© Klimabündis- Auszeichnung für die Gemeinde Seeham
© Klimabündis- Auszeichnung für die Gemeinde Seeham

Climate Star: Gemeinden, Städte und Regionen aus 9 Ländern ausgezeichnet

Der Klimaschutz-Oscar geht an 20 Vorreiter aus ganz Europa

Schloss Hof- Aus Österreich wurden Gallneukirchen, Großschönau, Kötschach-Mauthen, Schwaz, Seeham, Wieselburg und die Region Bucklige Welt in Niederösterreich vom Klimabündnis Europa mit dem Climate Star ausgezeichnet.

Bereits zum fünften Mal wurden vom Klimabündnis Europa die besten Klimaschutzprojekte aus Gemeinden und Regionen aus ganz Europa vor den Vorhang geholt, in 4 Kategorien wurden 20 Projekte aus 9 Ländern ausgezeichnet. Dabei waren nicht nur die österreichischen Vorreiter, sondern auch Bozen, Zürich und Leipzig. Die Freude war bei allen groß. Die Vertreter und Vertreterinnen der österreichischen Klimabündnis-Gemeinden aus Wieselburg, Gallneukirchen, Großschönau, Kötschach-Mauthen, Seeham und Schwaz sowie von der Region Bucklige Welt zeigen mit ihren Projekten die unterschiedlichsten Möglichkeiten auf, wo etwas getan werden kann. Die Siegerprojekte reichten vom "1. Lerngarten für erneuerbare Energien" in Kötschach-Mauthen über das Biodorf Seeham bis zu "Bauen und Energie am Sonnenplatz" in Großschönau oder das Verbannen von Plastiksackerln beim Einkauf in Wieselburg.



‘Der Climate Star ist der Klimaschutz-Oscar für Gemeinden. Die internationale Auszeichnung zeigt, dass Klimaschutz keine Grenzen kennt. Im Gegenteil: Einer der Erfolgsfaktoren ist die Zusammenarbeit – Gemeinden mit ihren BürgerInnen, mit anderen Städten und Gemeinden, mit der Region und den Ländern. Österreichs Gemeinden sind nicht nur auf einem guten Weg, sondern sie geben die Richtung vor’, gratuliert Peter Molnar, der Geschäftsführer des Klimabündnis Österreich den Siegern und Siegerinnen.

PROJEKTBESCHREIBUNGEN - Österreich

Gallneukirchen (Oberösterreich): ‘WeltUmweltWochen’
Kategorie bis 10.000 EinwohnerInnen

27 Veranstaltungen an 18 Tagen. Bei den ‘WeltUmweltWochen – Klimagenusswochen 2011’ in Gallneukirchen drehte sich alles um das Thema Klimaschutz. Und die ganze Gemeinde machte mit: Kindergärten, Schulen, die beiden Pfarren, Vereine und Betriebe. Diskutiert und informiert wurde über Bürgerbeteiligungsmodelle, Energieautarkie, Raumordnungsverträge und Wasser im Garten. Klimaschutz im Gehen gab es beim musikalischen Stadtspaziergang und bei der Umweltwanderung. Klimaschutz zum Genießen im neu eröffneten Weltladen und am Marktplatz – die Bodenbündnis-Gemeinde verteilte gratis Pflanzen. Der nachhaltige Erfolg der WeltUmweltWochen wird am deutlichsten bei der Mobilität sichtbar. Ein Jahr lang nutzte die Gemeinde das Klimabündnis-Angebot FahrRad-Beratung. Der ‘RadPoint Galli’ wurde eröffnet und die Projekte ‘StadtRad Galli’ und ‘Gemeindedienst Galli fährt Rad’ präsentiert. Heuer findet erstmals der ‘Gallinger RadFrühling’ statt – langfristig will Gallneukirchen zur Radhauptstadt des Mühlviertels werden. Der Radanteil soll bis 2020 auf 15 % verdoppelt werden. Die Schulen richteten in den WeltUmweltwochen einen klimafreundlichen Schulbus auf Füßen ein. Die ‘Gallifüßler’ sind auch heuer wieder unterwegs.

Gallneukirchen in Oberösterreich, 6.200 EinwohnerInnen, Klimabündnis-Gemeinde seit 1998. www.gallneukirchen.at


Großschönau (Niederösterreich): ‘Bauen und Energie am Sonnenplatz’
Kategorie bis 10.000 EinwohnerInnen

Am Beginn stand die 1. Österreichische Umweltmesse – die Bio-Energiemesse BIOEM. Heuer wird sie bereits zum 27. Mal durchgeführt. 2007 wurde der Sonnenplatz aus der Taufe gehoben und das 1. Europäische Passivhausdorf zum Probewohnen eröffnet. Im Mittelpunkt stehen ressourcenschonendes Bauen, Sanieren und Wohnen. Zu allen Jahreszeiten können Bau- und Sanierungsinteressierte fünf Passivhäuser mit unterschiedlichster Bauart selbst testen und erleben. Parallel dazu wurde auch eine Bildungsschiene eingerichtet. Im November 2011 eröffnete das Forschungs- und Kompetenzzentrum für Bauen und Energie. 1,9 Mio. Euro wurden investiert, das Know-how kam direkt aus der Region. Viele der am Bau beteiligten Passivhaus-PlanerInnen und Passivhaus-HandwerkerInnen haben selbst die Ausbildung in Großschönau absolviert. In den modernen Schulungsräumen werden GebäudeplanerInnen, HandwerkerInnen, TechnikerInnen und kommunale EntscheidungsträgerInnen informiert und geschult. Allein in den ersten drei Monaten des Jahres 2012 wurden 90 Personen zum/zur Passivhaus-HandwerkerIn bzw. –PlanerIn oder EnergieberaterIn ausgebildet. Im März 2013 wird der Sonnenplatz um die Sonnenwelt – eine ganzjährige Ausstellung zu den Themen energieeffizientes Bauen, Wohnen, Sanieren und Leben – erweitert.

Großschönau in Niederösterreich, 1.200 EinwohnerInnen, Klimabündnis-Gemeinde seit 2000 www.sonnenplatz.at


Kötschach-Mauthen (Kärnten): ‘1. Lerngarten für erneuerbare Energien’
Kategorie bis 10.000 EinwohnerInnen

Kötschach-Mauthen hat im Klimaschutz viel vorzuzeigen. 21 Kleinwasserkraftwerke, drei Bergstauseen, zwei Biomasseheizwerke mit zwei ortseigenen Wärmenetzen, eine Biogasanlage, Kärntens einzige Windturbine sowie die erste internetgesteuerte Bioschauheizung. Dazu noch das ‘Sonnenkraftwerk Rathaus’. Die 141 m² große, 20 kW starke Photovoltaikanlage wurde mit einem Bürgerbeteiligungsmodell umgesetzt. Gemeindeeigene Gebäude werden heute zu 98 % mit erneuerbaren Energien beheizt – der Ökostrombezug liegt bei fast 100 %. Als erste Gemeinde in Kärnten erhielt Kötschach-Mauthen das vierte von fünf möglichen e’s im Rahmen des Programms für energieeffiziente Gemeinden. Möglich machte das die Initiative ‘energie:autark Kötschach-Mauthen’, in der VertreterInnen aus Politik, Wirtschaft, Tourismus und Energieproduktion an einem Strang ziehen. Ganz neue Wege ging die Gemeinde bei der Einbindung der Kinder. Auf 300 m² wurde der ‘1. Lerngarten der erneuerbaren Energien’ in Österreich eingerichtet. Kleine, alters- und themenbezogene Experimente und große, eigens angefertigte Demonstrationsversuche, die zum Staunen anregen und Neugier schaffen, bringen den BesucherInnen die Themen Wasser-, Wind- und Sonnenkraft sowie Biomasse und Energiesparen näher. 1.700 SchülerInnen haben bereits geforscht und gestaunt.
Kötschach-Mauthen in Kärtnen, 3.600 EinwohnerInnen, Klimabündnis-Gemeinde seit 2008
Kontakt: Verein ‘energie:autark Kötschach-Mauthen" www.energie-autark.at


Seeham (Salzburg): ‘Das Biodorf Seeham’
Kategorie bis 10.000 EinwohnerInnen

Über 80% Bioanteil in der Landwirtschaft. Ein auf Naturerlebnis und Urlaub am Biobauernhof ausgerichtetes Tourismuskonzept. Ein Biohotel, eine Biopension, acht Biobauernhöfe, der 1. bio-faire Laden Österreichs, eine Bio-Getreidemühle, eine Bio-Käserei, eine Kräuterwelt mit Bio-Naturgarten, ein Bio-Großhandel und ein Weinhändler mit Biowein. Dazu noch die Seehamer Biotage mit jährlich 35 Veranstaltungen. Nicht zu vergessen die Bioheuregion - Seeham ist Teil der größten Heumilchregion Europas. Nach langjähriger Vorarbeit zur Erreichung der Umwelt- und Bioausrichtung in der Gemeinde ist jetzt das große Ziel im Visier. Seeham will das 1. Biodorf in Österreich werden. Und auch in diesen Prozess wird die Bevölkerung genauso wie die lokale Wirtschaft und die Landwirtschaft eingebunden. Zukunftsdialoge wurden abgehalten, um die BürgerInnen mit dem Thema zu konfrontieren und Ideen und Gedanken einzuarbeiten. Diese Ideen wurden in einem Workshop zusammengefasst und der Gemeindevertretung präsentiert. Die Gemeinde hat sich im September 2011 einstimmig für das ‘Biodorf’ ausgesprochen. Die Eckpunkte des neuen Leitbildes wurden beim Dorffest vorgestellt und an alle Haushalte versandt. Die Zertifizierung zum 1. Biodorf soll in Kürze starten.

Seeham in Salzburg, 1.600 EinwohnerInnen, Klimabündnis-Gemeinde seit 2004
Kontakt: Gemeinde Seeham www.biowelt.sub.cc


Wieselburg (Niederösterreich): ‘My bag is not plastic’
Kategorie bis 10.000 EinwohnerInnen

Weniger Plastiktaschen – das war das simple Ziel. Ein Ziel, das die Stadtgemeinde Wieselburg mit einem Weltrekordversuch kombinierte. Die Idee kam von Umwelt-Stadträtin Irene Weiß. Sie nutzte das Jubiläum ‘10 Jahre Klimabündnis-Gemeinde’ und startete 2010 das Projekt ‘My bag is not plastic’. 3.650 verschiedene Stofftaschen sollten zum Weltrekord führen. Eine Bestmarke, die mit 4.315 Taschen weit überschritten wurde. Selbst gestaltete oder signierte Taschen schickten u.a. Bundespräsident Heinz Fischer, Moderatorin Chris Lohner oder Kabarettist Josef Hader. Kombiniert wurde der Weltrekordversuch mit weiteren Aktionen: Stofftaschen wurden an alle Haushalte verteilt, Bauernmärkte, Adventmärkte oder Ballveranstaltungen wurden ebenso wie viele Betriebe plastiktaschenfrei. Die Stadtgemeinde stellte 10.000 Stück der ‘WieselburgTasche’ Betrieben gratis zur Verfügung. Wieselburg wurde so zum Vorreiter in ganz Österreich. Im Gemeinderat wurde die Resolution für ein plastiktaschenfreies Wieselburg einstimmig angenommen, auf Landesebene folgte ein ebensolcher Beschluss. Die Einzelhandelskette Spar bot Alternativen zum Plastikknotenbeutel an. Und auch Umweltminister Niki Berlakovich griff das Thema auf: Es folgte ein Pilotversuch mit Einkaufssackerl aus Bio-Plastik in Supermärkten in mehreren Bundesländern.

Wieselburg in Niederösterreich, 3.700 EinwohnerInnen, Klimabündnis-Gemeinde seit 1999.
www.mybagisnotplastic.at


Schwaz (Tirol): ‘Schwaz mobil’
Kategorie 10.000-100.000 EinwohnerInnen

Förderung des öffentlichen Verkehrs sowie bessere Bedingungen für FußgängerInnen und RadfahrerInnen. Das sind Ziele, die sich viele Gemeinden stecken – Schwaz aber konsequent umsetzt. Aufbauend auf dem Programm ‘Clever mobil in Schwaz’ wurde 2007 mit dem Mobilitätspaket ‘Schwaz mobil’ noch ein Zahn zugelegt. Herzstück ist die Mobilitätsauskunftsstelle am Gemeindeamt. Die Stadt selbst führte ein Mobilitätsmanagement ein – schaffte Diensträder an und eröffnete zwei E-Tankstellen. Besonderes Augenmerk wurde auf die Schnittstellen im Umweltverbund gelegt: Hochwertige Haltestellen, moderne Fahrradabstellanlagen, Belebung des Bahnhofs. Beim ‘schranken-losen Bahnhof’ wird Mobilität mit Kultur- und Sozialprojekten kombiniert. Intensiv eingebunden werden auch die BürgerInnen. 6.000 Taschenfahrpläne für Bus und Bahn werden jedes Jahr verteilt, Neu-Zugezogene erhalten ein Mobilitäts-Infopaket. Etabliert haben sich auch die jährliche Radl-Börse sowie die ‘Sattelfeste’. Für die Volksschule wurde ein ‘Pedibus’ – der Autobus auf Füßen – installiert. Im jährlichen Stadtbudget sind 25.000 Euro für Maßnahmen im Fuß- und Radwegenetz sowie Umwelt-Öffentlichkeitsarbeit budgetiert. Für den Öffentlichen Verkehr sind pro Jahr 300.000 Euro veranschlagt. 2001 nutzten 330.000 Fahrgäste den Citybus, heute sind es knapp 700.000 pro Jahr.

Schwaz in Tirol, 13.000 EinwohnerInnen, Klimabündnis-Gemeinde seit 1991
Kontakt: Stadt Schwaz, www.schwaz.at/mobil


Bucklige Welt (Niederösterreich): ‘E-Mobil Bucklige Welt’
Kategorie Regionen

Die Bucklige Welt – das Land der 1.000 Hügel - eignet sich aufgrund der anspruchsvollen Topographie ideal als Versuchsgelände für E-Mobilität. Gleichzeitig soll für die Bevölkerung genauso wie für die Gäste die schöne Landschaft leichter als bisher zugänglich gemacht werden. Und das zu leistbaren Preisen. Genau das ist seit 2011 mittels E-Bikes nun auch für weniger sportliche Menschen möglich. In vier Gemeinden –Bad Schönau, Kirchschlag, Krumbach und Lichtenegg - startete das Projekt ‘E-mobil Bucklige Welt’. E-Tankstellen wurden errichtet und ein Wegenetz erstellt. An 14 Standorten stehen 40 Räder zur Verfügung und wurden auch gleich gut genutzt: von Mai bis Oktober 2011 wurden 600 Verleihvorgänge gezählt, bei den Segways ca. 120. Heuer liegt der Schwerpunkt auf e-mobiler Alltagsmobilität, gewerblicher Mobilität und Bewusstseinsbildung. Fünf weitere Gemeinden in der Klima- und Energiemodellregion Bucklige Welt – Wechselland wollen sich anschließen. Ein Grundpfeiler von ‘E-Mobil Bucklige Welt’ ist die Kombination mit Ökostrom. In allen vier Gemeinden werden Ökostromanlagen errichtet. In Bad Schönau versorgt bereits eine Photovoltaikanlage die Stromtankstelle mit Ökostrom. In Lichtenegg wird der Kleinwindpark genutzt. Weitere PV-Anlagen sind in Lichtenegg, Krumbach und Kirchschlag in Umsetzung.

Region Bucklige Welt in Niederösterreich - Gemeinden Bad Schönau, Kirchschlag, Krumbach und Lichtenegg, 13.000 EinwohnerInnen, Klimabündnis-Gemeinden seit 1999
Verein Leader Region Bucklige Welt - Wechselland   www.buckligewelt.at/e-mobil


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /