Studie des Umweltministeriums hat in Wien der Radverkehr im Jahr 2008 eine wirtschaftliche Wertschöpfung von rund 51 Millionen Euro erbracht. Angesichts des seither stark gestiegenen Radverkehrs und dem Trend zum Kauf von teureren Fahrrädern rechnet der VCÖ, dass im Jahr 2011 die Wertschöpfung mehr als 60 Millionen Euro betragen hat. Eine Studie der Universität für Bodenkultur zeigt, dass im Jahr 2008 durch den Alltagsradverkehr in Wien ein Gesundheitsnutzen im Wert von rund 90 Millionen Euro erzeugt wurde. Aufgrund der Zunahme des Radverkehrs rechnet der VCÖ für das Jahr 2011 mit einem Gesundheitsnutzen des Radfahrens in Wien von mehr als 115 Millionen Euro.

Gerade in Wien ist auch der Öffentliche Verkehr ein wichtiger Wirtschaftsmotor. In Wien werden Schienenfahrzeuge hergestellt, die in die ganze Welt exportiert werden. "Die hohen Erdölpreise treffen alle Staaten der Welt. Wenn sich Wien zum Kompetenzzentrum des Öffentlichen Verkehrs entwickelt und bei der Qualität und Nutzung der Öffis die europäische Vorzeigestadt ist, dann werden Schienenfahrzeuge Made in Vienna zum Exportschlager und es können damit viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden", meint VCÖ-Sprecher Gratzer.

In Zeiten steigender Spritpreise gewinnt energiesparende Mobilität an Bedeutung. Die Zeit des billigen Erdöls ist vorbei. Im Gegenteil, wenn etwa der Konflikt mit dem Iran eskaliert, dann sind auch in Österreich Spritpreise von zwei Euro pro Liter wahrscheinlich, so der VCÖ. "Wir können nicht den Rohölmarkt beeinflussen, auch nicht die politische Situation im Nahen Osten. Wir können aber den Ölverbrauch verringern und damit langfristig unsere Mobilitätskosten senken", betont VCÖ-Sprecher Gratzer.

Eine große Herausforderung für die Verkehrspolitik ist auch, dass Wien ein sehr starkes Bevölkerungswachstum verzeichnet. Laut Statistik Austria werden im Jahr 2030 um 180.000 Menschen mehr in Wien leben als heute. Schon heute beansprucht der Autoverkehr zu viel Platz in Wien. Deshalb braucht es verstärkte Maßnahmen, die es ermöglichen ohne eigenes Auto zu leben. Neben dem Ausbau des Öffentlichen Verkehrs sind eine höhere Anzahl von Carsharing-Standorten und die Ausweitung der Parkraumwirtschaftung wichtig. Der VCÖ spricht sich für den Ausbau des S-Bahnnetzes aus, für kürzere Öffi-Intervalle in den Außenbezirken und bessere Bedingungen zum Radfahren für die Wienerinnen und Wiener.

"Wir stehen im Verkehrsbereich in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen. Damit diese bewältigt werden können, braucht es Innovationen, Vorreiter und gute Ideen. Deshalb starten wir heute den VCÖ-Mobilitätspreis Wien", sagt Gratzer. Der VCÖ-Mobilitätspreis Wien steht heuer unter dem Motto "Nutzen nachhaltiger Mobilität". Gesucht sind vorbildhafte Mobilitätsprojekte, die den Energieverbrauch und die Umweltverschmutzung durch den Verkehr verringern. Der VCÖ-Mobilitätspreis Wien wird in Kooperation mit der Stadt Wien und dem ÖBB-Postbus durchgeführt und auch vom Verkehrsverbund Ost-Region (VOR), den Wiener Linien und der GESIBA unterstützt.

"Der Mobilitätspreis Wien des VCÖ hat aus meiner Sicht vor allem einen großen Nutzen: Er bittet die Avantgarde in Sachen Mobilität, Infrastruktur und Zukunftsideen vor den Vorhang und gibt damit wichtige Impulse, auch für Politik und Verwaltung", ruft Vizebürgermeisterin Vassilakou zur Teilnahme auf. Am VCÖ-Mobilitätspreis Wien können Betriebe und Unternehmen, Bezirke, Fachhochschulen, Universitäten, Schulen, Organisationen und Vereine mit umgesetzten Projekten teilnehmen. Privatpersonen, Studierende, Schülerinnen und Schüler können sich auch mit Projektideen beteiligen.

"Aufgrund der steigenden Spritpreise setzen die Kunden immer mehr auf öffentliche Verkehrsmittel und damit sparen sie gleich zweimal, einmal bei der Reduktion der Emissionswerte und zum Zweiten bares Geld. Ziel der ÖBB-Postbus GmbH ist es, die Mobilität noch klimafreundlicher zu gestalten, daher investieren wir viel in die Entwicklung neuer Technologien und Konzepte", erklärt ÖBB-Postbus Regionalmanager Alois Ometzberger.

Wer beim VCÖ-Mobilitätspreis Wien ein Projekt einreicht, hat die Chance auf zwei Auszeichnungen: Zum einen als bestes Projekt Wiens, zum anderen als bestes Projekt Österreichs. Einreichunterlagen zum VCÖ-Mobilitätspreis Wien sind beim VCÖ unter (01) 8932697 oder im Internet unter www.vcoe.at erhältlich. Einreichschluss ist der 30. Juni 2012.

VCÖ: Wiener tanken am wenigsten Sprit

(Tankmenge fürs Autofahren pro Kopf im Jahr 2011)

Wien: 342 Liter pro Person
Vorarlberg: 401 Liter pro Person
Tirol: 402 Liter pro Person
Steiermark: 439 Liter pro Person
Salzburg: 445 Liter pro Person
Oberösterreich: 452 Liter pro Person
Burgenland: 466 Liter pro Person
Niederösterreich: 478 Liter pro Person
Kärnten: 485 Liter pro Person
Österreich: 429 Liter pro Person
Quelle: Berechnungen VCÖ auf Basis von Daten der Statistik Austria, VCÖ 2012

VCÖ: Wiener haben die niedrigsten Mobilitätsausgaben Österreichs
(Mobilitätsausgaben pro Haushalt und Jahr )
Wien: 4.115 Euro
Tirol: 4.480 Euro
Vorarlberg: 4.580 Euro
Salzburg: 5.330 Euro
Burgenland: 5.350 Euro
Steiermark: 5.480 Euro
Kärnten: 5.490 Euro
Oberösterreich: 5.990 Euro
Niederösterreich: 6.120 Euro
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2012


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /