Drei Frauen im Kampf für die Natur: Erfolgsgeschichten vom Bodensee bis nach Berlin

Verleihung des Umweltpreises „Trophée de femmes 07/08“ – drei Frauen geehrt

Stuttgart - Die Umweltstiftung ‘Fondation Yves Rocher’ zeichnet im Jahre 2008 erneut drei Frauen aus Deutschland mit dem Umweltpreis ‘Trophée de femmes’ aus. Marion Hammerl, Eva-Maria Epple und Ingrid Schaller werden jetzt für ihr außergewöhnliches Engagement im Umwelt- und Naturschutz geehrt. Insgesamt winken den Preisträgerinnen Preisgelder in Höhe von 18.000 Euro.

‘Wir wollen mit dieser Auszeichnung Frauen ehren, die sich nachhaltig für die Natur engagieren und die sich beispielhaft für Umweltschutz einsetzen – ob national oder weltweit’, erläutert Aurelia Carré von der Umweltstiftung ‘Fondation Yves Rocher’. Es ist beeindruckend, mit welcher Leidenschaft sich Frauen für die Umwelt und das Gemeinwohl einsetzen’, fügt sie hinzu.
Aus über 60 Bewerbungen hat die Jury drei Frauen als Preisträgerinnen ermittelt. Die Jury - bestehend aus Vertretern der Umweltstiftung ‘Fondation Yves Rocher’, dem ‘Institut de France’, der Frauenzeitschrift ‘Für Sie’ und der Zeitschrift ‘Natur & Kosmos’ - legte einen besonderen Schwerpunkt auf Frauen, die Menschen für ihre Sache motiviert haben.

1. Preis „Trophée de femmes 07/08“ an Marion Hammerl: 10.000 Euro - „Netzwerk Living Lakes – lebendige Seen”

‘Seen sind sehr faszinierend. Landschaften haben durch sie einen hohen ökologischen und kulturellen Wert’, erläutert Marion Hammerl ihre Motivation, sich für Seen einzusetzen. Bereits seit 20 Jahren ist Marion Hammerl in beruflichem und ehrenamtlichem Engagement eng mit dem Umwelt- und Naturschutz verbunden.

Sie kennt die Problematik von Seen wie keine andere. Weltweit gefährdet die Verschmutzung von Seen und Feuchtgebieten Flora, Fauna und nicht zuletzt die Menschen. Vollkommen ungeklärte Abwässer aber auch Industrieabwässer setzen den Seen mit Schwermetallen und anderen Stoffen zu, die sich im Sediment festsetzen. Am meisten gefährdet sind Seen jedoch durch die Wasserentnahme. Das Bewässern von Feldern in der Landwirtschaft spielt hier eine große Rolle. Die Folge: Wasserstände sinken oder Seen vertrocknen ganz. Als Geschäftsführerin der Bodensee-Stiftung ist Marion Hammerl mit diesen Themen auch in der Bodenseeregion konfrontiert gewesen. Und sie erkannte, dass sich die Probleme von Seen überall in der Welt ähneln. Doch einen Austausch darüber gab es keinen, vor allem nicht auf der Ebene der Umweltschutzorganisationen. So gründete Marion Hammerl das Netzwerk ‘Living Lakes’. Das Ziel der länderübergreifenden Initiative ‘Living Lakes’ ist es, Trinkwasserreserven zu erhalten und einzigartige Seenregionen, Feuchtgebiete und Lagunen weltweit vor schädlichen Einflüssen zu schützen und zu renaturieren. Marion Hammerl hat ein Netzwerk mit inzwischen 45 Seenpartnern weltweit geschaffen, das dem direkten Erfahrungsaustausch zwischen Umweltorganisationen dient. Es bringt Partner, unter anderem bei Finanzierungen, zusammen. Durch das von Frau Hammerl geschaffene Netzwerk können die Partner Einfluss nehmen auf Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft und diese für das Thema Seenschutz sensibilisieren.
Im Rahmen von ‘Living Lakes’ besucht Marion Hammerl die Partner vor Ort und nimmt an Konferenzen, Workshops, Gesprächen mit Umweltministerien etc. teil. Insbesondere betreut sie die ‘Living Lakes’-Partner in Süd- und Mittelamerika. Es ist Marion Hammerl durch ihr Engagement gelungen, dass am Chapala See in Mexiko ein von ihr ausgearbeiteter Aktionsplan zum Trinkwasserschutz auch umgesetzt wurde – ein erster Erfolg ist die Ausweisung des Sees als RAMSAR-Schutzgebiet.

2. Preis „Trophée de femmes“ an Eva-Maria Epple: 5.000 Euro - „20 grüne Hauptwege in Berlin“

‘Als West-Berlinerin in den 70er Jahren war ich auf Natur in der Stadt angewiesen. Mit kleinen Kindern und ohne erreichbares Umland suchte ich mir eben den schönsten und grünsten Weg von A nach B,’ erzählt Eva-Maria Epple, die sich seitdem für das Grün in der Hauptstadt einsetzt.

Eva-Maria Epple hatte für ihre Heimatstadt Berlin eine Vision. Ein Netz grüner Erholungswege abseits des Straßenverkehrs soll die ganze Stadt fußgängerfreundlich und möglichst naturnah verbinden. Deshalb gründete Eva-Maria Epple das Projekt ‘20 grüne Hauptwege in Berlin’. Die 20 grünen Hauptwege sind ein stadtweites Netz aus Spazierwegen und Grünzügen, das ganz Berlin im Grünen verbindet. Es setzt sich aus vorhandenen und noch geplanten Teilstrecken zusammen und lädt auf rund 550 Kilometern abseits des Straßenverkehrs zum Flanieren in der Natur ein. Eva-Maria Epple hat rund 170 Freiwillige dazu motiviert, abschnittsweise das gesamte Wegenetz abzulaufen. Die Spaziergänger spüren Lücken im Wegenetz auf und überbrücken sie durch temporäre Umwege, zum Beispiel an Baustellen vorbei. So führt Eva-Maria Epple Menschen aus allen Berliner Bezirken zusammen, die durch Erkundungen und andere Aktivitäten der Umsetzung der Wege Rückenwind verschaffen.

Die Initiierung und Realisierung eines Wegenetzes aus grünen Korridoren in der Hauptstadt Berlin ist für Eva-Maria Epple erst ein Anfang. Sie möchte den Berliner Bürgern diese attraktive und unweltfreundliche, sowie in hohem Maße gesundheitsfördernde und ‘grüne Alternative’ zum Autoverkehr nahe bringen und bekannt machen. Unter der engagierten Anleitung von Eva-Maria Epple gelang es erstmals, das geplante Wegenetz als Ganzes darzustellen. Einer der 20 Hauptwege ist bereits in einem Faltblatt publiziert. Es zeigt den Spreeweg zwischen Charlottenburger Schloss und Rummelsburger Bucht. Eva-Maria Epple arbeitet an einer Übersichtskarte, in der das gesamte grüne Hauptwegenetz in Verbindung mit den Grünflächen dargestellt wird. Ebenso ist eine Ausstellung zu den 20 grünen Hauptwegen geplant. Das ungewöhnliche Bürgerprojekt unter der Leitung von Eva-Maria Epple beruht auf einem von der Stadt nicht umgesetzten Planwerk der Berliner Landschafts- und Naturschutzplanung.
Mit diesem Projekt ist es Eva-Maria Epple gelungen, Umweltschutz mit Lebensqualität in der Großstadt Berlin mit mehr als 3,4 Millionen Einwohnern zu verbinden.

3. Preis „Trophée de femmes“ an Ingrid Schaller: 3.000 Euro - „Naturhof Faßmannsreuther Erde“

‘Nach einer Krankheit wollte ich in meinem Leben etwas Sinnvolles tun’, beschreibt Ingrid Schaller den Ausgangspunkt einer Idee, die sich zu außergewöhnlichem Engagement entwickelte.

Im Dreiländereck Bayern/Sachsen/Tschechien erarbeitete Ingrid Schaller ein Konzept, das die Förderung des Bewusstseins im Umgang mit der Natur zum Ziel hat. Sie wollte das weithin verloren gegangene Heilwissen um Kräuter, Pflanzen und Bäume wieder den Menschen, vor allem Kindern, vermitteln. Anfang 2003 gründete Ingrid Schaller mit vier weiteren Dorffrauen den gemeinnützigen Förderverein ‘Faßmannsreuther Erde e.V.’. Sie ist die erste Vorsitzende des Vereins, der Träger des Projektes ‘Naturhof Faßmannsreuther Erde’ ist. Das Bestreben des Naturhofes ist es, Natur erlebbar zu machen und die Beziehung zur Natur zu fördern. Die breite Öffentlichkeit und Vereinsmitglieder erfahren im ‘Naturhof Faßmannsreuther Erde’, warum sich das Bewahren der Schöpfung und nachhaltiger Umweltschutz lohnt. Auf einer Fläche von zwei Hektar entstanden ein Informations- und Veranstaltungsgebäude und ein Schulgarten mit 200 heimischen Kräutern, die nach unterschiedlichen Themen gepflanzt wurden. Ein Barfußpfad, ein Labyrinth und ein Garten für Kinder sind genauso Bausteine des Freiluft-Erlebnisareals des Naturhofes wie ein Bäume-Kreis sowie ein ausgedehntes Kräuterfeld. Schautafeln informieren außerdem über die vom Aussterben bedrohten Arten wie die Flussperlmuschel, die im Dreiländer-eck heimisch ist und unter besonderem Schutz steht. Viele Insekten, Vögel und kleine Wildtiere haben sich im Naturhof angesiedelt, der sich zu einem wahren Biotop entwickelt hat. Der ‘Naturhof Faßmannsreuther Erde’ bietet aktiven Naturschutz zum Mit- und Nachmachen. Ingrid Schaller hat darüber hinaus im Naturhof eine Bildungs- und Informationsstelle für Heilkräuter sowie für Obst- und Beerenpflanzen eingerichtet. Sie leitet Führungen und hält Vorträge, unter anderem zum Thema ‘Kräuter, heilende Kraft für Leib und Seele’. Alleine in der Frühjahr/Sommer-Saison 2007 hat sie über 90 Veranstaltungen durchgeführt und sie sensibilisierte so rund 10.000 Personen für die Belange der Natur. Sehr wichtig ist für Ingrid Schaller die Bildungsarbeit von Kindern und Jugendlichen. Sie erreicht viele junge Menschen, die Kräuter wieder als Grundheilmittel entdecken und denen sie Mut zum Ausprobieren der Schätze aus dem Garten vermittelt.
Sie ist mit ihrem Projekt ‘Naturhof Faßmannsreuther Erde’ noch lange nicht am Ende angelangt. Auf dem Gelände soll noch ein Feuchtbiotop entstehen und eine natürliche Umzäunung durch Heckenpflanzen, die das Kräuterfeld vor Wind schützen soll.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /