© Kneipp Verlag- Sepp Holzer erklärt aufschlussreich
© Kneipp Verlag- Sepp Holzer erklärt aufschlussreich

Jedem sein grün- kein Problem!

Buchpräsentation "JEDEM SEIN GRÜN" mit Sepp Holzer

© Krameterhof- Sepp Holzer
© Krameterhof- Sepp Holzer

Kein eigener Garten- nur ein Fensterbrett? Oder eine Hauswand? Sogar mehr, einen kleinen Balkon? Alles kein Problem, mit dem Buch "Jedem sein grün" gibt es nun wertvolle Tipps für selbstgepflanztes Obst und Gemüse und mehr. Permakultur, wie sie Sepp Holzer schon seit langem propagiert, funktioniert auch in der Stadt. Judith Anger, Immo Fiebrig, Martin Schnyder zeigen das in ihrem Buch.

Vor einiger Zeit fand in Wien im Cafe Griensteidl dazu eine nicht nur für Stadtgärtner richtungsweisende Buchpräsentation statt. Der Kneipp Verlag stellte dabei seinen neuen Bestseller "JEDEM SEIN GRÜN - Urbane Permakultur : Selbstversorgung ohne Garten" vor.

Warum richtungsweisend? Aus zwei Gründen: Einerseits sprach die internationale Permakultur-Ikone Sepp Holzer die einleitenden Worte, die es, wie von Holzer nicht anders zu erwarten, mehr als richtungsweisend in sich hatten und andererseits ist das Thema des Buches brandaktuell und absolut am Puls der Zeit.

Holzer war zur Präsenation extra nach Wien angereist, da das Autoren-Kollektiv aus drei Absolventen seiner Permakultur-Lehrgänge besteht und im Buch auch vieles an Holzerscher Permakultur vermittelt wird.

Sepp Holzer sprach absichtlich ohne Mikrophon, ein sympathisches und erwähnenswertes Detail - als ein Gegengewicht zu der leider stark verbreiteten Unsitte auch dort, wo es nicht erforderlich ist, diese Technik zu strapazieren. Er begann seinen Vortrag mit einem "Herzlichen Grüß Gott". Augenblicklich ist frau/man entführt in ein Holzersches Universum und kann sich laben an der reich gedeckten Tafel an Vernunft, Lebensfreude und Lebenssinn die Sepp Holzer wie selbstverständlich und logisch als gewiefter Naturbursche und weiser Diener an der Schöpfung mit seinem Publikum teilt. Er stellt die Frage "wie kommt der Mensch zu natürlichem, artgerechtem Denken ?" Jemand, der so wie Holzer in der Natur aufgewachsen ist und auf spielerische Art von selbst mit der Natur zusammenwächst, ist da natürlich privilegiert. SEPP HOLZER hat in seiner Kindheit im alpinem Lungau die Natur so gut und eingehend beobachtet, dass er das Rüstzeug für seine segensbringende Sichtweise für sein ganzes Leben ausbilden konnte. Damals gewann er bereits tiefen Einblick in die Natur und ihre Mechanismen, was sich in Lebensfreude und Erfolgserlebnis wandelte und so dauerhaft prägsam blieb. Das "Mit der Natur" ist das Wesentliche, die Kooperation das Wichtigste, da der Einklang sich zum Positiven multipliziert.(Und auch das Gegenteil stimmt : Mißklang führt unweigerlich zum Negativen). Er schaffte es auch, seine Begeisterung weiterzugeben: an seine Schulkameraden und sogar seine Lehrer. Und heute ist er einen Großteil des Jahres auf Reisen und kann 365 Tage sagen was er sich denkt, einfach, folgerichtig und logisch. Damit erzeugt er erstaunlich viel positive Energie in seinem Umfeld, sei es nun in Spanien oder in Südamerika oder in Russland im Ural oder in Moskau, wo er im Moment besonders stark engagiert ist. Mit allen kommt er zurecht, sagt er, man versteht sich von Mensch zu Mensch, "natürliches Denken" kennt keine Grenzen und fungiert als lingua franca des Verständnises. In Südamerika hat er unzählige Menschen auf Mülldeponien dahinvegetieren sehen und es drängte sich die Frage auf: Was kannst DU tun ? So viele Erdenbürger haben kein Stück Grund auf dem sie etwas anbauen können - der Schluß Eigentum = Diebstahl drängt sich auf.

In Lateinamerika hat er daraufhin gute Tips für die Müllplatz-Bewohner verteilt, die erstaunlich rasche Nachahmung gefunden haben und so ein sehr wertvoller Beitrag zur akuten Armutsbekämpfung durch Selbsthilfe waren und sind. Mit dem nötigen "Gewußt wie" lässt sich praktisch überall Essbares anbauen. In Russland verpflichtete Holzer seine Vetragspartner, die ihn als Berater für ihre Latifundien engagierten, 5% ihres Grundes den Armen zur Verfügung zu stellen. In OMSK wurde eine neue Agraruniversität gegründet, die seinen Namen tragen soll. Auf 1 Hektar Boden kann eine Familie bequem autark Landwirtschaften und ihren Jahresbedarf an Lebensmitteln abdecken. In der Nähe von Barcelona wurden 10% von einem 50 Hektar Betrieb an Interessierte kostenlos zur Verfügung gestellt und das Projekt läuft über Erwartung gut.

Sepp Holzer hat auch gezeigt wie "urban permaculture" also PERMAKULTUR in der Stadt ohne Boden funktioniert. Selber mitarbeiten und Hand anlegen ist hierbei ein Schlüssel zum Erfolg und erleichtert die Umsetzung. In Kenia läuft ein sehr erfolgreiches Projekt, das mit einem Ausbildungsseminar begonnen hatte und heute auf starken Beinen steht und sinnvolle Nachahmung generiert hat.

Die Begrünung südamerikanischer Favelas wurde bereits angesprochen, Permakultur an der städtischen Hausmauer ist keine Utopie; Pfirsich, Marillen und Kaki-Früchte können auf diese Weise ohne Garten in der Stadt geerntet werden. Ganz im Sinne FRIEDENSREICH HUNDERTWASSER´s kann so die Stadt viel besser erlebt werden und Stadtkinder können mit Natur aufwachsen. Jeder Hinterhof, jeder Lichtschacht eignet sich für die geniale "Bypass-Methode" des Holzerschen Ansatzes. Getreu dem Motto : "Tu was dann tut sich was! Ausprobieren, Natur fragen!" gelingen so für unmöglich gehaltene Dinge. Beobachtung ist ein Kardinalschlüssel zum erfolgreichen Ansatz.

Sepp Holzer spricht auch das Wasser an, er nennt es "Kapital von oben". In vieler Hinsicht geht die "moderne" Menschheit mit dem Wasser auf Erden sehr unklug und ungeschickt um. Einfach "kanalisieren" ist eine sehr kurzsichtige Vorgangsweise. Wasser muß mit dem Erdkörper verbunden sein, muß sich bewegen können, um sich zu regenerieren. Es ist ein Lebewesen. Ein pfleglicher Umgang mit dem Wasser im Allgemeinen und mit den Flüssen im Speziellen ist Gebot der Stunde. Der gesunde Wasserhaushalt ist unabdinglich für kulturelles Gedeihen. Der Erdkörper braucht Wasserversorgung um fruchtbar zu sein, das Grundwasser muss sauber bleiben, um genießbares Trinkwasser zu spenden. "Kapital von oben" eben mit dem "umsichtig" und "pfleglich" für Pflanze, Tier und Mensch umgegangen werden muß.

Sepp Holzer hat noch einiges mehr gesagt, es würde ausufern zuviel davon hier wiederzugeben - ein Holzer-Vortrag ist jedenfalls ein Erlebnis für Seele und Geist und letzlich auch den Körper,da frau/man sich nach so einer Dosis von geballter positiver Energie einfach auch körperlich im Lot fühlt. Erwähnt seien nur noch ein paar Leitsätze wie: "Lesen lernen in der Natur ist wichtig für alle!" oder "Eine Skizze und/oder ein Modell anfertigen, erspart viele Fehler!" oder "Von niemanden abhalten lassen". Eindrücklich hingewiesen wurde auch auf die Kontraproduktivität von "bauchfüllenden ungesunden Nahrungsmitteln", die mit Lebensmitteln nichts mehr gemein haben und auf die Dauer nicht nur für zahlreiche Zivilisationskrankheiten sorgen, sondern auch "die Menschheit verblöden lassen". Wahre Worte und wichtige Botschaften, selten so charismatisch und einleuchtend präsentiert.

Verlag und Autoren sind zu beglückwünschen für diese eindrucksvolle Einleitung und Sepp Holzer ist für sein Wesen und seinen bedingungslosen Einsatz für einen anderen Umgang mit Landwirtschaft herzlich zu danken!

Eine Rezension des vorgestellten Werkes : "Jedem sein Grün" folgt demnächst!

GastautorIn: Daniel Hackenberg für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /